Engel auf Probe (German Edition)
wieder, sich freizumachen.
Doch Reed ließ sie nicht los. “Was wolltest du sagen? Wovor hast du am meisten Angst?”
“Vor meinen Gefühlen! Sind Sie nun zufrieden?”
“Es ist doch nur ein Kuss, Angie”, versuchte Reed vorsichtig, sie zu beschwichtigen. “Davor braucht man doch keine Angst zu haben.”
Vielleicht hatte er ja recht. Was konnte an einem einzigen Kuss schon falsch sein?
Wieder neigte Reed den Kopf zu Angie hinunter, wartete aber rücksichtsvoll ihre Reaktion ab. Ihr Schweigen war ihm Ermunterung genug. Er senkte den Mund ganz sacht auf ihren und schmeckte endlich die Süße ihrer Lippen.
Schnell öffnete sich Angie ihm ganz und erlaubte auch ihren Sinnen, sich Reeds Zärtlichkeiten hinzugeben. Aber es war ein vorsichtiges Geben und Nehmen – langsam und überlegt. Die Leidenschaft wurde bewusst im Zaum gehalten. Und doch gab es beiden einen Vorgeschmack auf die Genüsse, die sie voneinander erwarten durften – als kostete man einen winzigen Schluck von einem hervorragenden Wein.
“Siehst du”, sagte Reed schließlich, nachdem er sich von Angies Lippen hatte losreißen können, “es gibt gar keinen Grund, Angst zu haben.”
Angie versuchte nicht, sich von ihm zu befreien. Ganz im Gegenteil, sie hatte die Augen immer noch geschlossen und schien wie verzaubert von dem fast keuschen Kuss. Schließlich bewegten sich ihre Lider, und sie sah Reed gleichzeitig fragend und sehnsuchtsvoll an. Die Botschaft, die in ihrem träumerischen Blick lag, erstaunte Reed nicht nur, sondern weckte auch seine Neugier. Vielleicht hatte Angie erst vor Kurzem schlechte Erfahrungen gemacht. Vielleicht hielt sie Männer sonst immer auf Abstand. Oder ihr fehlte einfach die Wärme, die nur durch menschliche Nähe hervorgerufen wurde. Aber das war eigentlich nicht so wichtig. Angies Blick lud ihn förmlich ein, weiterzumachen und die Sehnsucht darin zu befriedigen.
Noch einmal verschloss sein Mund ihre Lippen. Aber diesmal hatte der Kuss nichts Zaghaftes mehr. Reed probierte nicht mehr, er nahm sich, was er haben wollte. Er erkundete ihren Mund begierig. Mit Lippen, Zunge und Zähnen erschloss er sich dadurch auch Angie.
Ihre Reaktion darauf kam auch prompt mit wilder Kraft, ähnlich dem Sturm, der um sie her aufzog. Nun war es an ihr, zu nehmen, zu erkunden und Reed mit dem ihr eigenen Geschmack den Stempel aufzudrücken. Das Donnergrollen übertrug sich auf die beiden, ließ ihre Körper erbeben, verstärkte die Sehnsucht und belebte den Jahrmillionen alten Wunsch der Geschlechter, sich zu vereinigen. Angies Lippen öffneten sich ihm, und ihr Atem wurde seiner.
Die Vorfreude hatte Angie eine Ausstrahlung verliehen, die unwiderstehlich war und Angie für Reed nur noch begehrenswerter machte, sodass er seine Lust kaum bezähmen konnte. Sein ganzer Körper war von Verlangen erfüllt, und dieses Gefühl schien alles andere zu verdrängen.
Aber das ging nicht nur Reed so. Er spürte Angies erregte Brustspitzen an seinem breiten Oberkörper, hörte ihr lustvolles Stöhnen, als er sie noch enger an sich zog, und fühlte den beschleunigten Schlag ihres Herzens. Er wollte sie. Es verlangte ihn nach ihr. Er musste sie haben. Er wollte, dass sie so neben ihm lag, wie Gott sie erschaffen hatte. Reed war sich sicher, dass sich Angies Verletzlichkeit dann in Stärke verwandeln und ihre Leidenschaft seine eigenen Gefühle widerspiegeln würde.
Schließlich frischte der Wind auf, und die ersten Regentropfen fielen auf sie herunter. Nur widerwillig zog sich Reed von Angie zurück und sagte dann noch einmal: “Siehst du, du brauchst gar keine Angst vorm Küssen zu haben.”
Im Schein der Straßenbeleuchtung glitzerten die Regentropfen in Angies Haar und auf ihren langen Wimpern wie geschliffene Diamanten, als sie darauf erwiderte: “Und ich habe dir schon einmal gesagt, dass das zwischen uns unmöglich ist.”
Da öffneten sich die Himmelsschleusen endgültig, und der kalte, strömende Regen durchnässte Angie und Reed in Sekundenschnelle. Lachend umfasste Reed Angies Gesicht und sagte: “Unmöglich? Nass vielleicht. Aber nicht unmöglich.”
“Doch! Und ich meine nicht nur das Küssen.” Plötzlich war es unheimlich laut um sie her, und Angie konnte kaum noch ihr eigenes Wort verstehen. Durch das Wasser verstärkte sich der Verkehrslärm und ließ die Reifen gleichsam über die Straße zischen. Das Donnergrollen war nun direkt über ihnen, und das Getrommel der Regentropfen auf dem Asphalt übertönte alles andere.
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