Engel beißt man nicht! (German Edition)
wichtigere Dinge kam es an. Doch ihre Reaktion auf Julian machte ihr Sorgen. Es war mehr als die Gier ihres Körpers , mit einem Mann zu verschmelzen. Sie war in seine Tiefen gezogen worden, durch Dunkelheit und Pein geschwebt, wie mit einem Tauchboot unter Wasser, und hatte ihr Licht voranstrahlen lassen. Nicht ganz bis zum Kern seines Seins war sie durchgedrungen, der lag noch viel tiefer. Doch sie hatte seine Seele bereits spüren können. Ein unendlich weiser und alter Geist steckte in diesem von Männlichkeit und Arroganz strotzenden Körper. Nicht einmal die Kraft ihres Lichtes hatte ihn aus der Bahn geworfen, so wie Chris. Sie vermutete also, dass er selbst bereits eine Menge davon besaß, es nur nicht zu nutzen wusste. Wahrscheinlich lenkte er es in falsche Bahnen, zum Beispiel in seine Sexualität, deren Dominanz sie deutlich an ihrem Bauch gespürt hatte.
Wie würde es wohl sein , mit ihm zu schlafen? Weltenerschütternd? In jedem Fall Sienna erschütternd.
Sie betrachtete die Gänsehaut auf ihrem Arm. Noch nie hatte sie etwas Ähnliches beim Küssen eines Sterblichen empfunden. Zeit und Raum waren verschwunden, jegliches Denken aufgehoben und durch Gefühl ersetzt worden. Er hatte sie voll und ganz eingenommen. Julian war etwas B esonderes, eiskalter Killer hin oder her. Sie musste aufpassen , über ihn nicht ihren Auftrag zu vernachlässigen.
Ashton wollte die Welt beherrschen.
Darum ging es, und sonst nichts. Doch eines war nun sicher. Julian Mountbatten war kein Monster. Doch was war er?
E in blutsaugender Hobbykoch, der exzellent küsste.
Sie seufzte, gab die Überlegungen auf und schnappte sich die Reisetasche, warf die Toilettenartikel hinein und schloss den Knopf ihrer Jeans. Ein simples rotes T-Shirt würde für den Farbtupfer unter den schwarzen Vampiren sorgen. Nun war sie reisefertig. Auf dem Weg nach Nizza, wo sie Zeuge einer Vampirexekution sein würde. Noch immer kannte sie ihren Platz in diesem Spiel nicht, doch sie war zuversichtlich, dass dieser ihr früher oder später offenbart werden würde. So war das mit der Schöpfung – es gab überall Zeichen, man musste sie nur deuten lernen.
Am Frühstücksbuffet begegnete ihrs Dimarus. Er sprach in ein Handy, während er Rührei auf einen Teller baggerte, das einen Kindergarten sattbekommen hätte.
„Ich weiß noch nicht wie lange es dauern wird, Ann.“ Dann gab er ein paar hmhm-Geräusche von sich. Sienna nahm sich Toast und ein gekochtes Ei. „Ich liebe dich auch“, sagte er und ließ das Handy in der Tasche seines schwarzen Jeanshemdes verschwinden.
Es beruhigte sie ungemein, zu sehen, dass dieser grobschlächtige Mann zu solch warmer Unterhaltung fähig war. „Darf ich fragen wer Ann ist?“, preschte Sienna vor. Irgendwann musste sie ihn ja für sie erwärmen, warum nicht sofort anfangen. Er wandte ihr den Kopf zu, als habe er sie eben erst wahrgenommen. „Guten Morgen“, setzte sie grinsend hinzu.
Er erwiderte das Grinsen nicht. „Meine Frau.“
„Bist du der einzig Gebundene hier?“
Seine Stirn kräuselte sich. „So fragt man Leute aus.“
„Entschuldigung.“
„Ja, er ist der Einzige im Ehejoch“, kam es von der Tür, in französischem Akzent.
Dimarus stöhnte auf. „Nur kein Neid.“
Jacques hob die Hände. „Ich gönne es dir ja, wirklich. Ann ist ne Klassefrau.“ Er schenkte Sienna ein charmantes Lächeln und machte sich über das Buffet her.
Vampire mussten ein gutes Einkommen haben, denn sie aßen für drei. „Also ist Ann auch ein Vampir?“
Die beiden Männern starrten sie an. Ups, falsche Frage.
„Das will ich doch schwer hoffen“, sagte Dimarus schließlich.
Sienna nahm an der langen Tafel Platz und die beiden setzten sich ihr gegenüber.
„Ich für meinen Teil habe nie richtig verstanden , warum ich nichts mit Menschen haben darf“, sagte Jacques unbekümmert.
Er trug dasselbe wie Dimarus. Ein schwarzes Hemd mit Tasche auf der Brust und schwarze Jeans, die sich um seine schlanke Taille schmiegte wie eine zweite Haut. Er musste in der Tat eine erotische Versuchung für jede Menschenfrau sein.
Dimarus schickte ihm einen düsteren Blick. „Das kann auch nur von dir kommen.“
Wieder hob der Franzose die Hände. „Wieso? Ist doch wahr. Wir haben dieselbe Anatomie.“
Dimarus schüttelte den Kopf. „Du bist ne alte Sau.“
„Und du bist konservativ bis in die Socken.“
„Und du machst dich lächerlich. Wann ersparst du uns endlich diesen albernen französischen Akzent? Bist
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