Engel auf Probe (German Edition)
sie haben. Und zwar nicht nur für eine Nacht, sondern für immer.
“Es tut mir leid, aber was hast du gesagt?” Angie löste sich ein wenig von ihm, und mit den Lippen immer noch ganz nah an seinen, atmete sie tief ein und sah verwirrt zu ihm auf.
“Ich habe nichts gesagt.” Reed rieb die Nase an Angies Wange und strich dann mit der Nasenspitze langsam über Angies samtweiche Haut, bis er an die Stelle unterhalb ihres Ohrs kam, an der Angie für Zärtlichkeiten besonders empfänglich war. Und wieder spürte Reed an seinem Mund Angies Puls rasen.
“Ich dachte, du hättest mich um etwas gebeten”, beharrte Angie.
“Ja, um einen Kuss.”
“Nein, ich meine danach. Ich dachte, du hast dir was gewünscht …”
“Ich wollte nur einen Kuss.”
“Jetzt fange ich schon an, Dinge zu hören, die gar nicht da sind.”
“Ist das so bei Engeln?”, neckte Reed sie.
Angie stand ganz still da, als sie ihm darauf ernsthaft erwiderte: “Manchmal.” Dann erforschte sie mit Blicken Reeds Gesicht, als suchte sie darin die Antwort auf eine lebenswichtige Frage. “Manchmal sind Wünsche so stark, dass Engel sie hören können. Besonders wenn es sich dabei um echte Herzenswünsche handelt. Was hast du dir gewünscht, Reed?”
Er ließ die Arme sinken und befreite sich aus Angies Umarmung. “Ich glaube genauso wenig an die Erfüllung meiner Wünsche wie an Engel.”
Angie streckte die Hand nach Reed aus, hielt dann aber inne. “Was, wenn ich dir einen Herzenswunsch gewähren könnte? Ohne Bedingungen.”
“Ich würde dankend ablehnen.” Reed verzog verächtlich den Mund. “Wünsche erfüllen sich nämlich nicht einfach so. In diesem Leben bekommt man nichts geschenkt. Es gibt immer einen Haken.”
“Bist du dir da ganz sicher?”
“Haben sich deine Wünsche jemals erfüllt?”
Nein, dachte Angie und wollte sich schon abwenden, aber Reed hielt ihr zwei Finger unters Kinn und zwang sie so, ihn anzusehen. “Du hast mir versprochen, mir immer die Wahrheit zu sagen … Also, haben sich deine Wünsche je erfüllt?”
Langsam schüttelte Angie den Kopf und presste die Lippen fest zusammen, um ein Zittern zu verbergen, bevor sie sagte: “Nein, nie.”
Reed spürte Angies Verzweiflung und wie sehr diese Unterhaltung ihr wehtat. Aber das hielt ihn nicht davon ab, auch noch die nächste Frage zu stellen, die ihm auf den Nägeln brannte. “Und was ist mit der Liebe? Ich meine die, die einen in der Seele berührt und ein Leben lang anhält? Hast du das schon einmal erlebt?”
Wieder schüttelte Angie den Kopf, und der schmerzliche Ausdruck in ihren Augen war fast mehr, als Reed ertragen konnte. “Aber das heißt noch lange nicht, dass diese Form der Liebe nicht existiert, Reed.”
Angie klang richtig verzweifelt, doch Reed konnte einfach nicht anders, er musste das Thema noch weiter vertiefen. “Du hast selbst also noch keine richtige Liebe erlebt! Und dann willst du mir unbedingt einen Wunsch erfüllen? Durftest du dir schon einmal etwas wünschen, ohne dass das dicke Ende hinterherkam?”
“Nein, nie.”
Da stand sie nun vor ihm – beinahe unwirklich zart, herzzerreißend schön und grundehrlich.
“Du glaubst also selbst nicht an Träume, die wahre Liebe ist dir auch noch nie begegnet, und die Erfüllung deiner Wünsche lässt nach wie vor auf sich warten. Und da verlangst du von mir, daran zu glauben?”
“Ja.”
“Das kann ich leider nicht, Angie.”
“Die Erfüllung deines Herzenswunsches”, versuchte Angie es trotzdem weiter, “ist Goodenkinds Geschenk an dich, nicht meines. Ich bin nur die Überbringerin.”
“Und was, wenn mir die Überbringerin lieber ist als die Gabe?”
Reed konnte an Angies Gesichtsausdruck ablesen, dass er sie nun bald da hatte, wo er sie haben wollte. Ihr Schutzschild war nur noch hauchdünn und umgab sie wie eine blass schimmernde Aura. Nur wenige bissige Worte würden diesen Schleier zerreißen. Ein scharfer Kommentar, und er, Reed, könnte dieses wochenlange Getue mit dem Engelsquatsch ein für alle Mal beenden. Er bräuchte nur zu warten, bis Angies Tränen versiegt waren, um sich dann die rührselige Geschichte anzuhören, die Angie dazu gebracht hatte, sich hinter der Engelsmaskerade zu verstecken. Und danach könnte er endlich mit ihr ins Bett.
Sie hätten eine kurze, leidenschaftliche Affäre, und dann würde jeder seiner Wege gehen. Natürlich würden sie sich in aller Freundschaft trennen, dafür wollte er schon sorgen. Mit Ausnahme von Emily hatten
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