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Engel aus Eis

Titel: Engel aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla L�ckberg
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nicht klappte. Bis jetzt lief es jedoch viel besser als erwartet. Sie selbst fühlte sich pudelwohl bei der hiesigen Polizei, ihre Mutter hatte sich mit ihren Salsakursen und einer Halbtagsstelle bei Konsum eingerichtet, und Johanna war zwar im Moment krankgeschrieben und würde noch eine ganze Weile Erziehungsurlaub nehmen, hatte aber bereits Kontakt mit einem hier ansässigen Unternehmen aufgenommen, das ausdrücklich an betriebswirtschaftlicher Verstärkung interessiert war. Als Paula in die Küche kam, Johanna umarmte und Mellbergs Gesichtsausdruck sah, dachte sie einen Augenblick lang, nun würde ihr neues Leben einstürzen wie ein Kartenhaus. In diesem Moment hätte alles kaputtgehen können. Doch Mellberg hatte sie überrascht. Vielleicht war er gar nicht so ein hoffnungsloser Fall, wie sie gedacht hatte.
    Paula wechselte am Empfangstresen ein paar Worte mit Annika, klopfte dann an Martins Türrahmen und trat ein.
    »Wie ist es gelaufen?«
    »Die Körperverletzung? Er hat alles zugegeben, etwas anderes blieb ihm eigentlich gar nicht übrig. Seine Mutter durfte ihn mit nach Hause nehmen, aber Gösta ist in Kontakt mit dem Jugendamt. Die häuslichen Verhältnisse machen nicht den besten Eindruck.«
    »So ist es ja häufig.« Paula setzte sich.
    »Das Interessanteste ist der Auslöser des Vorfalls. Per ist im Frühjahr bei Erik Frankel eingebrochen.«
    Paula hob eine Augenbraue, ließ Martin aber weitersprechen.
    Als er die ganze Geschichte erzählt hatte, schwiegen sie eine Weile.
    »Ich frage mich, was Erik Kjell hätte mitteilen können«, sagte Paula schließlich. »Ob es um seinen Vater ging?«
    Martin zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, aber ich finde, wir sollten mit ihm sprechen und es herausfinden. Wir müssen sowieso nach Uddevalla, um einige Herren von Schwedens Freunden zu verhören. Der Bohusläningen hat seinen Hauptsitz dort. Auf dem Weg können wir uns mit Axel unterhalten.«
    »Gesagt, getan.« Paula stand auf.
    Zwanzig Minuten später standen sie wieder vor dem Haus von Erik und Axel. Er sah älter aus als beim letzten Mal, dachte Paula. Grauer, dünner und fast durchsichtig. Freundlich lächelnd ließ er sie herein, wollte nicht wissen, warum sie gekommen waren, sondern wies ihnen nur den Weg zur Veranda.
    »Haben Sie irgendetwas erreicht?«, fragte er, als sie saßen, und fügte unnötigerweise hinzu: »Mit Ihren Ermittlungen?«
    Nach einem Seitenblick zu Paula sagte Martin: »Wir verfolgen gewisse Spuren. Das Wichtigste ist wohl, dass wir nun den Zeitraum eingrenzen können, innerhalb dessen Ihr Bruder umgekommen sein muss.«
    »Das ist doch ein großer Fortschritt.« Axel lächelte, aber seine Augen verloren nichts von ihrer traurigen Müdigkeit. »Wann war das Ihrer Meinung nach?« Er sah Martin und Paula an.
    »Er hat seine … Bekannte, Viola Ellmander, am fünfzehnten Juni getroffen, da hat er also mit Sicherheit noch gelebt. Das zweite Datum ist etwas unsicherer, aber wir glauben zumindest, dass er am siebzehnten Juni bereits tot war, weil Ihre Putzfrau …«
    »Laila«, ergänzte Axel, als er merkte, dass Martin der Name nicht einfiel.
    »Laila, genau. Sie kam am siebzehnten Juni hierher, um wie üblich sauberzumachen, aber niemand machte ihr auf, und der Schlüssel lag auch nicht wie sonst unter der Fußmatte.«
    »Ja, damit nahm Erik es ganz genau und hat es meines Wissens nie vergessen. Wenn er also nicht die Tür aufgemacht hat und kein Schlüssel dalag, dann …« Axel verstummte und strich sich hastig mit der Hand über die Augen, als sähe er Bilder seines Bruders vor sich, die er so schnell wie möglich wegwischen wollte.
    »Es tut mir furchtbar leid«, sagte Paula sanft, »aber wir müssen Sie fragen, wo Sie sich zwischen dem fünfzehnten und dem siebzehnten Juni befunden haben. Es handelt sich um eine reine Formsache, das versichere ich Ihnen.«
    Axel fegte ihre Entschuldigung mit einer Handbewegung vom Tisch. »Sie brauchen mich nicht um Verzeihung zu bitten, mir ist klar, dass das zu Ihrer Arbeit gehört, und im Übrigen zeigen doch die Statistiken, dass die meisten Morde im engsten Familienkreis begangen werden, nicht wahr?«
    Martin nickte. »Wir brauchen Ihre Angaben, um Sie aus den Ermittlungen auszuschließen.«
    »Selbstverständlich. Ich hole meinen Kalender.«
    Axel blieb einige Augenblicke weg und kehrte dann mit einem dicken Buch zurück. Er setzte sich und begann zu blättern.
    »Mal sehen … Am dritten Juni bin ich direkt von Schweden nach Paris geflogen

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