Engel auf Probe (German Edition)
wahrscheinlich Sekretärin Nummer sieben, die aus der Hölle – hatte behauptet, die wiedergeborene Kleopatra zu sein, und panische Angst vor Schlangen gehabt. Aber das mit dem Engel war absolute Premiere.
“Solange ich allerdings hier bin, werde ich mich um dein Sekretariat kümmern.”
“Nur interessehalber: Wie bezahlt man einen Engel?”
“Ich brauche kein Geld. Ich befinde mich auf einer Mission. Das habe ich dir von Anfang an gesagt.”
“Was für eine Mission?” Reed sah Angie misstrauisch an.
“Ich wiederhole mich nur ungern: Aber ich bin hier, um dir eine Ehefrau zu suchen.” Noch einmal schenkte Angie Reed ihr tränenfeuchtes Lächeln, das ihn zutiefst berührte. Dann ließ sie ihn stehen und ging barfuß durchs Wohnzimmer. Sie bewegte sich genauso anmutig, wie man es von einem Engel erwarten konnte, auch wenn ihr regennasser Rock sie beim Gehen ein wenig behinderte. Ohne ein weiteres Wort verschwand sie schließlich im Badezimmer und überließ Reed seiner unbefriedigten Lust.
Na toll!
Diesmal stand außer Frage, dass er das
große
Los gezogen hatte. Ein Engel der ganz aufregenden, leidenschaftlichen, verführerischen Art war ihm erschienen und nun in seinem Badezimmer verschwunden. Aber warum? Etwa um ihm danach Freude, Frieden und Glück zu bringen? Oder gute Mär? Um mit ihm ins Bett zu gehen und ihn lang, ausschweifend und leidenschaftlich zu lieben, bis er an nichts anderes mehr denken konnte?
Nein, zum Teufel! Dieser Engel war zu ihm gekommen, um ihm zu der einen Sache zu verhelfen, die er am wenigsten gebrauchen konnte: zu einer Ehefrau … Ironie des Schicksals oder einfach nur Pech?
Kopfschüttelnd stand Reed da und fragte sich, wie viel Pech ein Mann überhaupt haben konnte.
Am nächsten Morgen kam Angie der Weg von der Eingangstür der Harding-Baugesellschaft bis zu ihrem Schreibtisch viel länger vor als sonst. Abgesehen davon, dass sie gedanklich immer noch mit den Ereignissen des vergangenen Abends beschäftigt war, schien jeder Mitarbeiter plötzlich mit ihr sprechen zu wollen. Das passierte irgendwann bei jeder Mission. Als ob die Leute ahnten, was sie wirklich war, und sich dadurch zu ihr hingezogen fühlten.
Außerdem war Rot zur absoluten Lieblingsfarbe der weiblichen Angestellten geworden. Die Farbskala reichte dabei von Orange- bis hin zu Weinrot. Zwei Frauen hatten sogar ihre Haarfarbe geändert und trugen nun Platinblond wie Angie. Ganz schön kess.
Nachdem Angie mit jedem ihrer Kollegen einige freundliche Worte gewechselt hatte, glaubte sie schon, unbehelligt die letzten Schritte zu ihrem Schreibtisch zurücklegen zu können, aber da tauchte Joel auf.
“Morgen, Angie.” Seit den Vorbereitungen für die Sache im
Sarducci’s
waren sie per Du. “Rate, was passiert ist?”
Angie zuckte die Schultern.
“Meine Bestellung ist angekommen.”
Angie verstand immer noch nicht.
“Du weißt schon, die Bauteile für das Modell vom Wellsby-Projekt. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel das geworden ist. Das ganze Zeug hat bestimmt eine Wagenladung beansprucht.”
“Da bin ich aber neugierig, wo du es hast abladen lassen. Vor dem Haus war nämlich nichts.”
“Miss Makepeace!”, hallte da Reeds aufgebrachte Stimme durchs Büro.
“Oh Joel, du hast es doch nicht etwa …?”
“In Reeds Büro war am meisten Platz”, verteidigte sich Joel kleinlaut.
“In Ordnung, mach dir keine Sorgen, irgendwie bekomme ich das schon hin.” Angie seufzte und ging dann beherzt auf Reed zu, der an der Tür zu seinem Büro stand und Angie wütend anfunkelte.
“Guten Morgen, Mr Harding”, sagte sie so fröhlich wie möglich.
“Das ist kein guter Morgen, Miss Makepeace. Es ist sogar ein ganz abscheulicher. Möchten Sie wissen, warum?”
Etwa weil ich letzte Nacht nicht mit ihm geschlafen habe, überlegte Angie. Aber nein, Reed würde eine Privatangelegenheit nie ins Büro tragen. “Hat es was mit Joels Projekt zu tun?”
Anstatt zu antworten, öffnete Reed die Tür noch ein bisschen weiter, und da sah Angie, was ihn so aufgebracht hatte. Das ganze Zimmer war voller Kisten. Lediglich ein ganz schmaler Gang bis zum Schreibtisch war frei geblieben.
Dann hörte Angie ein Winseln. Scratch! Er lag sicher auf der Ledercouch und kam nicht mehr davon weg, ohne seine wahre Identität zu offenbaren.
“Ich muss den Hund befreien!”
“Nein, Sie müssen das ganze Zeug hier wieder rausschaffen. In fünfundvierzig Minuten habe ich eine wichtige Besprechung.”
Angie versuchte,
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