Engel_der_Elemente-1
erhob sich und zeigte auf die linke Seite des Innenhofs. „Wir müssen durch diesen Gang dort gehen.“
Er nahm sie beim Arm und führte sie. Der Durchgang war mit einer bunten Malerei verziert, die eine Blumenwiese darstellte. Am Ende lag eine weiße Tür, die Oisin aufschwingen ließ. Einfach, indem er seinen Arm davor bewegte. Layla war fasziniert. Der Raum war komplett verspiegelt. In der Mitte stand ein silbernes Becken, das entfernt an einen Springbrunnen erinnerte. Oisin trat mit ihr an den Rand und sie sah, dass sich tatsächlich Wasser darin befand. Er tauchte einen Finger in das Wasser und rührte gegen den Uhrzeigersinn.
„Was wünschst du zu sehen?“, fragte er sie.
„Ich weiß nicht. Was seht ihr denn normalerweise?“
„Ich wünsche normalerweise, dich zu sehen. Aber jetzt bist du hier. Ah, ich weiß etwas.“
Er fuhr mit dem Finger noch drei Mal im Kreis, dann tippte er die Mitte an. Aus den Wellen bildete sich langsam ein Bild heraus. Ein Büro konnte Layla erkennen. Das Bild wurde deutlicher und sie sah verblüfft der Szene zu. Hinter dem Schreibtisch saß ein Mann. Davor stand Isa, mit Raven und Cal. Raven trat an den Schreibtisch, legte ihre Hände darauf und einen Moment später wurde der Holztisch zu Stein.
„Ist das wirklich passiert?“, fragte sie und blickte ihren Vater an.
„Ja, gerade in dem Moment, als du es sehen konntest.“
„Das ist ja erstaunlich. Und so habt ihr uns die ganzen Jahre über sehen können? Ich kann es kaum erwarten das den anderen zu erzählen, wenn ich darf.“
„Natürlich darfst du. Es wird sicher nicht viel Zeit vergehen, ehe die anderen ebenfalls um einen Empfang bitten werden.“
„Ich danke dir. Und ich glaube, für meinen ersten Besuch habe ich ganz schön viel erfahren. Kannst du mir jetzt noch verraten, wie ich wieder zurückkomme?“
Oisin kicherte wieder, Layla mochte den Klang. „Das hat dir Matalina sicher nicht gesagt. Ich muss dich entlassen, damit dein Geist wieder zu deinem Körper zurückkehren kann. Möchtest du jetzt gehen?“
Sie nickte. „Ja. Ich bitte darum, entlassen zu werden. Und es hat mich sehr gefreut, dich kennenzulernen.“
„Mich auch, mich auch - meine Tochter.“ Er tippte sie an der Stirn an und nur einen Sekundenbruchteil später schlug sie in ihrem Zimmer die Augen wieder auf.
13
Als Edna und Anthony am nächsten Morgen in Richtung Speisezimmer gingen, hörten sie schon im Flur lautes Stimmengewirr. Verdutzt sahen sie sich an.
„Was ist denn da los?“, rätselte Edna.
„Wir werden es gleich sehen", gab er zurück.
Sie traten in den Raum und ... oh Wunder, Tom saß neben Matalina am Tisch. Layla, Isa und Raven redeten wild durcheinander. Edna dachte an den gestrigen Abend und schluckte ihre Verlegenheit hinunter.
„Guten Morgen!“, rief sie laut.
Das Gerede stoppte einen Moment, die Engel sahen die beiden Neuankömmlinge kurz an und schon ging das Gespräch erneut los. Sie setzten sich an den Tisch und Edna versuchte, aus dem Wortschwall etwas heraus zu hören. Sie tippte Anthony an.
„Sag mal, verstehst du etwas? Ich verstehe nämlich nur Bahnhof!“
Er lauschte kurz dem Wortschwall und beugte sich dann zu ihr. „Also, Raven und Isa haben einen gewissen Mario eingeschüchtert, indem Raven seinen Schreibtisch als Warnung versteinert hat. Layla war unterdessen bei ihrem Vater, Oisin, und hat die Szene in einem Spiegelbecken zeitgleich beobachtet. Außerdem hat sie einiges von ihrem Vater erfahren.“
„Jetzt bin ich aber platt! Was musst du gute Ohren haben!“, bewundernd sah sie ihn an.
„Tja, Vampir halt", gab er zurück und ließ seine Fangzähne aufblitzen.
Schließlich stand Matalina auf und hob die Hand. „STOP!“, rief sie laut.
„Jetzt ist aber Schluss gut mit dem Durcheinander. Am besten wird sein, ihr erzählt das alles mal der Reihe nach - so kann man ja kaum ein Wort verstehen. Ich würde vorschlagen, dass Raven und Isa beginnen.“
Alle drei nickten betreten. Anschließend begann Isa, langsam zu erzählen. Nacheinander berichteten sie von den Ereignissen des vergangenen Abends. Von der Befragungstour und Isas Gabe bis zu Laylas Ausflug in die göttliche Ebene. Über zwei Stunden saßen sie am Tisch, bis alles gesagt war. Dass es dieses Spiegelbecken gab, wunderte keine der Engel.
„Deine Gabe scheint sehr nützlich zu sein", meinte Edna zu Isa. „Wie sehen denn unsere Auren aus?“
„Mal sehen.“
Isas Blick veränderte sich und ihre blauen Augen schienen
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