Engel beißt man nicht! (German Edition)
etwas weicher. „Ihr werdet schon noch sehen warum. Vertraut mir.“
Neben Sienna nickte Chris. „Okay“, sagte er unbekümmert.
Zögernd gaben die anderen ebenfalls ihre Zustimmung. Für den Bruchteil eines Augenblicks schwappte eine Welle des Zorns aus Alanas Richtung über Sienna.
Eifersucht.
Das konnte ja heiter werden.
*
Julian wusste nicht warum er Sienna dabei haben wollte.
Seine innere Stimme riet ihm dazu. Am liebsten hätte er Alana vor aller Ohren zusammengestaucht. Sie sollte ihre verdammten Emotionen besser unter Kontrolle haben. Er war sicher, dass der Engel es auch gespürt hatte. Akribisch beobachtete er das seltsame Wesen, das aussah und roch wie ein Mensch und doch keiner war.
Sein Instinkt riet ihm , sie nicht aus den Augen zu lassen, obwohl sie in seiner Festung am sichersten war. Doch trauen konnte er ihr nicht. Wer garantierte dafür, dass sie bei seiner Rückkehr noch hier sein würde? Nein, es war geschickter , sie mitzunehmen.
„Die Besprechung ist beendet. Ihr kennt eure Aufgaben“, sagte er und schaltete den Bildschirm ab.
Die Männer und Alana verließen nacheinander den Raum. Sienna rührte sich nicht.
Plötzlich war er mit ihr allein.
Das irreale Gefühl , vor Gott persönlich zu stehen und sich verantworten zu müssen, überkam ihn.
Lächerlich.
Er schwitzte.
Er hatte nichts zu bereuen oder gar zu beichten. Außerdem, seit wann glaubte er an Gott? Diese Frau brachte seine Gehirnzellen durcheinander. Er musste auf der Hut sein.
„Ist noch etwas?“, fragte er.
Diese unerhört blauen Augen bohrten sich in seine. Eine Welle warmer Empfindungen strömte durch seine Lenden. Er hielt ihrem Blick stand, bis das warme Gefühl auch seinen Brustkorb eroberte. Es dehnte sich aus, als ob es seine Rippen sprengen wollte. Freundliche Emotionen gingen damit einher, als wenn ein Mensch sich am Anblick eines niedlichen Kaninchens ergötzt. Koseworte wollte er ihr ins Ohr flüstern, sie halten und beschützen.
Das war zu viel!
Wie gelang ihr das? Sie machte einen Softie aus ihm! Seit Tausenden von Jahren hatte er so einen Quatsch nicht mehr empfunden. Er wandte den Blick ab und lehnte sich im Sessel zurück. Er war ein stahlharter Krieger, verdammt nochmal, kein Pussykätzchen, das man knuddeln konnte. Oder das knuddeln wollte … o h fuck!
„Hör auf mir diese … diese … “
„Emotionen?“, bot sie an.
„Hör auf sie mir zu schicken ! “
Sienna lächelte, doch es war nichts selbstgefälliges daran. Es war einfach nur ein Lächeln. „Aber ich mache gar nichts. Wirklich nicht. Glaubst du, Engel laufen durch die Gegend und machen alle Leute glücklich? Wenn das so einfach wäre.“
Er stutzte. Sein Instinkt sagte ihm, dass sie die Wahrheit sprach.
„Was immer du eben empfunden hast, Julian, es kam nicht von mir.“
Ihre Stirn war leicht gerunzelt, als mache sie sich Gedanken was mit ihm los war.
Süß.
Julian schüttelte den Kopf. Was für einen kompletten Schwachsinn dachte er da zusammen. Süß? Er verengte die Augen und musterte Sienna. „Woher weißt du dann, dass ich Emotionen empfunden habe?“
„Es hat dich überrascht und für einen Moment konnte ich sie spüren.“
„Und jetzt nicht mehr?“
Sie schüttelte ihre Lockenpracht. Wäre er ein Mensch gewesen, hätte er jetzt tief durchgeatmet. „Gut.“ Doch sein Körper kam auch ohne Luft zurecht. Ein Vorteil des untot seins. Ihr Blick ruhte auf ihm wie auf einer weiten Landschaft. Abwartend. Gleichgültig, jedoch hellwach.
Er erhob sich. „Lass uns schlafen gehen. Ich begleite dich auf dein Zimmer.“
Ein Akt der Höflichkeit. Aber auch der Wunsch, sich noch nicht von ihr zu trennen. Was war nur mit ihm los?
Sienna nickte und erhob sich ebenfalls. Sie standen sich dicht gegenüber und die blauen Augen, so sanft wie Schönwetterwolken, beruhigten sein Inneres. Sie wirkte auf ihn wie Valium auf einen Tobenden. Das musste es sein. Sie konnten beide nichts dafür. Es war einfach so.
Sienna Wolf brachte ihm inneren Frieden.
Wow.
„Warum lächelst du, Julian? Es steht dir gut, du solltest es öfter tun.“
Sein Lächeln wurde breiter. „Mir ist gerade etwas klar geworden.“ Er hob die Hand, als sie ihre Lippen öffnete. „Etwas sehr privates. Vielleicht erzähle ich es dir irgendwann einmal.“
Nur ein kleines bisschen herunterbeugen und er könnte sie küssen.
Wieso war ihm auf einmal nach Küssen? Noch nie hatte ihn der Mund-zu-Mund-Kontakt besonders erregt. Er war ein Mann der
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