Engel aus Eis
Höhe, als er sah, dass Martin gegen seinen Besuch protestieren wollte. »Ich bin als Sohn von Frans Ringholm hier.« Er ließ sich schwerfällig auf den Besuchersessel fallen.
»Mein Beileid …« Martin wusste nicht recht, wie er weitersprechen sollte. Es war schließlich kein Geheimnis, wie das Verhältnis zwischen Vater und Sohn ausgesehen hatte.
Kjell wischte seine Verlegenheit weg und steckte die Hand in die Jackentasche. »Das hier habe ich heute bekommen.« Der Ton war neutral, aber seine Finger zitterten, als er den Brief auf den Schreibtisch warf.
Martin öffnete ihn, nachdem ihm Kjell mit einem Nicken zu verstehen gegeben hatte, dass ihm das recht war. Schweigend las er die drei handgeschriebenen Seiten, zog jedoch mehrmals die Augenbrauen hoch.
»Er gesteht nicht nur den Mord an Britta, sondern bekennt sich auch schuldig am Tod von Hans Olavsen und Erik Frankel.« Martin starrte Kjell an.
»Ja, so steht es da.« Kjell senkte den Blick. »Aber ich nehme an, auf den Gedanken sind Sie bereits selbst gekommen. Es dürfte Sie also nicht sonderlich überraschen.«
»Wenn ich etwas anderes behaupten wollte, müsste ich lügen«, nickte Martin. »Aber eigentlich haben wir nur für den Mord an Britta konkrete Beweise.«
»Dann ist Ihnen dieses Geständnis wahrscheinlich eine Hilfe.« Kjell zeigte auf den Brief.
»Und Sie sind sicher, dass …?«
»Ja, das ist die Handschrift meines Vaters. Ich bin mir ganz sicher, dass mein Vater diesen Brief geschrieben hat. Es wundert mich auch nicht«, fügte er verbittert hinzu, »aber ich hätte nie gedacht …« Er schüttelte den Kopf.
Martin senkte den Kopf und las den Brief noch einmal. »Wenn man es genau nimmt, schreibt er im Grunde nur, dass er Britta ermordet hat. Dann drückt er sich etwas schwammiger aus: Ich trage die Schuld an Eriks Tod und am Tod des Mannes, den ihr in einem fremden Grab gefunden habt. «
Kjellzuckte mit den Schultern. »Ich sehe da keinen Unterschied. Er drückt sich nur hochtrabend aus. Nein, ich habe keinen Zweifel daran, dass mein Vater …« Anstatt weiterzusprechen, atmete er tief ein, als müsse er seine Gefühle in Schach halten.
Nachdenklich las Martin weiter. »Ich habe geglaubt, ich könnte alles auf meine Weise in Ordnung bringen, ich dachte, ich könnte mit einer einzigen kraftvollen Handlung alles lösen, alles im Verborgenen halten. Doch als ich das Kissen hob, wusste ich bereits, dass dies überhaupt keine Lösung war. Und ich begriff, dass mir nur noch eine Alternative blieb. Ich war am Ende. Die Vergangenheit hatte mich eingeholt.« Martin blickte hoch zu Kjell. »Verstehen Sie, was er damit meint? Was sollte im Verborgenen bleiben? Von welcher Vergangenheit spricht er?«
Kjell schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung.«
»Ich würde das gerne eine Weile behalten.« Martin wedelte mit den Briefbögen.
»Natürlich«, erwiderte Kjell müde. »Behalten Sie den Brief. Andernfalls hätte ich ihn verbrannt.«
»Ich habe übrigens meinen Kollegen Gösta gebeten, bei Gelegenheit ein paar Worte mit Ihnen zu wechseln. Aber das könnten wir vielleicht jetzt gleich machen.« Vorsichtig steckte Martin die handgeschriebenen Blätter in eine Plastikhülle und legte sie beiseite.
»Worum geht es?«, fragte Kjell.
»Um Hans Olavsen. Soweit ich weiß, haben Sie gewisse Nachforschungen zu seiner Person angestellt?«
»Was spielt das jetzt noch für eine Rolle? In dem Brief hat mein Vater doch zugegeben, dass er ihn ermordet hat.«
»So kann man es deuten, aber es bleiben noch immer viele offene Fragen zu ihm und seinem Tod, auf die wir gerne eine eindeutige Antwort hätten. Wenn Sie mir also irgendwie weiterhelfen können, egal wie …« Martin lehnte sich mit ausgebreiteten Armen zurück.
»Haben Sie mit Erica Falck gesprochen?«, fragte Kjell.
Martin schüttelte den Kopf. »Das werden wir auch tun, aber da Sie schon einmal hier sind …«
»Ich habe ja nicht viel zu sagen.« Kjell berichtete, dass er Kontakt mit Eskil Halvorsen aufgenommen hatte, aber bis jetzt noch nichts über Hans Olavsen von ihm erfahren hatte, und nicht wusste, ob das jemals passieren würde.
»Könnten Sie ihn nicht kurz anrufen und fragen, ob er etwas gefunden hat?«, fragte Martin neugierig und zeigte auf das Telefon auf seinem Schreibtisch.
Achselzuckend zog Kjell ein abgegriffenes Adressbuch aus der Jackentasche. Er blätterte, bis er die Seite mit dem gelben Klebezettel gefunden hatte, auf dem Eskil Halvorsens Nummer stand.
»Ich glaube
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