Engel aus Eis
das Zeug dazu hatte, Tanums Salsakönig zu werden, dann er.
»Entschuldigung, was haben Sie gesagt, Paula?« Mellberg zuckte zusammen. Während er in Tagträumen von lateinamerikanischen Rhythmen versunken war, hatte er nichts mitbekommen.
»Es ist uns gelungen, uns mit ziemlicher Sicherheit auf einen Zeitraum festzulegen, in dem Erik Frankel ermordet worden sein muss«, sagte Gösta. »Am fünfzehnten Juni war er bei seiner … Freundin, oder wie man das bei Leuten in diesem Alter nennt. Er hat an diesem Tag mit ihr Schluss gemacht und war stark angetrunken, was laut ihren Angaben sonst nie vorkam.«
»Am siebzehnten Juni kam die Putzfrau, konnte aber nicht hinein«, fügte Martin hinzu. »Das muss zwar nicht bedeuten, dass er zu diesem Zeitpunkt bereits tot war, aber es ist ein deutlicher Hinweis darauf. Es war noch nie passiert, dass sie nicht ins Haus kam. Wenn die Brüder verreisten, legten sie den Schlüssel immer unter die Fußmatte.«
»Okay, dann gehen wir von nun an von der Arbeitshypothese aus, dass er zwischen dem fünfzehnten und dem siebzehnten Juni gestorben ist. Findet heraus, wo sich sein Bruder in diesen Tagen aufgehalten hat.« Mellberg beugte sich hinunter und kraulte Ernst, der wie üblich zu seinen Füßen lag, hinter den Ohren.
»Glauben Sie wirklich, dass Axel Frankel etwas damit zu tun …?« Als Paula Mellbergs missgestimmte Miene sah, hielt sie mitten im Satz inne.
»Im Moment glaube ich gar nichts, aber Sie wissen genauso gut wie ich, dass die meisten Morde innerhalb der Familie begangen werden. Also, fühlt dem Bruder auf den Zahn. Verstanden?«
Sie nickte. Mellberg hatte ausnahmsweise recht. Ihre große Sympathie für Axel Frankel durfte ihrer Arbeit nicht im Weg stehen.
»Was ist mit den Jungs, die im Haus waren? Haben wir ihre Spuren gesichert?« Mellberg blickte herausfordernd in die Runde. Alle anderen wandten sich Gösta zu. Der rutschte unruhig hin und her.
»Nun … also … ja und nein … Von dem einen, Adam, habe ich Schuh- und Fingerabdrücke genommen, aber ich bin noch nicht dazu gekommen, den anderen …«
Mellberg warf ihm einen scharfen Blick zu. »Du hattest alsomehrere Tage Zeit für diese kleine Aufgabe und bist, ich zitiere, noch nicht dazu gekommen? Habe ich das richtig verstanden?«
Gösta nickte betreten. »Doch … das ist korrekt. Aber ich werde mich heute darum kümmern.« Ihn traf noch ein Blick.
»Augenblicklich.« Gösta senkte den Kopf.
»Das ist auch besser für dich!« Mellberg richtete seine Aufmerksamkeit auf Martin und Paula.
»Noch was? Wie kommt ihr mit diesem Ringholm voran? Gibt es da etwas zu holen? Ich persönlich habe das Gefühl, dass er unsere vielversprechendste Spur ist. Wir sollten Schwedens Freunde , oder wie diese Typen sich nennen, auf Herz und Nieren prüfen.«
»Wir haben mit Frans in seiner Wohnung gesprochen, aber keine Anhaltspunkte gefunden. Laut seiner Aussage haben gewisse Elemente in der Organisation Drohbriefe an Erik Frankel geschickt. Er selbst hat sich angeblich aus alter Freundschaft vor Frankel gestellt, um ihn zu schützen.«
»Haben wir mit diesen Elementen «, Mellberg zeichnete vor und nach dem letzten Wort Anführungsstriche in die Luft, »denn schon gesprochen?«
»Noch nicht«, antwortete Martin ruhig, »aber es ist für heute geplant.«
»Wunderbar.« Mellberg wollte Ernst wegschieben, weil es in seinen Füßen unbehaglich pikste, doch das führte nur dazu, dass das Tier einen lauten Furz von sich gab und es sich wieder auf den Schuhen seines vorläufigen Herrchens gemütlich machte.
»So, dann müssen wir nur noch eine Sache besprechen, und zwar ist diese Dienststelle kein Kindergarten! Ist das klar?« Er fixierte Annika, die während der Besprechung stumm dagesessen und alles mitgeschrieben hatte. Sie blickte über den Rand ihrer Lesebrille zurück. Nachdem sie so lange geschwiegen hatten, dass Mellberg sich nervös zu fragen begann, ob sein Tonfall möglicherweise einen Tick zu scharf gewesen war, sagte sie: »Ich habe gestern meine Pflichten erledigt, obwohl ich eine Weile auf Maja aufgepasst habe, und um alles andere brauchst du dich gar nicht zu kümmern, Bertil.«
Ein stummer Machtkampf spielte sich ab. Schließlich wandte Mellbergden Blick ab und murmelte: »Das weißt du wahrscheinlich am besten …«
»Im Übrigen ist uns dank Patriks Besuch eingefallen, dass wir vergessen hatten, Eriks Konten zu überprüfen …« Paula zwinkerte Annika solidarisch zu.
»Wir wären wohl früher oder
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