Engel aus Eis
Spielsachen. Sie ließ ihn gnädig gewähren. Mellberg hängte seine Jacke auf, stellte ordentlich die Schuhe ins Regal und folgte Ritas Stimme in die Küche.
»Sie scheinen sich gut zu verstehen.«
»Wer?«, fragte Mellberg dümmlich, da sein Gehirn vollauf mit dem Anblick von Ritas herrlich üppigem Hinterteil beschäftigt war. Sie hatte ihm den Rücken zugewandt und füllte Kaffeepulver in die Maschine.
»Señorita und Ernst natürlich.« Sie drehte sich lachend um.
Mellberg grinste verlegen. »Ach so. Ja, sie mögen sich offenbar.« Ein kurzer Blick ins Wohnzimmer bestätigte das in etwas größerem Ausmaß, als ihm lieb war. Ernst beschnüffelte Señorita gerade unter dem Schwanz.
»Mögen Sie Zimtschnecken?«
»Schläft Dolly Parton auf dem Rücken?«, fragte Mellberg rhetorisch zurück, bereute es aber sofort. Rita sah ihn fragend an.
»Keine Ahnung. Vielleicht schon? Mit den Brüsten kann sie wahrscheinlich gar nicht anders …«
Mellberg lachte peinlich berührt. »Das sagt man so. Ich meinte damit, dass ich für mein Leben gerne Zimtschnecken esse.«
Dann beobachtete er verwundert, dass sie drei Tassen und drei Teller auf den Küchentisch stellte. Das Rätsel wurde gelöst, als Rita in einen Raum neben der Küche rief: »Es gibt Kaffee, Johanna.«
»Ich komme!«, ertönte es aus dem Zimmer, und eine Sekunde später kam eine unheimlich hübsche blonde Frau mit riesigem Bauch durch die Tür.
»Das ist meine Schwiegertochter Johanna.« Rita zeigte auf die hochschwangere Frau. »Und das ist Bertil. Er ist das Herrchen von Ernst. Ich habe ihn im Wald gefunden«, kicherte sie. Mellberg streckte die Hand aus, um sich vorzustellen, und ging eine Sekunde später fast vor Schmerzen in die Knie. Einen solchen Händedruck hatte er noch nie erlebt, und dabei hatte er einigen richtig derben Kerlen die Hand geschüttelt.
»Donnerwetter«, piepste er und konnte mit einem Seufzer der Erleichterung endlich seine Finger befreien.
Johanna betrachtete ihn belustigt und ließ sich mühevoll am Küchentisch nieder. Nachdem sie eine Position gefunden hatte, die es ihr gestattete, sowohl die Tasse als auch den Teller mit der Zimtschnecke zu erreichen, langte sie mit gesundem Appetit zu.
»Wann ist es so weit?«, fragte Mellberg höflich.
»In drei Wochen«, erwiderte sie kurz angebunden. Sie schien sich voll darauf zu konzentrieren, ihre Schnecke bis auf den letzten Krümel zu verspeisen. Dann nahm sie sich noch eine.
»Sie essen für zwei, wie ich sehe«, lachte Mellberg, aber Johannas wütender Blick brachte ihn zum Schweigen. Die Zicke war wirklich nicht leicht um den Finger zu wickeln.
»Das ist mein erstes Enkelkind.« Stolz und zärtlich streichelte Rita Johannas Bauch. Johanna sah ihre Schwiegermutter strahlend an und griff sanft nach ihrer Hand.
»Haben Sie Enkelkinder?«, erkundigte sich Rita neugierig, nachdem sie Kaffee nachgeschenkt und sich wieder zu Bertil und Johanna an den Tisch gesetzt hatte.
»Noch nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Aber ich habe einen Sohn. Er heißt Simon und ist siebzehn Jahre alt.« Mellberg plusterte sich auf. Der Sohn war zu einem späten Zeitpunkt in sein Leben getreten, und er hatte die Nachricht von seiner Existenz ohne großes Entzücken aufgenommen. Sie hatten sich jedoch Schritt für Schritt aneinander gewöhnt, und nun staunte er selbst über das Gefühl, das immer dann sein Herz wärmte, wenn er an Simon dachte. Er war ein guter Junge.
»Siebzehn, dann eilt es nicht. Aber ich sage Ihnen eins: Enkelkinder sind das Dessert im Leben.« Sie konnte es sich nicht verkneifen, Johanna erneut den Bauch zu tätscheln.
Während des Kaffeetrinkens plauderten sie nett miteinander, und die Hunde tobten durch die Wohnung. Mellberg war fasziniert von der reinen und unverfälschten Freude, die er hier in Ritas Küche empfand. Nach den Tiefschlägen der letzten Jahre hatte er von Frauen eigentlich nichts mehr wissen wollen, aber nun saß er hier – und fühlte sich pudelwohl.
»Na, was sagen Sie?« Rita blickte ihn herausfordernd an, und er musste sich eingestehen, dass ihm die Frage entgangen war.
»Pardon?«
»Ich habe gesagt: Sie kommen heute Abend doch bestimmt zu meinem Salsakurs. Der ist für Anfänger. Ganz einfach. Acht Uhr.«
Mellberg sah sie misstrauisch an. Salsa? Er? Der Gedanke war vollkommen absurd. Doch dann blickte er etwas zu tief in Ritas dunkle Augen und hörte sich zu seinem eigenen Entsetzen sagen:
»Salsakurs? Um acht Uhr? Gerne!«
Erica bereute es
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