Engel aus Eis
Tanzkapellen-Leffe wohnen nämlich jetzt in Fjällbacka. Und da Patrik und sie zufälligerweise gleichzeitig Erziehungsurlaub genommen haben, wollen sie morgen zusammen spazieren gehen.«
Anna platzte fast vor Lachen. »Hast du gerade eine Verabredung zwischen Patrik und seiner Exfrau vereinbart? Mein Gott, ist das wunderbar. Vielleicht könntest du seine Exfreundinnen fragen, ob sie auch Lust hätten mitzukommen. Damit der Ärmste sich im Erziehungsurlaub nicht so langweilt.«
Erica warf der kleinen Schwester einen bösen Blick zu. »Darf ich dich daran erinnern, dass sie diejenige war, die angerufen hat? Das ist doch auch nichts Besonderes. Sie sind geschieden. Seit vielen Jahren. Und sie sind gleichzeitig im Erziehungsurlaub. Was soll daran seltsam sein? Ich habe überhaupt kein Problem damit.«
»Logisch.« Anna hielt sich den Bauch vor Lachen. »Man merkt sofort, dass du nicht das geringste Problem damit hast … aber komischerweise wird deine Nase immer länger …«
Erica überlegte einen Moment, ob sie ihrer Schwester eine Zimtschnecke an den Kopf werfen sollte, beschloss dann aber, sich zusammenzureißen. Anna sollte doch glauben, was sie wollte. Sie war nicht eifersüchtig.
»Sollen wir sofort mit der Putzfrau reden?«, fragte Martin. Patrik zögerte einen Moment, doch dann griff er zum Handy.
»Ich erkundige mich nur, ob mit Maja alles okay ist.«
Nachdem Annika ihm Bericht erstattet hatte, steckte er das Telefon wieder ein und nickte.
»Alles in Ordnung. Maja ist gerade im Kinderwagen eingeschlafen. Hast du die Adresse?« Er drehte sich zu Paula um.
»Ja.« Paula blätterte in ihrem Notizblock und las den Straßennamen vor. »Sie heißt Laila Valthers und hat gesagt, sie sei den ganzen Tag zu Hause. Wisst ihr, wo das ist?«
»Das ist eins der Häuser in diesem Rondell, du weißt schon, wenn man von Süden nach Fjällbacka kommt.«
»Die gelben?«, fragte Martin.
»Ganz genau. Das findest du, oder? Bei der Schule musst du rechts abbiegen.«
Nach nur einer Minute kamen sie an. Laila war tatsächlich zu Hause. Sie wirkte etwas eingeschüchtert, als sie die Tür öffnete, und machte keine Anstalten, sie in die Wohnung zu bitten. Da sie eigentlich nicht viele Fragen hatten, störte es sie jedoch nicht, im Hausflur zu stehen.
»Stimmt es, dass Sie bei den Brüdern Frankel saubermachen?« Patriks Stimme klang ruhig und vertrauenerweckend. Er gab sich alle Mühe, ihre Anwesenheit so wenig bedrohlich wie möglich erscheinen zu lassen.
»Hoffentlich bekomme ich deswegen keine Probleme …«, flüsterte Laila. Sie war ziemlich klein, und ihr brauner Hausanzug aus plüschigem Material deutete darauf hin, dass sie beabsichtigte, den Tag daheim zu verbringen. Ihre Haare hatten diese undefinierbare Farbe, die man für gewöhnlich als Mausgrau bezeichnet, und ihre Kurzhaarfrisur war zweifelsohne praktisch, aber ästhetisch nicht besonders ansprechend. Mit verschränkten Armen trat sie von einem Bein aufs andere und wirkte äußerst begierig zu erfahren, was man von ihr wollte. Patrik glaubte zu wissen, wo der Schuh drückte.
»Wollen Sie damit vielleicht sagen, dass Sie bei den Herren schwarzgearbeitet haben? Ich kann Ihnen versichern, dass wir uns in solche Dinge nicht einmischen. Wir werden Sie garantiert nicht anzeigen. Da wir in einem Mordfall ermitteln, liegt unser Fokus ganz woanders.« Er setzte ein möglichst beruhigendes Lächeln auf, und zur Belohnung hörte Laila mit dem nervösen Zappeln auf.
»Sie haben mir jede zweite Woche einen Umschlag hingelegt. Ich bin jeden zweiten Mittwoch zu ihnen gegangen, immer in den geraden Kalenderwochen.«
»Hatten Sie einen Schlüssel?«
Laila schüttelte den Kopf. »Nein, der Schlüssel war immer unter der Fußmatte versteckt. Wenn ich fertig war, habe ich ihn wieder zurückgelegt.«
»Warum haben Sie diesen Sommer nicht dort geputzt?« Paula stellte die wichtigste Frage.
»Ich dachte eigentlich, ich soll putzen. Jedenfalls war nichts anderes vereinbart. Doch als ich ankam, war kein Schlüssel da. Ich klopfte an, aber niemand machte auf. Dann habe ich angerufen, um zu fragen, ob vielleicht ein Missverständnis vorlag, aber es ging keiner ans Telefon. Ich wusste ja, dass Axel, der Ältere von beiden, im Sommer verreisen würde, so wie immer, seit ich bei ihnen putze. Als nun keiner zu Hause war, habe ich angenommen, der Jüngere wäre ebenfalls verreist. Ich fand es zwar ein bisschen unverschämt von ihnen, dass sie es nicht für nötig hielten, mir das
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