Engel auf Probe (German Edition)
erschreckend logisch, aber das wollte sich Angie nicht eingestehen. “Sie irren sich”, beharrte sie stattdessen lieber.
“Hör schon auf damit, Angie. Ich dachte, Ehrlichkeit sei dir so wichtig. Dann hab jetzt auch den Mut, die Wahrheit zu sagen. Bringen wir es hinter uns. Wir haben uns unterhalten. Wir haben verliebte Blicke getauscht. Wir haben uns sogar berührt, wenn auch nur ganz leicht. Zum Teufel mit dem Kaffee und dem Nachtisch! Nenn es meinetwegen Liebesrausch, oder wie man die Anziehung, die wir aufeinander ausüben, sonst noch in Worte fassen könnte. Aber sei ehrlich, was deine Gefühle angeht, und komm mit mir nach Hause!”
Entsetzt blickte Angie ihn an und schüttelte schließlich ganz langsam den Kopf. “Sie irren sich. Sie müssen sich einfach irren.” Dann stand sie plötzlich vom Stuhl auf, schnappte ihre Handtasche und eilte auf den Ausgang zu. Dabei wurde sie immer schneller, bis es aussah, als wirbele eine rote Feuersäule durchs Restaurant. Angie hörte noch, wie Reed ihr nachrief, reagierte aber nicht darauf. Sie wusste nur, dass sie das Lokal dringend verlassen musste. Sie flog geradezu an Roberto vorbei und kam schließlich zu den Drehtüren am Eingang.
“Ah, das muss der Liebesrausch sein!”, hörte sie Roberto hinter sich sagen. “Endlich!”
Reed hatte sie beinahe eingeholt und sich in den zweiten Abschnitt der Drehtür geschoben. Seine Körperwärme schien sogar die Trennscheibe zu durchdringen. Es kam Angie wie eine Ewigkeit vor, bis die Drehtür sie auf den Bürgersteig entließ. Sie zögerte keinen Augenblick, sondern hastete die Straße entlang. Nur weg von diesem Restaurant – und diesem Mann.
Aber Reed war zu schnell. Angie war nicht einmal drei Meter weit gekommen, als er sie beim Arm packte und atemlos hervorstieß: “So warte doch, Angie!”
“Nein!”, rief sie und wandte sich zu ihm um. Im Hintergrund ertönte fernes Donnergrollen, dessen Echo von all den Stahl- und Zementkonstruktionen der Stadt zurückgeworfen wurde. “Sie haben alles missverstanden.”
Ein Blitz erhellte den Nachthimmel und ließ Reeds sonst so ebenmäßige Züge bizarr und kantig erscheinen und seine Augen gespenstisch leuchten. “Dann erklär’s mir!”
“Ich bin nicht diejenige, die Sie glücklich machen soll. Diese … Sache zwischen uns … ist unmöglich.”
“Tatsächlich?” Reed nahm Angie in die Arme und zog sie ganz fest an sich. Angie spürte, dass er erregt war und ihr sein Begehren gern zügellos bewiesen hätte. “Du hast mir geschworen, mich niemals anzulügen, Angie. Aber genau das tust du im Augenblick.”
“Da ist nichts zwischen uns, Reed. Da darf nichts sein.”
“Ich kann dir beweisen, dass da etwas ist.” Er umschloss Angies Kopf und ließ die Hände dann in ihre blonde Lockenpracht gleiten. “Es ist ganz leicht. Ich brauche nur das hier zu tun …”
5. KAPITEL
Reed beugte den Kopf zu Angie hinunter, um sich einen Kuss zu stibitzen. Als er aber ihren Gesichtsausdruck sah, zögerte er.
Tränen standen ihr in den Augen und bezeugten, dass es kein Spiel mehr war. Zumindest nicht für Angie. Reed hatte noch nie eine so beherrschte Frau kennengelernt – eine, die so in sich ruhte und der die kleinen Unzulänglichkeiten der anderen so wenig ausmachten. Aber jetzt, da er diese Frau in den Armen hielt und ihr in die tränenfeuchten Augen sah, erkannte er auch, wie verletzlich sie war. Da stand sie nun vor ihm – schutzlos und angreifbar.
Weit, weit im Hintergrund zerrissen Blitze die bizarren Wolkengebilde am Himmel und warfen einen silbrigen unwirklichen Schein auf Angies Gesicht, der ganz deutlich machte, was sie unbedingt verbergen wollte: Angst!
“Was ist denn los?”, fragte Reed erschrocken. “Wovor fürchtest du dich?”
Angie wollte schon wieder davonlaufen – wahrscheinlich, um ihm seine Frage nicht beantworten zu müssen. Doch Reed hielt Angie fest, legte ihr zwei Finger unters Kinn und hob ihr Gesicht an. Aber nun sprach daraus auch Verärgerung.
“Verdam…
verflixt!
Ich kann gar nicht glauben, dass das passiert. Wollen Sie wirklich eine Antwort auf Ihre Frage, Reed?”
Er nickte.
“Na schön, Sie bekommen sie. Ich habe Angst davor, dass wir unsere Beziehung nicht mehr kontrollieren können.” Angie war plötzlich so aufgeregt, dass die Worte nur so aus ihr heraussprudelten. “Ich habe Angst, in meinem Job zu versagen. Ich habe Angst vor der Zukunft. Aber am meisten fürchte ich mich vor …” Sie verstummte und versuchte
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