Engel aus Eis
warf ihm einen erstaunten Blick zu.
»Woher weißt du das?«
»Ich finde den Zweiten Weltkrieg auch interessant. In den letzten Jahren habe ich viel gelesen und Dokumentarfilme über das Thema auf Discovery gesehen.«
»Aha.« Martin wunderte sich noch immer. Sie arbeiteten seit einigen Jahren zusammen, aber Gösta hatte nie erwähnt, dass er sich für irgendetwas außer Golf interessierte.
Sie sahen sich eine weitere Stunde im Haus um, aber es kam nichts Neues zum Vorschein. Trotzdem war Martin zufrieden, als er den Wagen zurück zur Dienststelle lenkte. Der Name Frans Ringholm war immerhin ein Anhaltspunkt.
Im Konsum-Supermarkt war nicht viel los. In aller Ruhe streifte Patrik durch die Gänge zwischen den Regalen. Es war befreiend, für eine Weile das Haus zu verlassen. Ein schönes Gefühl, einen Augenblick allein zu sein. Heute war erst der dritte Tag seines Erziehungsurlaubes, und ein Teil von ihm war begeistert davon, dass er mit Maja zu Hause bleiben durfte. Einem anderen Teil fiel es jedoch schwer, sich daran zu gewöhnen. Nicht, dass er nicht alle Hände voll zu tun gehabt hätte. Er hatte schnell gemerkt, dass man wirklich nicht an Beschäftigungsmangel litt, wenn man für eine Einjährige sorgen musste. Das Problem war nur, dass diese Aufgabe nicht sonderlich anregend war, dachte er schuldbewusst. Außerdem war man unglaublich fremdbestimmt. Er konnte nicht einmal in Ruhe auf die Toilette gehen, da Maja sich mittlerweile vor die Tür stellte, »Papa, Papa, Papa« schrie und mit ihren kleinen Fäusten dagegen hämmerte, bis er aufmachte. Dann stand sie neugierig neben ihm und beobachtete ihn bei der Tätigkeit, die er bislang am liebsten allein erledigt hatte.
Er schämte sich ein bisschen, dass er Erica gebeten hatte, für ihn einzuspringen, aber da Maja schlief, konnte sie ja trotzdem arbeiten. Oder sollte er kurz anrufen und sicherheitshalber nachfragen? Er wollte gerade sein Handy aus der Tasche ziehen, als ihm einfiel, dass es wahrscheinlich noch auf dem Küchentisch lag. So ein Mist! Aber es war bestimmt alles in Ordnung. Er sah sich bei der Babynahrung um. »Fleischklößchen in Sahnesauce«, »Fisch in Dillsauce«, na ja … »Spaghetti alla Bolognese« hörte sich viel leckerer an. Er nahm fünf Gläser mit. Oder wäre es nicht vielleicht besser, wenn er das Essen für Maja selbst zubereitete? Das war eine gute Idee, dachte er und stellte drei Portionen wieder ins Regal. Er konnte einen großen Topf auf Vorrat kochen, Maja würde neben ihm sitzen …
»Lass mich raten. Du begehst gerade den Anfängerfehler, die Babynahrung selbst zubereiten zu wollen.«
Die Stimme war ihm seltsam vertraut, aber trotzdem irgendwie fehl am Platz. Patrik drehte sich um.
»Karin? Was machst du denn hier?« Patrik hatte nicht damit gerechnet, seine Exfrau im Konsum in Fjällbacka zu treffen. Er hatte sie nicht mehr gesehen, seit sie aus dem gemeinsamen Reihenhaus in Tanum ausgezogen war, um mit dem Mann zusammenzuziehen, mit dem er sie in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer erwischt hatte. Ein Erinnerungsfetzen kam ihm in den Sinn, verflüchtigte sich aber genauso schnell, wie er gekommen war. Das war jetzt so lange her.
»Leif und ich haben ein Haus in Fjällbacka gekauft. In Sumpan.«
»Ach.« Patrik versuchte krampfhaft, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen.
»Wir haben ja jetzt Ludde, und da wollte ich in der Nähe von Leifs Eltern wohnen.« Sie zeigte auf den Einkaufswagen. Patrik bemerkte erst jetzt den grinsenden Knirps, der darin saß.
»Sieh mal an«, erwiderte Patrik, »das war perfektes Timing. Ich habe nämlich ein kleines Mädchen im selben Alter zu Hause, sie heißt Maja.«
»Davon habe ich auch schon gehört«, lachte Karin. »Du bist mit Erica Falck verheiratet? Richte ihr aus, dass mir ihre Bücher gefallen!«
»Werde ich machen.« Patrik winkte Ludde zu, der übers ganze Gesicht strahlte.
»Was machst du jetzt?«, erkundigte er sich neugierig. »Zuletzt hieß es, du würdest bei einem Wirtschaftsprüfer arbeiten.«
»Da habe ich vor drei Jahren aufgehört. Im Moment bin ich im Erziehungsurlaub, aber eigentlich bin ich bei einer Beraterfirma angestellt, die wirtschaftliche Dienstleistungen anbietet.«
»Ich bin auch seit drei Tagen im Erziehungsurlaub«, sagte Patrik nicht ohne Stolz.
»Das ist ja witzig! Wo ist denn …?« Karin blickte sich suchend um. Patrik grinste dämlich.
»Erica passt eine Zeitlang auf sie auf, weil ich ein paar Besorgungen machen musste.«
»Das
Weitere Kostenlose Bücher