Engel_der_Elemente-1
„Das war geschmacklos!“, murrte sie.
Anthony gab ihr keine Antwort. Er sah sich die Tote genauer an. Da hatte jemand ganze Arbeit geleistet, musste er feststellen. Der Hals der Frau war bis zum Kehlkopf aufgeschlitzt, die Zunge abgeschnitten und neben dem Kopf auf den Boden gelegt. Ihre Kleidung war zerfetzt und die Haut mit Schnittwunden übersät. Auf ihrem Bauch prangte ein Wort, geschrieben mit ihrem Blut: traitre .
„Das heißt Verräter", sagte Samuel.
„Na toll. Und was tun wir jetzt? Das war doch mit Sicherheit Beauford.“ Isa zog ein angewidertes Gesicht.
„Nur, wie sollen wir das beweisen?“, fragte Edna.
„Wir verständigen die Polizei, anonym. Es ist nicht gut, wenn wir damit in Verbindung gebracht werden“, Samuel zog sein Handy und tippte darauf rum.
„Kann man bei diesem Ding nicht die Nummer verbergen?“
„Keine Ahnung!“, Edna sah ihn an.
„Lasst uns eine Telefonzelle benutzen.“
„Gut, wir lassen hier alles, wie es ist. Ich glaube, wir würden sowieso nichts finden.“
„Ich glaube, das wird nicht die Letzte sein. Wenn Beauford dieser … Dämon ist, wird er eine schöne rote Spur hinterlassen. Jeder der sich ihm nicht fügt, wird erledigt. Darauf verwette ich meinen Hintern!“, sagte Anthony.
„Lass mal", meinte Samuel und schlug ihm auf die Schulter. „Brauchst nicht zu wetten, behalt deinen Hintern. Ich gebe dir auch so recht.“
„So wie sie aussieht, hat er sie ganz schön leiden lassen, ehe sie starb.“ Edna bekam eine Gänsehaut bei dem Gedanken daran, was die Frau hatte erleiden müssen.
„Einfach nur grausam“, stimmte Isa zu.
„Dämonen sind gefühllose Wesen. Sonst ist es nicht zu erklären, dass sich der Mistkerl erst an ihrem Körper labt und sie fickt - und später auf diese bestialische Weise tötet.“ Anthony zuckte mit den Schultern.
Eine fast ratlose Geste, schien es Edna.
Sie verließen das Haus und ließen alles so, wie es war. Anschließend fuhren sie zur nächsten Telefonzelle, von wo aus sie die Polizei verständigten.
Vier Wochen später.
Edna lief die Treppe hinauf, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Oben angekommen stürmte sie zu Ravens Zimmer, klopfte kurz und riss die Tür auf.
„Wir haben einen neuen Anhaltspunkt!“
Raven blickte von ihrem Buch auf. „Was?“
„Wir haben höchstwahrscheinlich das Versteck von Beauford gefunden.“
Seit dem grausigen Mord an Maria war der Mann - Dämon - verschwunden. Untergetaucht. In der Firma gab es keine Auskünfte, wann der Chef zurückkäme. Er sei erkrankt, hieß es da.
„Aha, und wo soll er sein?“
„Hier in der Stadt. In einem Hochhaus, oberste Etage mit Dachterrasse.“
„Woher wisst ihr das denn?“
„Valerian hat sich durchs Netz gehackt. Er hat ein Telefongespräch des Sicherheitschefs von Beausoft zu Beauford mitgeschnitten. Danach hat er die Nummer verfolgt. Und die Wohnung mit Dachterrasse war das Ergebnis.“
„Wow, Valerian ist echt ein Genie!“
„In einer Stunde wollen wir los", meinte Edna.
„Okay, ich mache mich gleich fertig.“
Edna verließ das Zimmer von Raven und Valerian, anschließend ging sie zu ihrem Zimmer. Es hatte sich ganz schön verändert, seit Anthony bei ihr eingezogen war. Das Bett war natürlich geblieben - stand aber inzwischen vor dem Fenster. Der Schreibtisch war verschwunden, im Gegenzug war der Kleiderschrank zu doppelter Größe angewachsen. Die Bettwäsche und den Baldachin hatte sie ausgetauscht, jetzt war das Bett mit dunkelblauem, glänzendem Satin ausgestattet. In der Tat benötigten sie das Möbelstück nicht zum Schlafen, denn auch Anthony schlief nicht mehr, seit er von ihr trank.
Im Badezimmer gab es ein zusätzliches Schränkchen und Maria sorgte, wie allzeit gewohnt, für einen großen Stapel weißer Handtücher.
Edna sprang unter die Dusche. Sie musste sich immer waschen, bevor sie in den Einsatz gingen, und hinterher auf jeden Fall. Wenn sie die schwarzen Seelen in die Hölle schickte, hinterließ das bei ihr immer ein schmutziges Gefühl. So, als sei sie selbst mit der Hölle in Berührung gekommen. Und das war in den letzten Wochen jeden Abend gewesen, sie hatte bisher einhundertvierundvierzig Seelenlose zum Teufel geschickt. Anthony zog sie damit auf, dass sie mitzählte, doch sie konnte es nicht lassen. Aller Voraussicht nach würde sie früher oder später eine Zahl erreichen, bei der sie nicht mehr zählen konnte. Doch bis dahin zählte sie. Warum, das wusste sie nicht.
Samuel hatte
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