Engel auf Probe (German Edition)
eine der Kisten zur Seite zu rücken. Aber sie war viel zu schwer. “Verdammt!” Sofort hätte sie sich wegen des ungehörigen Ausrufs am liebsten die Zunge abgebissen. “Ich dachte, Joel bestellt Material für ein kleines Tischmodell.”
“Sie haben noch vierundvierzig Minuten, Miss Makepeace!”
“Nun hör schon auf, Reed.” Joel hatte sich ebenfalls ins Büro gedrängt. “Du weißt genau, dass sie das nicht allein rausschaffen kann. Wie wär’s, wenn du deine Besprechung im Konferenzzimmer abhältst, und in der Zwischenzeit bringe ich das hier in Ordnung?”
“Ja, stell den ganzen Kram erst mal ins Apartment. Das brauche ich im Augenblick sowieso nicht.”
Er ist mir also doch wegen letzter Nacht böse, dachte Angie. “Brauchen Sie
mich
noch, Mr Harding?”
“Ja, ich habe was mit Ihnen zu besprechen.” Und zu Joel gewandt, der sich gerade eine der Kisten auflud, damit Scratch wieder freien Blick von der Couch hatte, fuhr er fort: “Kannst du bitte später weitermachen?”
“Du bist der Boss.”
Nachdem die Tür hinter Joel ins Schloss gefallen war, wandte sich Reed an Angie. “Du trägst ja schon wieder Rot. Eine interessante Farbwahl für einen Engel.”
“Nun, aus irgendeinem Grund sieht man Rot im Himmel nicht so gern. Deshalb trage ich diese Farbe immer, wenn mich meine Missionen auf die Erde führen.” Angie kramte Stenoblock und Brille aus ihrer Handtasche und fragte dann: “Soll ich noch etwas für deine Besprechung vorbereiten?”
“Nein, das kann warten. Ich möchte mit dir über letzte Nacht sprechen.”
Mit einem verstohlenen Blick zur Couch hinüber, auf der Scratch zweifellos aufmerksam die Unterhaltung verfolgte, sagte Angie: “Ich möchte lieber nicht darüber sprech…”
“Liegt es daran, dass ich dein Chef bin? Willst du deshalb nicht mit mir schlafen?”
Angie zuckte erschrocken zusammen und sah wieder zu Scratch hinüber. Das erste Mal seit ihrer Mission schien er wirklich ganz bei der Sache zu sein, und Angies Wangen wurden so rot wie ihr Kleid. Verdam…
verflixt!
Sie war nicht mehr errötet, seitdem man sie beim Knutschen im Hinterzimmer des Chemielabors erwischt hatte.
“Angie, ich warte!”
“Reed … Ich habe dich nicht abgewiesen, weil du mein Chef bist. Ich weiß doch, dass du unsere Beziehung auf das Geschäftliche beschränkt hättest, wenn ich wirklich nichts von dir gewollt hätte.”
“Aber so war es nicht, oder?”
Angie konnte nicht lügen, auch wenn sich Scratch im Raum befand – oder gerade deshalb? “Nein. Ich fühle mich unheimlich zu dir hingezogen. Aber deswegen bin ich nicht hergekommen. Meine Mission besteht darin, dir eine Frau zu suchen.”
“Dein Job ist es, mein Sekretariat zu führen, und nicht, mich zu verkuppeln.” Nun blitzten Reeds haselnussbraune Augen richtig zornig.
“Aber auf der Liste …”
“Zum Teufel mit der Liste! Ich will nicht, dass du dich um mein Liebesleben kümmerst. Es sei denn, wir können da weitermachen, wo wir letzte Nacht aufgehört haben.”
Angie klappte den Stenoblock zu und nahm die Brille ab. “Du verstehst einfach nicht, dass mir keine andere Wahl bleibt, als meine Mission zu erfüllen.”
Reed schloss die Augen und atmete tief ein und aus, bevor er Angie antwortete: “Entweder, du hörst jetzt mit diesem Himmelsquatsch auf, oder du suchst dir einen neuen Job.”
“Aber ich kann meine Mission …”
“Es reicht!” Reed stieß den Stuhl zurück und stand auf. “Es ist eine nette Geschichte, Angie. Aber ich habe hier eine Firma zu führen und kann mir keine Sekretärin leisten, die mehr daran interessiert ist, mein Liebesleben zu organisieren als meinen Terminplaner.”
“Aber ich kann damit umgehen!”
“Du vielleicht, aber ich nicht.” Reed massierte sich mit der rechten Hand den Nacken. “Also, du hast die Wahl: Du machst diesen Job, wie ich mir das vorstelle, oder du gehst.”
Nervös befeuchtete sich Angie die Lippen. “Reed, du bist meine letzte Chance.”
“Du musst ja nicht gehen”, lenkte er ein. “Versprich mir nur …”
“Das kann ich nicht”, flüsterte sie. “Es wäre eine Lüge.”
“Ich verstehe.” Reeds Züge verhärteten sich. “War interessant, mit Ihnen zu arbeiten, Miss Makepeace. Die Lohnbuchhaltung stellt Ihnen einen Scheck aus.”
“Das ist nicht nötig.” Angie gelang sogar ein Lächeln, obwohl ihr eigentlich zum Heulen zumute war. “Engel brauchen kein Geld.” Dann schulterte sie ihre winzige Handtasche und verließ das
Weitere Kostenlose Bücher