Engel_der_Elemente-1
Herz zu verschenken. Sonst hätte ich euch beide verloren. Nun stehe ich hier mit stolz geschwellter Brust - du bist wunderschön, meine Tochter.“
Ihr lief eine einzelne Träne die Wange hinab, Edna ging auf sie zu und umarmte sie. Sogleich spürte sie eine tiefe Verbundenheit zu ihr, und obwohl sie wusste, dass sie eigentlich nur geistig hier war, fühlte es sich so echt an.
Sie blieben noch eine ganze Weile auf der Wiese, sprachen über Ednas Kindheit und Heranwachsen, dass sie ja im Spiegelbecken begleitet hatten. Darragh erklärte ihr ihre Gabe. Sie konnte die Seelenlosen, welche die schwarze Aura um sich trugen, zur Hölle schicken. Denn dort gehörten sie hin, nachdem sie ihr ganzes Selbst dem Teufel überlassen hatten.
Die Zeit verstrich. Edna konnte gar nicht sagen, wie lange sie bereits hier war.
„Ich glaube, ich bin schon ziemlich lange hier und sollte für heute Abschied nehmen. Wir haben am Abend noch ein wichtiges Treffen.“ Wie gerne wäre sie noch geblieben, es gab so viel zu erzählen und es fühlte sich gut an, ihren Eltern nahe zu sein.
„Um Zeit brauchst du dir hier keine Gedanken machen. Ich kann dich zu dem Moment zurückschicken, in dem du hergekommen bist", erklärte Darragh.
„So etwas geht?“, fragte sie erstaunt.
„Natürlich. Die göttliche Ebene ist zeitlos. Allerdings hat alles seine Grenzen. Denn als ich dich hier hergelassen habe, ist ein Riss in der Welt entstanden, durch den ich dich zurücksenden kann. Oder aber zur reellen Zeit, die gerade ist.“
„Wie viel Zeit ist denn vergangen?“
„Eine Stunde und einundfünfzig Minuten, um genau zu sein.“ Ihr Vater lächelte sie an.
„Dann möchte ich lieber zur wirklichen Zeit zurückkommen, das fühlt sich für mich richtiger an.“
„Gut. Möchtest du bei deinem nächsten Besuch Anthony mitbringen? In dem Fall muss auch er an der Zeremonie teilnehmen. Auch wenn ich dein Vater bin, ohne geht es nicht. Stell es dir einfach wie einen Türgong vor“, sagte er und lächelte. Dabei bildeten sich kleine Lachfältchen um seine Augen, die ihn sehr charmant aussehen ließen.
Schließlich tippte er sie an der Stirn an und Edna fand sich in ihrem Zimmer wieder. Sie schwankte leicht. Endlich hatte sie ihre Eltern gesehen ... es kam ihr gar nicht so vor, als habe sie ihr bisheriges Leben ohne sie verbracht.
„Da bist du ja wieder", hörte sie Anthonys Stimme hinter sich. Er saß auf ihrem Bett und hatte eine Schachtel in der Hand.
„Hast du hier schon länger gewartet?“, fragte sie ihn.
„Vielleicht zwanzig Minuten. Es war ein wenig eigenartig, wie du da standest, als würdest du mit offenen Augen schlafen. Erzählst du mir, wie es war?“
Sie ging zu ihm und küsste ihn.
„Wenn du mir von deinem Vater erzählst, sage ich dir auch, was in dieser Schachtel ist.“ Er grinste schelmisch.
„Das ist Bestechung!“, tat sie entrüstet. „Aber ich hätte dir alles auch ohne deine ominöse Schachtel erzählt.“ Sie setzte sich zu ihm aufs Bett und lehnte sich am Kopfende an. Danach schilderte sie, was sich auf der göttlichen Ebene zugetragen hatte.
„Und weißt du, was das Verrückte ist? Es war, als würde ich meine Eltern schon immer kennen. Sie kamen mir überhaupt nicht fremd vor.“
„Das ist doch toll", gab er zurück.
„Möchtest du nächstes Mal mitkommen?“
„Mal sehen. Das hängt davon ab, was du zu dem Inhalt dieser Schachtel sagst.“ Er hielt sie ihr hin, gab sie ihr jedoch nicht.
Sie war aus hochglänzendem, blauem Karton. Anthony öffnete langsam den Deckel und es kam ein ebenso blaues Kissen zum Vorschein, auf dem zwei Ringe lagen. Edna hielt die Luft an und machte große Augen. „Soll das etwa ein Antrag sein?“, flüsterte sie.
Er nickte. „Edna, willst du meine Frau werden, für immer und ewig?“
Sie strahlte ihn an. „Ja, ja, ja! Natürlich will ich das!“, rief sie und warf sich in seine Arme, wobei die Schachtel zu Boden fiel.
Anthony drückte sie sanft auf die Matratze, hob die Schachtel auf und nahm ihren Ring heraus. Er schob ihn ihr auf den Ringfinger - er passte wie angegossen. Edna betrachtete ihre Hand.
„Hübsch“, sagte sie. „Jetzt will ich dir aber auch deinen anstecken.“
Er hielt ihr die Schachtel hin. Sie nahm den Ring und steckte ihn an seinen Finger.
„Jetzt, mein schöner Engel, sind wir verlobt. Bevor wir heiraten, kaufen wir zusammen die schönsten Eheringe, die wir finden können.“ Er hatte sich heute extra nur für schlichte Goldringe
Weitere Kostenlose Bücher