Engel auf Probe (German Edition)
paar bogenförmig aus der Reihe tanzen?”
“Das hat was mit Physik zu tun, Schätzchen. Sie lassen etwas aus einer bestimmten Höhe fallen, und es bildet jedes Mal ähnliche Muster aus.”
“Ähnliche, aber nicht dieselben. Und da setzt die Kunst des Krümellesens ein. Mal sehen, woran ich mich noch erinnere …” Angie tippte mit ihren langen roten Fingernägeln neben den Krümeln aufs Tischtuch. “Dieser Bogen da sagt etwas über Ihre Zukunft aus. So wie die Krümel sich ausgerichtet haben, bedeutet es, dass Sie nach jemandem suchen.”
“Und nach wem?” Reed klang gelangweilt. “Etwa nach Ihnen?”
“Nein, nicht nach mir.” Angie wandte den Kopf, und plötzlich waren ihre Lippen seinen so nah, dass Reed Angies Atem spüren konnte, während sie sprach – als berührten ihn sacht Schmetterlingsflügel an der Wange. “Sie suchen nach einer Frau – nach der einen, ganz bestimmten Frau, die Sie für den Rest Ihres Lebens lieben können.”
Das hätte er eigentlich kommen sehen müssen. Was war er doch für ein Narr gewesen! “Falsch, Schätzchen.” Reed verzog verächtlich das Gesicht und fegte die Krümel vom Tisch. “Eine Frau ist das Allerletzte, was ich mir vom Leben wünsche.”
Daraufhin umfasste Reed Angies Ellbogen mit eisernem Griff, bemüht, dabei nicht darauf zu achten, wie weich und zart sich ihre Haut anfühlte, und dem Drang zu widerstehen, seinen rauen Daumen über ihre empfindsame Armbeuge gleiten zu lassen. Er musste diese Frau haben. Er wollte ihre hellen Brüste und ihren zarten Hals erkunden, sich in ihrem verführerischen Mund verlieren, bis auch sie von Begehren nach ihm verzehrt wurde.
Aber dann riss er sich zusammen. Er durfte seiner Fantasie einfach nicht freien Lauf lassen. Er würde es nicht dulden, dass eine Frau noch einmal sein Leben durcheinanderbrachte. Nicht noch einmal. Nie wieder. “So, und jetzt sagen Sie mir, was Sie hier machen?”, forderte er sie dann streng auf. “Und ich hoffe, Sie haben eine gute Erklärung dafür.”
“In Ordnung.” Angie brauchte nur zu lächeln, und Reed schmolz förmlich dahin. “Wissen Sie … ich bin das Versuchskaninchen bei dieser Verabredung.”
4. KAPITEL
Reed brauchte einen Augenblick, um zu verstehen, was Angie da zu ihm gesagt hatte: “Versuchskaninchen?”
“Genau, das hier ist so etwas wie eine Generalprobe. Wir gehen zusammen aus, und ich zeige Ihnen, wie man sich einer Frau gegenüber bei einer Verabredung verhält.” Ganz sacht versuchte sie nun, ihren Arm zu befreien, den Reed immer noch umklammert hielt. “Zum Beispiel fasst man eine Frau nicht so grob am Ellbogen an. Es könnte blaue Flecke geben.”
Reed ließ los, und Angie schwebte engelsgleich zu ihrem Stuhl zurück, wobei der Seidenstoff des Kleides verheißungsvoll raschelte.
“Darf ich Ihnen auch einen Rat geben, Miss Makepeace?”
Angie nahm die Brille ab und setzte sie sich dann auf die üppige Lockenpracht. “Natürlich.”
Nachdem Reed sich so weit wie möglich über den Tisch zu ihr hinübergebeugt hatte, fuhr er sie an: “Man sollte seinen Chef nicht auf die Palme bringen, weil man dann ruck, zuck ohne Beschäftigung dasteht.”
Angie seufzte. “Ich wusste, Sie würden das hier nicht gut aufnehmen.”
“Warum sind Sie dann hier?”
Angie stützte die Ellbogen auf den Tisch und das Kinn in die Hände. Das Kerzenlicht schien auf ihrem Gesicht zu tanzen und gab ihren Augen einen silbrigen Schimmer. Irgendwie sah sie traurig aus, als sie Reed zur Antwort gab: “Ich habe Sie beobachtet, als Sie mit Pamela hier waren.”
“Mein Privatleben geht Sie gar nichts an.”
“Doch. Immerhin haben Sie mich darum gebeten, Ihnen eine Ehefrau zu suchen.”
“Bitte fangen Sie nicht schon wieder damit an.” Seufzend lehnte sich Reed im Stuhl zurück. “Sie sind meine Sekretärin, basta. Ich weiß nicht, warum meine Familie Sie in diese Sache hineingezogen hat. Aber es wäre mir lieber, wenn Sie sich da raushielten.”
“Aber in meiner Aufgabenliste …”
“Da hat sich jemand einen üblen Scherz erlaubt”, schnitt Reed ihr das Wort ab. “Ich brauche keine Frau. Und sollte ich irgendwann meine Meinung ändern, werde ich mich selbst darum kümmern. Haben wir uns verstanden?”
“Absolut.” Nun lächelte Angie auch wieder, und Reed hatte das Gefühl, als ginge die Sonne auf. “Aber da wir nun schon mal hier sind, Reed …”
“… sollte ich Ihr Angebot nutzen und mir ein paar Rendezvous-Tipps geben lassen?”
“Genau.”
“Na,
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