Engel_der_Elemente-1
Wagen in Bewegung und Horbin fuhr davon.
Als er sich auf den Rückweg machte, dachte er noch, wie sehr sich das Stadtbild verändert hatte. Die Revolution hatte einiges verändert, jemand, der Berlin vorher besucht hatte, würde die Stadt nicht wiedererkennen. Es wäre auch undenkbar gewesen, dass ein Gnom wie er, einfach so mit dem Auto durch die Gegend fuhr. Früher hatten sie sich immer versteckt gehalten und waren auf die Hilfe der Hexen angewiesen gewesen. Das hatte ein Ende gefunden. Niemand nahm Anstoß an diesen kleinen Leuten mehr, niemand sah sie schräg an oder fürchtete sich. Dazu gab es auch überhaupt keinen Grund. Rasant und doch selbstsicher lenkte Horbin den Wagen zurück zum Anwesen der Engel.
Raven stand vor dem Schaufenster, das die ganze Front einnahm. Es war mit Sichtschutzfolie beklebt. Darauf stand in grüner Schrift der Name Hexentanz. Noch nie war sie in einem Zauberladen gewesen, sie war ja schließlich keine Hexe. Nun nahm sie noch einen tiefen Atemzug und trat durch die Tür. Sofort wurde sie von einer Wolke verschiedenster Gerüche eingehüllt. Über der Tür bimmelte ein kleines Glöckchen, das jeden Kunden ankündigte. Sie ließ den Blick schweifen und war überrascht. Von außen sah der Laden nicht so groß aus. Regal reihte sich an Regal und alles war vollgestellt mit den unterschiedlichsten Dingen. Langsam lief Raven durch die Reihen und schaute sich die Sachen genauer an. Hier gab es getrocknete Kräuter und Blumen, Federn in allen Größen und Farben. Dosen gefüllt mit Pulver, das aussah wie Mehl, nur war es bunt. Des Weiteren Stöcke verschiedenster Art und - Raven erschauderte - sogar Knochen lagen auf einem der Regalbretter! Sie schüttelte sich und drehte sich angewidert weg.
Die Steine, die sie kaufen sollte, sah sie nirgends. Sie ging weiter, folgte dem Gang, der einen Bogen beschrieb, und kam erneut zum vorderen Teil des Geschäfts. Ihre Augen hatte sie noch immer auf den Inhalt der Regale geheftet, sodass sie beinahe mit dem Mann zusammengeprallt wäre, der unvermittelt vor ihr stand.
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte er und sah leicht belustigt aus.
„Ähm, ja. Ich suche Edelsteine.“
„Ich bin Valerian", stellte er sich vor. „Mir gehört dieser Laden. Da wollen wir doch mal sehen, ob ich die Steine, die Sie suchen, auch habe. Für welchen Zauber denn?“
Zauber? Raven wurde blass.
„Also, kein Zauber. Ich kann gar nicht zaubern. Ich brauche sie für mich und meine, ähm Freundinnen.“
Sie wollte ihm nicht unbedingt auf die Nase binden, wer sie war. Nicht, wenn es sich vermeiden ließ. Auf die Schnelle war ihr nichts besseres Eigefallen. Sie war viel zu beschäftigt damit, sich diesen Mann anzusehen. Er war etwas größer als sie, hatte braune Haare, die stark verwuschelt waren und schöne grüne Augen. Zu Grün, um menschlich zu sein, doch was hatte sie auch erwartet? Ihm gehörte dieser Laden, folglich war er sicher eine Hexe - überaus muskulös noch dazu.
Er lächelte sie an und sah aus, als hätte er ihr die Schummelei nicht abgekauft. „Kommen Sie. Die Steine halte ich immer unter Verschluss. Sie sind vorne hinter dem Tresen, im Wandsafe.“
Er ging voran. Raven straffte ihre Schultern, dann ging sie hinter ihm her.
„Sie müssen mir trotzdem verraten, wofür Sie die Steine brauchen. Denn manche von ihnen sind gefährlich und ich darf sie nicht einfach so verkaufen. Ich muss darüber Buch führen", sagte er unterwegs und blickte sie über die Schulter an.
Sie drückte ihren Rücken noch etwas weiter durch, auf keinen Fall würde sie sich einschüchtern lassen. Wenn er ihr die Steine nicht verkaufen wollte, müsste sie ihm zeigen, wer sie war.
Der Mann ging hinter den Tresen, auf dem nur eine altmodische Registrierkasse stand, und klappte ein Bild zur Seite. In der Wand war ein kleiner Safe eingelassen, den er öffnete. Sie konnte fünf Schubladen darin zählen.
Wie hieß er noch gleich? , grübelte Raven, während sie ihn weiterhin ansah.
„Dann erzählen Sie mal. Welche Steine brauchen Sie?“, fragend sah er zu ihr.
Valerian!
„Also, ein Granat und ein Aquamarin. Dann brauche ich noch einen Opal, der weiß/grün und opalisierend sein soll. Und dann noch einen Onyx-Marmor, der soll beige gebändert sein", zählte sie auf.
Er zog eine Braue nach oben. „Alles? Und wie groß?“
Er klingt misstrauisch!, dachte sie. Sein Tonfall war eindeutig gewesen.
„Ich weiß nicht. Auf jeden Fall so, dass man die Steine als Anhänger
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