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Engel der Finsternis (German Edition)

Engel der Finsternis (German Edition)

Titel: Engel der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.B. Brothers
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befürchten zu müssen, dass er ihr etwas übel nahm. Irgendetwas sagte ihr, er verstand sie und wusste genau, was sie meinte. Auch dann, wenn sie sich ungeschickt ausdrückte. Meresin konnte direkt in ihr Herz sehen und erkennen, wie es in ihr aussah. Das war es, was ihn von anderen Männern unterschied. Franzi war sicher, er kam zu ihr, weil er sie so liebte, wie sie war.
    Liebte er sie wirklich oder liebte er sie nur wie ein Schutzengel? Diese Frage hatte ihr schon so oft auf der Zunge gelegen. Aber sie traute sich nicht, sie auszusprechen, aus Furcht, ihn damit zu erzürnen. Konnten Engel überhaupt lieben? Durften sie es? Franzi war nur ein einfaches Bauernmädchen. Sie hatte sich solche Fragen vorher nie gestellt, bis Meresin das erste Mal zu ihr gekommen war. Das waren Fragen, wie sie die Mönche in ihren Studierstuben diskutierten. Vielleicht hatte sich auch Jakobus schon einmal damit beschäftigt. Aber sie wusste keine Antwort darauf. Franzi wusste nur, dass sie Meresin liebte. Sie liebte ihn, wie eine Frau ihren Mann lieben sollte. Was er wohl dazu sagen würde, wenn er es wüsste? Manchmal hatte sie den Eindruck, er wusste es bereits. So wie in diesem Moment.
    Meresin betrachtete sie auf eine Art und Weise, die sie unsicher machte. Sein Blick ließ ein Interesse an ihr und ihrem Körper erkennen, das ihr von anderen Männern bekannt war. Nur, dass diese sie mit den Augen regelrecht auszogen, während Meresin ihren Körper zu bewundern schien wie ein kostbares Juwel, das er unbedingt besitzen wollte. Wenn er ihre Schultern oder ihren Hals berührte, war nichts von Gier oder Lüsternheit zu spüren. Selbst die flüchtigen Zärtlichkeiten, die er ihren Brüsten schenkte, während er sie auf den Mund küsste, wirkten in keiner Weise aufdringlich oder besitzergreifend. Oft hatte Franzi den Eindruck, dass er plötzlich zögerte. Es wirkte, als hielte er mitten in der Bewegung inne, weil er es sich anders überlegt hatte. Franzi tat nie etwas, was ihm das Gefühl hätte geben können, seine Berührungen wären ihr unangenehm. Dennoch schien er ihr nicht zu nahe kommen zu wollen.
    Auch in diesem Moment sah er sie erst nachdenklich an und wandte dann den Kopf in Richtung der Tür. Schwere Schritte hallten durch den Gang vor der Tür und Franzi erschrak.
    „Du musst gehen!“, drängte sie ihn, den Raum zu verlassen. „Sie dürfen dich nicht sehen!“
    „Beruhige dich! Sie können mich nicht sehen, niemand kann das - nur du. Aber du hast recht, es ist besser, wenn ich wieder gehe.“
    Franzi streckte ihre Hand aus und berührte zaghaft seine Brust. Unsicher blickte sie zu ihm empor, aber er wirkte weder verärgert noch überrascht.
    „Ich bin derselbe, der ich immer bin“, versicherte er ihr leise. Dann nahm er sie in die Arme und drückte sie ganz fest an Körper. Franzi vergrub ihr Gesicht in den Falten seines Hemdes und schloss die Augen. Sie atmete tief ein, nahm den herben Duft in sich auf, der seinem Körper entströmte und legte die Arme um ihn. Keinem anderen Mann war sie je zuvor so nahe gewesen wie Meresin in diesem Moment.
    „Franzi“, sagte er leise und schob sie sanft von sich. „Geh und hole deine Schwester. Beeile dich! Sie wird den Grafen baden. Sie möchte es.“
    Plötzlich ging ein Leuchten von seinem Körper aus, das den ganzen Raum mit einem himmlischen, blauweißen Licht erfüllte. Ein Strahlenkranz bildete sich rund um seine Gestalt, seine Flügel glitzerten und funkelten wie Sonnenlicht auf dem Wasser eines Sees. Sein Körper wogte auf und nieder wie Nebel, seine Konturen verschwammen und Stück für Stück löste er sich vor ihren Augen in Nichts auf. Als er verschwunden war, tastete Franzi vorsichtig nach Meresin, doch er war nicht mehr da. Zumindest konnte sie ihn nicht mehr sehen.
    Das laute Rumpeln direkt vor der Tür, ließ sie zusammenfahren. Rasch packte sie die weißen Tücher, die auf dem Bett lagen. Zwei grobschlächtige Knechte mit schweren Wassereimern in beiden Händen erschienen in der Tür.
    „Hast du die Tücher noch immer nicht in den Bottich gelegt? Jetzt aber hurtig, Franzi, bevor es der Herr merkt!“ Der ältere der beiden stellte schnaufend die Eimer auf dem Boden ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Franzi breitete eilig die Tücher in dem Zuber aus, die Männer gossen das heiße Wasser hinein und verließen das Zimmer wieder. Sobald sie den Raum verlassen hatten, lief Franzi los, um Walburga zu holen. Meresin stand neben dem Bett des Grafen und

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