Engel_der_Elemente-1
rasch den Blick.
Sie räusperte sich. „Mein Herr, ist es Euch genehm, wenn ich mich zu Euch setze und Euch etwas Gesellschaft leiste?“
„Nein, ich bitte darum. Du erfreust mich immer mit deiner Gesellschaft", antwortete er und deute auf den Stuhl zu seiner Rechten.
Sein Herz war schwer, jedes Mal, wenn er sie sah. War sie doch alles und nichts, was er haben konnte.
Sie vollführte einen dankenden Knicks und nahm Platz. Ihre Umgangsformen waren perfekt, ihr Auftreten gegenüber den Göttern formvollendet. Sie hatte alles von der obersten Gloria gelernt, welche für die Ordnung auf der göttlichen Ebene zuständig war. Es gab derer vierzig und er dankte dem Schöpfer dafür, sie hier zu haben. Arthemis war zudem äußerst dankbar, dass die Engel der erster Zeugung mit ihren Partnern einen entlegenen Winkel der Ebene bewohnten. So hatte Lisa sie noch nie gesehen und, was wahrlich umso besser war, hatten die Engel auch sie noch nie gesehen. Zu viel zu verlieren. Und doch waren sie in der Nähe, sodass es ihm ein Leichtes war, Kontakt zu halten.
„Mein Herr, gestatten Sie mir eine Frage?“, bat Lisa.
„Bitte.“
„Mein Herr, die oberste Gloria wusste keine Antwort. Ich bin ruhelos, ganz und gar unbeschäftigt. Es gibt hier nichts für mich zu tun und mein Körper verlangt nach einer Beschäftigung. Könnt ihr mir eine Aufgabe geben?“
„Eine Aufgabe?“, entgeistert sah Arthemis zu der jungen Frau. Somit war nun doch eingetreten, wovor er sich immer gefürchtet hatte. Nur was sollte er ihr zu tun geben?
Lisa knetete ihre Hände, versteckt in den Ärmeln ihres Gewandes. „Mein Herr, Verzeihung. Doch ich habe festgestellt, dass ich die Blumen der großen Wiese begießen kann, obgleich ich kein Wasser mit mir führe. Es geschah gestern, als ich dort entlang ging. Ich sah die Pflanzen dürsten, und wie ich sie betrauerte, kam das Wasser aus mir heraus. Auf irgendeine Weise, es ist mir nicht möglich, das zu erklären.“ Nach ihrer Ausführung kaute sie verzweifelt auf ihrer vollen Unterlippe.
Arthemis berührte sie sanft am Arm, doch sie sah nicht auf. Es war nicht gestattet, den Göttern in die Augen oder auch nur ins Gesicht zu blicken.
„Lisa, ich möchte dich bitten, mich anzusehen!“, sagte er nachdrücklich.
„Aber mein Herr, es geziemt sich nicht.“
„Doch ich bitte darum", sagte er nachdrücklich.
Als sie sich nicht traute, hob er ihr Kinn mit seiner Hand und wendete ihr Gesicht zu seinem.
„Nun sage mir, was du siehst. Sage mir, wer ich bin“, forderte er sie auf. Er spürte das Schlucken in ihrem Hals, anschließend blickte sie ihn fest an.
Ihre Augen weiteten sich, niemals zuvor hatte sie den Gott so angesehen. Ihr blickten blaue Augen entgegen, die so leuchtend waren wie ihre eigenen. Blondes Haar und feine Gesichtszüge. Sie schluckte erneut, als müsste sie einen Kloß im Hals vertreiben.
„Ihr … Ihr seid Arthemis. Gott des Wassers, Ihr leitet das Wasser und das Eis auf Erden, sodass es im Gleichgewicht steht, mit den anderen Elementen …“, sie brach ab.
Er sah in ihren Augen die Erkenntnis aufleuchten.
„Das Wasser … aber wie ist das möglich?“, hauchte sie.
„Du hast mich richtig erkannt. Ich bin dein Vater und du bist meine Tochter. Von mir und meiner Gemahlin Suzanne.“
Lisa war sprachlos. Sie hatte schon immer gespürt, dass mit ihr etwas anders war, denn sie war hier die Einzige, die zu altern schien. Ihre erste Erinnerung ging zurück in die ersten Lebensjahre, wie sie als sehr kleines Mädchen über die große Wiese lief. In den letzten Tagen war vieles bei ihr anders gewesen, der Schlaf hatte sie verlassen und ihr Körper war gewachsen. Sie hatte runde Formen angenommen, gleich denen der Gemahlinnen, den Frauen der Götter. Dazu noch die Sache mit dem Wasser … die oberste Gloria hatte keinen Rat gewusst. Doch unter diesen Umständen begann ihr Verstand die Dinge zu erkennen, die sonderbar erschienen. Doch sie waren es nicht. Lisa musste nur in diese blauen Augen blicken und alle Antworten waren gegeben.
In ihrem Kopf begann es zu arbeiten. Schließlich stellte sie die alles verändernde Frage …
15
Von dem, was im Haus zwischen Isa und Samuel vorgefallen war, hatte niemand etwas mitbekommen. Wie auch, es war sonst niemand im Haus. Tom und Matalina waren ausgegangen. Er wollte sie bei einem romantischen Essen mit den Ringen überraschen, die Anthony für ihn abgeholt hatte. Er hatte sie bei dem besten Juwelier anfertigen lassen,
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