Engel_der_Elemente-1
verborgen. Wenn ihr sie braucht, könnt ihr sie entfalten. Wir werden das gemeinsam üben und ihr werdet es bestimmt schnell lernen, die Kontrolle über die Flügel zu bekommen.“
„Woher weißt du das, wir sind doch die einzigen Engel, oder?“, fragte Layla ihn.
„Ja, ihr seid die Einzigen. Trotzdem ich werde euch nicht auf die Nase binden, woher ich alles weiß. Ihr kennt mich, ich bin viel rumgekommen in der Welt. In fast vierhundert Jahren bekommt man einiges zu sehen. Außerdem haben mich eure Väter als Trainer ausgesucht, da sollte ich ohne Frage Bescheid wissen", gab er ihr zur Antwort.
Layla nickte bloß.
„Zurück zu euch. Ihr wisst, dass ihr eine Gabe habt. Die Kraft wird am Tag der Verwandlung da sein. Die müsst ihr allerdings nicht trainieren. Ihr könnt eure Kräfte instinktiv einsetzten.“
„Das ist beruhigend. Ich hatte schon Angst, dass ich ausversehen jemanden in Stein verwandeln würde", Raven sah erleichtert aus. Die Erde war schließlich ihr Element.
„Das Wichtigste hat euch noch keiner gesagt. Ihr werdet einen Mann finden, der euer Partner sein wird. Jede von euch hat einen vorherbestimmten Partner, der euch zur Seite steht. Im Kampf und im Leben. Ihr bezieht eure Kraft aus ihm. Da ihr nicht mehr schlafen werdet, muss die Kraft anderweitig – sagen wir – aufgeladen werden. Eure Väter haben für jede von euch den passenden Mann ausgesucht. Sie wurden auf euch geprägt, was jedoch keiner von ihnen weiß. Ihr werdet euch gegenseitig erkennen, wenn es an der Zeit ist.“
„Ich fasse es nicht! Soll ich mit einem Kerl zusammen sein, weil mein Vater es so will? Einen, den er ausgesucht hat? Ich suche mir später lieber selber einen!“ Edna war total entrüstet, die anderen sprachlos.
Sie saßen da, mit offenem Mund, und sagten kein Wort. Danach kamen sie aus ihrem Schockzustand zurück und feuerten Fragen auf Tom. Er versuchte alle, so gut er konnte zu beantworten.
Sie verbrachten noch Stunden mit diesem Frage – Antwort – Spiel .
Selbst das Mittagessen ließen die Mädchen aus, Maria hatte ihnen stattdessen ein paar Snacks in die Halle gebracht. Am späten Nachmittag hatte Tom genug.
„Ich habe in den letzten Jahren nie so viel Reden müssen, wie heute. Meine Zunge ist schon ganz taub. Für heute ist Schluss!“
Er stand auf, wandelte sich in eine Standuhr, die kurz darauf Punkt fünf Uhr schlug.
Die Mädchen kicherten - das war ein eindeutiger Rauswurf. Wandler wären die perfekten Spione - nicht zu erkennen als Möbelstück!
„Er hat recht, wir sollten gehen“, meinte Edna. Sie stand auf und die anderen taten es ihr nach. In ihrem Bauch grummelte es - ihr Kopf brummte wegen der Dinge, die sie erfahren hatten. Soweit waren ihre Vorstellungen nicht gegangen. Nun musste Edna sich mit der Situation abfinden. Wie die anderen.
„Findet ihr es ebenso unvorstellbar, dass wir demnächst alle einen Mann haben sollen?“, fragte Layla, als sie gemeinsam den Trainingsraum verließen.
„Ich weiß nicht, doch mir steht nicht der Sinn danach", Raven schüttelte den Kopf.
„Ich habe bis heute noch nicht mal einen geküsst!“, sagte Isa entrüstet.
„Ich auch nicht!“, kam es im Chor von den anderen zurück.
„Ich dachte, wir sollen für das Gute kämpfen und nicht heiraten", meinte Layla und zog zweifelnd die Stirn kraus.
„Warten wir ab. Es werden bestimmt keine schlechten Kerle sein!“ Raven zwinkerte den anderen zu. „Also, ich weiß nicht, was ihr macht, aber gehe jetzt duschen und mache mich fertig für den Abend!“ Damit drehte sie sich um, verschwand tänzelnd die Treppe rauf.
„Ich glaube, wir sollten dasselbe tun. Treffen wir uns in einer Stunde in der Halle? Bis dahin ist Raven bestimmt fertig.“ Isa sah die anderen an und bekam ein allgemeines Nicken als Zustimmung.
„Dann bis gleich", sagte Edna. Sie fühlte sich, als habe ihr jemand einen Hammer vor die Stirn geschlagen. Sternchen tanzten in ihrem Kopf, so wild rasten die Gedanken durcheinander.
Wie vereinbart trafen sie sich in der Eingangshalle wieder. Horbin, ihr Fahrer, wartete vor der Tür. Ein Gnom wie er im Buche steht. Trotz seiner geringen Körpergröße von nur einem Meter zwanzig - was für einen Gnom groß erschien - war er ein guter Fahrer. Obendrein noch ein sehr schneller. Raven sagte ihm, wo sie hin wollten.
Die Fahrt in die Innenstadt von Berlin dauerte gut zwanzig Minuten, da ihr Haus in Falkensee lag. Schön ruhig gelegen. Welch ein Glück, denn die Bevölkerungszahl
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