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Engel aus Eis

Titel: Engel aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla L�ckberg
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sie mehr oder weniger fliegend um eine Ecke bogen, wurde Mellberg klar, was den Ausbruch verursacht hatte. Ernst stürzte sich auf einen großen, hellen Hund, der offenbar einer ähnlichen Rasse angehörte. Ungestüm tollten die beiden herum, während das Frauchen an der einen und Bertil an der anderen Leine zerrte.
    »Señorita! Platz! Pfui! Sitz!« Eine kleine dunkelhaarige Frau erteilte ihrer Hündin in barschem Ton Befehle, und im Gegensatz zu Ernst gehorchte diese sogar und zog sich von ihrem neuen Freund zurück. Beschämt setzte sie sich auf ihr Hinterteil und blickte ihr Frauchen verstohlen an.
    »Pfui, Señorita! Das ist nicht fein!« Unerbittlich zwang die Frau die Hündin während der Ermahnung zum Augenkontakt, und Mellberg war so beeindruckt, dass er beinahe auch bei Fuß gestanden hätte.
    »Ich … äh … bitte um Entschuldigung«, stammelte er und riss an der Leine, damit Ernst nicht wieder auf den anderen Hund losging, der dem Namen nach weiblich sein musste.
    »Sie haben Ihren Hund überhaupt nicht im Griff«, herrschte sie ihn in scharfem Ton an. Die blitzenden Augen von Señoritas Frauchen durchbohrten Mellberg. Die Dame hatte einen leichten Akzent, der zu ihrem südländischen Aussehen passte.
    »Das ist gar nicht mein Hund … Ich passe nur auf ihn auf, solange …« Mellberg stotterte herum wie ein Teenager. Er räusperte sich und versuchte es noch einmal mit einer etwas respekteinflößenderen Stimme: »Ich bin an Hunde nicht so gewöhnt. Und dieser hier gehört mir nicht.«
    »Das scheint er aber anders zu sehen.« Sie zeigte auf Ernst, der sich an Mellbergs Bein presste und ihn voller Bewunderung ansah.
    »Nun ja …«, hüstelte Mellberg leicht geniert.
    »Wir sollten uns vielleicht miteinander bekannt machen. Ich heiße Rita.« Sie reichte ihm die Hand, und er ergriff sie nach kurzem Zögern.
    »Ich habe mein Leben lang Hunde gehalten und kann Ihnenbestimmt ein paar Tipps geben. Außerdem ist es viel angenehmer, mit einer netten Begleitung spazieren zu gehen.« Sie wartete seine Antwort nicht ab, sondern marschierte einfach los. Ohne zu begreifen, wie ihm geschah, heftete Mellberg sich an ihre Fersen. Seine Füße schienen ein Eigenleben zu führen, und Ernst stolzierte mit unermüdlich wedelndem Schwanz neben Señorita her.

Fjällbacka 1943
    E rik? Frans?« Vorsichtig traten Britta und Elsy ein. Auf ihr Klopfen hatte niemand geantwortet. Sie sahen sich unruhig um. Herr und Frau Doktor würden bestimmt nicht viel davon halten, dass zwei junge Mädchen ihren Sohn besuchten, während sie nicht zu Hause waren. Meistens trafen sie sich unten in Fjällbacka, aber in einem Anflug von Übermut hatte Erik vorgeschlagen, sie sollten zu ihm nach Hause kommen, da seine Eltern tagsüber verreisen würden.
    »Erik?«, rief Elsy etwas lauter und machte einen Luftsprung, als sie aus dem Zimmer vor ihr ein »Pst« hörte. Erik streckte den Kopf aus der Tür und winkte sie herein.
    »Axel schläft oben. Er ist heute Morgen zurückgekommen.«
    »Oh, er ist so mutig …« Britta seufzte, doch als sie Frans erblickte, begannen ihre Augen wieder zu strahlen.
    »Hallo.«
    »Hallo«, erwiderte Frans, blickte aber an ihr vorbei zu Elsy. »Hallo, Elsy.«
    »Hallo, Frans.« Elsy ging direkt zum Bücherregal.
    »Mensch, habt ihr viele Bücher zu Hause!« Sie strich mit dem Finger über die Buchrücken.
    »Du kannst dir gerne etwas ausleihen«, antwortete Erik großzügig. »Du musst allerdings vorsichtig mit ihnen umgehen. Vater bedeuten die Bücher unheimlich viel.«
    »Klar.« Glücklich verschlang Elsy die Büchermassen mit den Augen. Sie las leidenschaftlich gern. Frans folgte ihrem Blick.
    »Ich halte Bücher für Zeitverschwendung«, sagte Britta. »Es ist viel besser, die Dinge selbst zu erleben, als die Erlebnisse von anderen Leuten zu lesen. Siehst du das auch so, Frans?« Britta setzte sich in den Sessel neben ihm und legte den Kopf schief.
    »Das eine schließt doch das andere nicht aus«, erwiderte er schroff, ohne sie anzusehen. Er konnte den Blick noch immer nicht von Elsy abwenden. Zwischen Brittas Augenbrauen zeichnete sich eine Falte ab. Sie sprang wieder auf.
    »Geht ihr am Samstag tanzen?« Sie machte ein paar Tanzschritte durchs Zimmer.
    »Ich glaube nicht, dass Vater und Mutter es mir erlauben«, sagte Elsy leise, ohne den Blick von den Büchern zu nehmen.
    »Nein, aber ratet mal, wer hingehen darf!« Britta tanzte noch ein paar Schritte. Sie versuchte, Frans hochzuziehen, doch der klammerte

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