Engel beißt man nicht! (German Edition)
wohl noch immer nicht lange genug auf der Welt , um sämtliche Sprachen einwandfrei zu sprechen, was? Ich kenn auch ein französisches Wort: Cretin .“ Hiermit hatte Dimarus den längsten zusammenhängenden Satz gesprochen, seit Sienna ihn kannte.
„Das ist sexy, du Depp“, antwortete Jacques, unbeeindruckt. Anscheinend konnte ihn nichts beleidigen.
„Mich willst du ja wohl nicht anmachen, will ich hoffen, also sprich wie ein vernünftiger Vampir“, gab Dimarus zurück.
Jacques öffnete den Mund aber kam nicht zum A ntworten. Alana war reingekommen.
„Hört auf, Jungs, was macht ihr denn für einen Eindruck auf unseren Gast?“
Sienna lachte. „Keine Sorge, ich amüsiere mich köstlich.“
Dimarus Blick wurde noch düsterer. „Da hast du’s, Froschschenkelfresser, nun lacht sie über uns.“
Sienna wollte widersprechen, aber Jacques war schneller.
„Höchstens über dich, hirnloses Muckipaket.“
„Aber nicht doch“, warf Sienna dazwischen. „Ich lache gar nicht über euch, sondern über eure Späße.“
Sie tauschten wieder diesen stummen Blick untereinander aus, der alles und nichts bedeuten konnte. Alana kicher te .
Chris betrat den Raum und erfasste die Lage. „Was ist denn hier los? Hab ich was verpasst?“
„Ja“, sagte Dimarus. „ Missjö Baguette hat es jetzt sogar geschafft, dass der Himmel sich über ihn amüsiert.“
„Reife Leistung“, sagte Chris grinsend. „Mich straft der Himmel immer nur.“
„Setz dich hin und iss, du alter Sünder“, sagte Alana und ließ sich neben Sienna nieder.
Der Schlagabtausch der Männer schien vorbei. Obwohl der Ton rau war, vermutete Sienna, dass sie im Notfall wie Pech und Schwefel zusammenhielten und sich aufein a nder verlassen konnten. Sie spürte keine echte Feindseligkeit zwischen dem Franzosen und dem Muskelmann.
Chris setzte sich, schloss die Augen und faltete die Hände zum stillen Gebet. Die anderen ignorierten diese Handlung. So auch Sienna.
Chris hob den Blick und dann den Kopf. „Sienna, solltest du nicht auch beten?“
Sie konnte nicht anders , als ihn anstarren. Damit hätte sie rechnen sollen. „Nun, ich … “
Die ganze Truppe hielt inne und wartete gespannt auf eine Erklärung.
„Ein Gebet ist ein Zwiegespräch mit Gott, nicht wahr?“ Als niemand etwas sagte, fuhr sie fort. „Wie soll ich sagen, ich habe eine Art ständigen Draht zu ihm, sodass ich keine Gebete im herkömmlichen Sinne einzusetzen brauche.“ Stolz auf sich selbst lehnte sie sich entspannt zurück. Wie hätte sie einem überzeugten Christen erklären sollen, dass sie sich stets im Einklang mit der Quelle befand, was ein Gebet zu einem Selbstgespräch machen würde?
„Gott, wie praktisch“, entfuhr es Jacques.
Dimarus und Alana äußerten sich nicht und Chris fuhr mit seinem Gebet fort, offenbar zufrieden mit der Antwort.
Alle aßen schweigend. Leon und Sam gesellten sich bald hinzu, beide in glänzender Laune. Sam trug ein grünes Jeanshemd, Bluejeans und Cowboystiefel, deren Spitzen wie Waffen aussahen. Endlich einmal nicht das Einheitsschwarz. Er sah dem Serienhelden Sawyer aus Lost verdammt ähnlich. Die gleiche lässige du - kannst - mich - mal - Ausstrahlung, mit einem ewigen unterschwelligen Grinsen im Gesicht. Das dunkelblonde, etwas zu lange Haar hing ständig vor seinen Augen und er hatte Grübchen neben den Mundwinkeln, was den erheiterten Eindruck verstärkte. Sein Blick war von der Sorte, die bedeuten konnte, dass hinter der gleichgültigen Fassade tiefe Gedanken stattfanden, die er nicht gedachte , mit jemandem zu teilen, oder aber sein Gehirn ein luftleerer Raum ohne intelligentes Leben war. Man konnte es sich aussuchen, doch es war wahrscheinlich, dass nichts von dem Vermuteten zutraf, er sich in dieser Rolle einfach nur cool fand und sein wahres Ich verbarg, ähnlich wie Julian.
Als Julian den Raum , betrat wünschten alle einen guten Morgen und Siennas Magen verwandelte sich in eine kribbelnde Grube voller flatternder Insekten.
Himmel, wie albern.
Gestern hatte sie noch nicht so reagiert. Aber da hatte sie die Erfahrung seiner Zunge in ihrem Mund noch nicht gehabt. Das Erlebnis schien eine nachhaltige Wirkung hinterlassen zu haben. Verdammt, so etwas konnte sie jetzt nicht brauchen.
Julian trug schwarze Jeans und ein locker sitzendes schwarzes Hemd, das er nicht bis oben hin zugeknöpft hatte. Leichte Brustbehaarung lugte hervor, doch er machte nicht den Eindruck eines Machos. Viel eher wirkte er, als trage er einen
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