Engel auf Probe (German Edition)
man Sie hergeschickt, Angie. Aber Sie waren ja nicht in der Lage, ihm das zu geben. Oder haben Sie Ihren Auftrag vergessen?”
“Nein, ich kümmere mich schon darum. Bitte …”
“Nun gut. Ich werde Ihnen noch drei weitere Tage zugestehen. Bis Montag müssen Sie Ihre Mission erfüllt haben, und dann kommen Sie nach Hause. Und denken Sie an den Wunsch, der ihm gewährt werden soll, Angie. Denken Sie an den Wunsch!” Goodenkinds Umrisse verschwammen wieder, und seine letzten Worte wehten zu Angie herüber wie von einer leichten Sommerbrise getragen. “Denken Sie an den Wunsch, Angie … den Wunsch … den Wunsch … den Wunsch …”
Dann war Goodenkind verschwunden.
Als Reed sich an diesem Abend fürs Dinner umzog, überlegte er, welchen Rotton Angie wohl diesmal wählen würde und ob ihr Kleid wieder so atemberaubend wäre wie damals im Restaurant. Aber ganz egal, was sie trug: Mit Sicherheit würde sie zum Mittelpunkt des Abends werden. Angie zog die Leute magisch an. Und sobald jemand auch nur in ihre Nähe kam, war er sofort wie verzaubert. Reed hatte noch nie einen Menschen getroffen, der so viel Charme besaß wie Angie.
Als Reed schließlich ins Wohnzimmer kam, stand Angie am Fenster und hatte ihm den Rücken zugekehrt. Wie vermutet, trug sie Rot – Rosarot, um genau zu sein. Das Kleid wurde am Nacken gehalten, sodass Angies Rücken frei blieb. Der Rock des Kleides fiel in großzügigen Falten bis auf den Boden. In dem gedämpften Licht hatte Angies Teint einen durchscheinenden Schimmer und sah so zart aus, wie man es nur bei einem Engel vermutet hätte.
Verwundert über sich selbst, schüttelte Reed den Kopf. Jetzt fing er auch schon mit diesem Quatsch an!
“Wie ist dein Meeting verlaufen?”, fragte Angie, ohne sich umzudrehen.
“Sehr erfolgreich, danke. Es tut mir leid, dass ich so spät dran bin. Aber mein letztes Treffen dauerte länger als angenommen.”
“Kein Problem. So hatte ich Zeit genug, mit dem Laptop einige Notizen ins Reine zu bringen.”
Angie hatte sich immer noch nicht umgedreht, und Reed sah nur ihr Spiegelbild in der Fensterscheibe. Ihr Haar schimmerte silbrig und umrahmte ihr Gesicht, in dem das Tiefrot der leicht feuchten Lippen mit dem sehnsuchtsvollen Blick ihrer blauen Augen wetteiferte. Angie kam Reed irgendwie so entrückt und unberührbar vor – geradezu engelsgleich.
Plötzlich überlief ihn ein eiskalter Schauder. Er war nie ein besonders gläubiger Mensch gewesen. Er glaubte nur an das, was er anfassen, sehen, schmecken und mit seiner Hände Arbeit errichten konnte. Aber wie er nun so dastand und Angies Spiegelbild betrachtete, regte sich in ihm eine Art sechster Sinn. Irgendetwas stimmte nicht mit Angie. Reed konnte es regelrecht fühlen.
“Angie?”
“Ja.”
“Hast du im Büro angerufen?”
“Ja, alles in Ordnung.”
Was hatte sie dann so aufgebracht? Wenn es nichts mit der Firma zu tun hatte, dann vielleicht mit dem Hotel. Oder mit ihrem Privatleben. Angie strahlte die Anspannung regelrecht aus.
“Was ist los, Liebling?”
Anstatt zu antworten, hob Angie die Hand und legte sie auf das Fenster. “Ich kann fühlen, wie die Scheibe vom Verkehrslärm vibriert”, sagte sie dann leise. “Als wäre es entferntes Donnergrollen. Weißt du, Reed, das ist mir früher nie aufgefallen. Ich war immer viel zu beschäftigt.”
Reed ging noch näher zu Angie und stellte sich dicht hinter sie. Dann legte auch er eine Hand auf die Scheibe, direkt neben Angies. “Du spürst es jetzt.”
Angie ließ den Kopf sinken. “Jetzt ist es zu spät.”
“Es ist nie zu spät.”
“Für mich schon.”
Als Reed ihr die Arme um die Taille legte, drehte Angie sich endlich zu ihm um. Tränen glitzerten in ihren Augen, als sie sagte: “Aber für dich ist es noch nicht zu spät.”
Reed wusste sofort, wovon sie sprach. “Ich will aber keine Ehefrau.”
“Versteh mich doch. Ich habe nicht mehr viel Zeit, um meinen Auftrag zu erfüllen.” Angie umklammerte Reeds Reversaufschläge und ballte dann die Hände zu Fäusten. “Sag mir, was du willst, Reed, und du bekommst es von mir.”
Da brauchte er nicht lange zu überlegen und antwortete sofort: “Nur das …” Dann drückte er die Lippen auf ihren Mund, der süß und herrlich schmeckte – einfach himmlisch eben. Reed hätte Angie immer so im Arm halten und küssen mögen. Es war ganz leicht, sie zu lieben. Er begehrte Angie mehr als jede andere vor ihr – sogar noch mehr als Emily – und wünschte, er könnte
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