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Engel aus Eis

Titel: Engel aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla L�ckberg
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erwähnen wollten. Mit der Zerstörung und Verwitterung ihres Gehirns schwanden auch die Dämme und Mauern, die sie mit den Jahren rings um das Geheimnis errichtet hatten. Sie hatten es so lange miteinander geteilt, dass es ein unsichtbarer Teil ihres Lebens geworden war. Er hatte sich selbst erlaubt, loszulassen und zu vergessen.
    Eriks Besuch hatte ihr nicht gutgetan. Überhaupt nicht. Er hatte den Riss in der Mauer verursacht, der nun immer breiter wurde. Wenn er nicht gestopft wurde, könnte eine Sturzflut herausschießen und sie alle mit sich reißen.
    Doch nun brauchte er – brauchten sie beide – sich seinetwegen keine Sorgen mehr zu machen. Gedankenverloren streichelte er ihre Hand.
    Ich habe gestern ganz vergessen, dir zu erzählen, dass Karin angerufen hat. Ihr seid um zehn zum Spazierengehen verabredet. Vor der Apotheke.«
    Patrik hielt mitten in der Bewegung inne. »Karin? Heute? In …«, er sah auf die Uhr, »einer halben Stunde?«
    »Sorry.« Ericas Tonfall verhehlte nicht, dass es ihr nicht im Geringsten leidtat. Dann wurde ihre Stimme weicher. »Ich wollte sowieso zur Bibliothek, um ein bisschen zu recherchieren. Wenn ihr in zwanzig Minuten fertig seid, nehme ich euch im Auto mit.«
    »Ist das …«, Patrik zögerte, »okay für dich?«
    Erica küsste ihn auf den Mund. »Verglichen damit, dass du eine Polizeidienststelle als Kindertagesstätte für unsere Tochter missbrauchst, sind Spaziergänge mit Exfrauen gar nichts.«
    »Sehr witzig«, schmollte Patrik, wusste aber, dass Erica recht hatte. Was er sich gestern erlaubt hatte, war keine Glanzleistung gewesen.
    »Los, zieh dich an! Du hast keine Zeit zu verlieren. Wenn du dich in diesem Aufzug mit deiner Exfrau treffen wolltest, hätte ich nämlich definitiv Einwände.« Erica blickte lachend an ihrem Ehemann hinunter, der nur in Unterhose und Tennissocken im Schlafzimmer stand.
    »Sehe ich nicht umwerfend aus?« Patrik posierte wie ein Bodybuilder. Erica musste sich vor Lachen aufs Bett setzen.
    »O mein Gott, tu das nie wieder!«
    »Wieso denn?« Patrik tat, als wäre er beleidigt. »Ich bin abartig gut in Form. Das hier habe ich mir nur zugelegt, um die Verbrecher in Sicherheit zu wiegen.« Er klopfte auf seinen schwabbeligen Bauch, der nicht nur aus Muskeln bestand. Die Ehe hatte seinen Taillenumfang nicht gerade verringert.
    »Hör auf!«, jaulte Erica. »Wenn du so weitermachst, haben wir nie wieder Sex …« Unter tierischem Gebrüll warf Patrik sich auf sie und kitzelte sie.
    »Nimm das sofort zurück!«
    »Schon gut, ich habe nichts gesagt«, kreischte Erica, die extrem kitzlig war.
    »Mama! Papa!« Maja stand in der Tür und klatschte vor Entzücken über die Show in die Hände. Die interessanten Geräusche im Zimmer ihrer Eltern hatten sie angelockt.
    »Komm her, dann wirst du auch durchgekitzelt.« Patrik hob die Tochter aufs Bett. Eine Sekunde später juchzten Mutter und Tochter im Chor. Eine Weile lagen sie ausgepumpt auf dem Bett und schmusten, dann setzte Erica sich plötzlich auf. »Jetzt müsstihr zwei ein bisschen Gas geben. Ich mache Maja fertig, und du ziehst dir etwas Anständiges an.«
    Zwanzig Minuten später fuhr Erica zum Servicehaus, in dem sich unter anderem die Apotheke und die Bibliothek befanden. Sie war ein wenig neugierig. Sie hatte zwar das eine oder andere über die Exfrau gehört, aber sie sah sie heute zum ersten Mal. Wenn man ehrlich war, hatte Patrik sich über seine erste Ehe ziemlich ausgeschwiegen.
    Sie parkte das Auto, half Patrik, den Kinderwagen aus dem Kofferraum zu heben und ging dann mit ihm zusammen Karin begrüßen. Nach einem tiefen Atemzug reichte sie ihr die Hand: »Hallo, ich bin Erica. Wir haben gestern telefoniert.«
    »Schön, dich kennenzulernen!«, erwiderte Karin, und Erica musste zu ihrer Verwunderung gestehen, dass ihr die Frau sofort sympathisch war. Im Augenwinkel sah sie, dass Patrik unruhig von einem Bein aufs andere trat. Sie konnte nicht verhehlen, dass sie die Situation ein wenig genoss. Es war irgendwie witzig.
    Neugierig musterte sie seine Exfrau und stellte rasch fest, dass Karin schlanker und etwas kleiner war als sie und ihre dunklen Haare zu einem schlichten Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Sie trug keine Schminke, hatte feine Züge, sah aber ein bisschen … müde aus. Das liegt bestimmt an ihrem Kleinkind, dachte Erica. Bevor sie Maja dazu gebracht hatten, ordentlich durchzuschlafen, hätte sie einer detaillierten Begutachtung wohl auch nicht standgehalten.
    Nachdem

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