Engel beißt man nicht! (German Edition)
direkten Tat. Sex funktionierte prima auch ohne Küsse. Doch irgendwie fand er, Sienna habe einen Kuss verdient.
Albern.
Unreif.
Vergiss es, du Spinner.
Sienna befragte ihn nicht weiter, was ihr Pluspunkte einbrachte. Jede andere Frau hätte jetzt so lange genörgelt, bis er seine Gedanken preisgegeben hätte. Sie drehte sich ab und verließ den Raum. Er folgte ihr. Ihr kleiner Hintern saß straff in den Jeans und es juckte in seinen Fingern , ihm einen Klaps zu geben. Gemeinsam stiegen sie die Treppe hinauf und gingen bis zu ihrer Tür. Der Gang lag verlassen da, niemand sonst war zu sehen oder zu hören. Sienna richtete ihren Blick wieder auf sein Gesicht. Sofort durchflutete ihn die Wärme erneut. Doch diesmal war er vorbereitet und konnte seine Emotionen verbergen.
„Willst du mir nicht sagen weshalb du mich dabeihaben willst? Nicht, dass ich mich abwimmeln lassen würde. Ihr geht auf die Suche nach dem Schwert und es ist in meinem Interesse, dass es den falschen Händen entrissen wird. Um nichts auf der Welt möchte ich das verpassen.“
Kaum drangen die Worte in sein Bewusstsein. Das Verlangen sie zu küssen wurde unerbittlich. In seinen Lenden pochte es und es fehlte nicht viel und er würde zum Tier werden.
Einen Engel vergewaltigen, das fehlte noch in seiner Vita .
Unbehagen, Abscheu und fast schmerzhafte Erregung brachten sein Inneres zum G lühen. Er musste sich zusammenreißen. Keinesfalls wollte er sich vor ihr lächerlich machen. Diese Schande würde er nicht überstehen. Falls es jemals zu Körperlichkeit zwischen ihnen kommen sollte, musste sie es auch wollen. Mit all den ihm zur Verfügung stehenden Kräften versuchte er , seine Emotionen nicht nach außen dringen zu lassen.
„Ich weiß zwar noch nicht was Engel alles können, aber ich vermute , es könnte von Vorteil sein , einen dabeizuhaben.“
„Dein Vertrauen ehrt mich.“
Er versuchte seiner Erscheinung die gewohnte eiserne Maske zu verpassen, doch er spürte wie es ihm misslang. Seine Mundwinkel zuckten und er bekam das blöde Grinsen nicht aus dem Gesicht. Bevor er begriff was geschah, kam ihr Mund plötzlich näher. Ihre Lippen umschlossen die seinen, warm und weich. Ein leises Stöhnen entfloh ihrer Kehle und schickte seinen Verstand auf Urlaub. Er drückte sie an sich und erwiderte den Kuss. Seine Zunge erkundete die Höhle ihres Mundes und spielte mit der ihren. Sienna verschmolz mit seiner Umarmung wie Wasser sich seiner Umgebung anpasst. Jede Berührung mit ihrer Haut jagte Lichtblitze durch Julians Bewusstsein, bis er in einem prasselnden Feuerwerk verging. Im selben pulsierenden Rhythmus bebte seine Erektion und presste sich gegen Siennas Bauch. Wenn Küssen so war, hatte er all die Jahre verdammt noch mal jede Menge verpasst.
Atemlos ließ Sienna von ihm ab. „Gott, es tut mir Leid“, stammelte sie. „Ich weiß nicht was über mich gekommen ist . “ Sie fuhr sich durchs Haar und vermied es , ihm in die Augen zu sehen.
„Also ich habe es genossen“, sagte er grinsend.
„Wirklich?“ Wieder diese blauen Augen, in denen er so leicht ertrinken konnte.
Er umfasste Siennas Schultern. „Hör mir zu, ich glaube nicht, dass aus uns etwas werden kann, zu vieles spricht dagegen.“ Er spürte einen Stich des Bedauerns als sie nickte. „Aber mach dir bitte keine Vorwürfe wegen des Kusses. Wenn du es nicht getan hättest, hätte ich … “
Er brauchte den Satz nicht zu Ende zu sprechen. Ihr Lächeln war wie der erste Sonnenaufgang am Nordpol nach d em langen Winter. Sie drückte ihm einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange und verschwand in ihr Zimmer. Julian blieb allein zurück, grinsend wie ein kleiner Junge und eine Freude im Herzen, deren Existenz er längst vergessen hatte.
*
Noch immer schlug Sienna die Hände vors Gesicht, wenn sie an letzte Nacht dachte. Hatte sie doch tatsächlich diesen Vampir geküsst. Wie ein von Hormonen gesteuerter Mensch hatte sie die Kontrolle verloren und diesem mordenden Ungeheuer das Haar zerwühlt, seine vollen, geschwungenen Lippen geküsst, diesen Mund erkundet, der täglich Blut aus den Hälsen Unschuldiger saugte.
Igitt.
Wie konnte sie nur?
Was für eine Art Engel war sie eigentlich? Eindeutig ein gefallener.
Geistesabwesend kämmte sie ihre Locken mit einer Bürste. Sie durfte sich nicht mit menschlich religiösen Maßstäben messen. Gefallene Engel gab es nicht, Luzifers Job war nur eine Metapher und der Schöpfung war es egal , wer wen küsste.
Auf weit
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