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Engel der Finsternis (German Edition)

Engel der Finsternis (German Edition)

Titel: Engel der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.B. Brothers
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um und sah zur Wendeltreppe hinüber. Ein Page kam gerade herunter und sagte, der Graf und der Hausmeier wünschten etwas zu trinken. Daraufhin nahm eine ältere Magd einen Krug und füllte ihn mit Bier.
    Für einen Moment stand Walburga unschlüssig da und überlegte, was sie tun sollte. Konnte sie der Frau den Krug einfach so abnehmen? Dafür würde sie sich sehr wahrscheinlich eine Ohrfeige einfangen. Noch während Walburga überlegte, wie sie der Magd den Krug abnehmen könnte, kreischte diese plötzlich auf und ließ den Krug fallen.
    „Oh mein Gott, was war das?“ Leichenblass befühlte sie mit ihren gichtigen, verkrümmten Fingern ihr Gesicht. Völlig allein stand die Frau wie versteinert neben dem Bierfass und zitterte am ganzen Leib. Sie wagte nicht, sich von der Stelle zu rühren. Keiner trat vor, um den Krug aufzuheben oder das verschüttete Bier aufzuwischen. Alle wichen ängstlich vor ihr zurück, bis auf Walburga, die ihre Chance ohne zu zögern nutzte.
    Mit klopfendem Herzen trat sie vor, schnappte sich den Krug, tauchte ihn in das Fass und ging beherzt die Treppe hinauf. Der Page war so überrascht vom Mut der Bauernmagd, dass er Walburga erst einmal mit weit aufgerissenen Augen hinterher sah, ehe er sich besann und ihr nach oben folgte. Erst als Walburga mit dem Bier verschwunden war, fingen die Männer und Frauen in der Küche wieder an, miteinander zu reden.
    „Was ist denn passiert?“, wollte der Koch von der alten Frau wissen.
    „Ich weiß es nicht. Etwas hat mich im Gesicht berührt.“
    „Etwa eines der Weiber?“
    „Ich weiß nicht. Es hat sich nicht angefühlt wie eine Hand. Es war … ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Es fühlte sich an wie ein Ast oder ein Zweig von einem Baum.“
    Die Köhlerin verbiss sich ein Lachen. Sie war der Frau nicht mit der Hand, sondern mit ihrem Besen durchs Gesicht gefahren. In der halbdunklen und mit Menschen überfüllten Küche hätte sie nur zu gern noch einiges mehr an Verwirrung und Schrecken verbreitet, aber sie musste gehen. Balam hatte ihr aufgetragen, ein Auge auf die Gräfin zu haben. Es durfte nichts schiefgehen. Einen Fehlschlag würde Agreas nicht dulden.
    Konrad versteckte seine Angst hinter einem betont herrischen und respekteinflößenden Auftreten. Wie unbehaglich ihm zumute war, sah man lediglich an der Art, wie er auf seinem prachtvoll geschnitzten Sessel herumrutschte. Ständig fuhr er sich mit dem Handrücken über die blassen Lippen. „Wo bleibt mein Bier?“, schrie er ungeduldig.
    Odilo gab dem Pagen ein Zeichen. „Wo ist Harald? Ist er noch immer nicht zurück?“ Er bekam nur ein Kopfschütteln als Antwort. „Dann geh und sieh nach, wo er bleibt!“
    Konrad schnaubte unwillig. „Du denkst also auch, die Weiber sind schon wieder hier?“
    Der Hausmeier nickte bedächtig. „Daran besteht kein Zweifel. Dass sie jetzt schon kommen und nicht erst nach Einbruch der Dunkelheit, zeigt nur, sie fürchten uns in keiner Weise. Sie halten uns für eine leichte Beute.“
    Der Graf fühlte sich unangenehm an die letzte Nacht erinnert, als er vor seiner verstorbenen Frau am Boden gelegen hatte. „Und was sollen wir deiner Meinung nach tun, um das zu ändern?“
    Odilo zögerte einen Moment, ehe er sich zu einer Antwort durchrang. „Wir müssen auf Gott vertrauen. Mehr können wir nicht tun.“
    „Du meinst, der Pfaffe da drüben in der Kapelle ist der einzige, der uns schützen kann?“
    Odilo nickte. Er wusste, Konrad mochte den Kaplan nicht. „Hieronymus ist der einzige, der uns helfen kann. Glaubt mir, er weiß, was zu tun ist.“
    Konrad ballte die Fäuste auf den Lehnen seines Sessels. Wie wenig ihm die Vorstellung gefiel, dass in dieser Sache alles vom Kaplan abhing, war offensichtlich. „Meinetwegen! Geh zu ihm und sprich mit dem Pfaffen.“ Mit einer Hand wedelte der Graf in der Luft herum, als wolle er eine lästige Fliege verscheuchen, und entließ damit den Hausmeier.
    Odilo erhob sich, deutete eine Verbeugung an und verschwand. Auf der Wendeltreppe begegnete er Walburga. „Beeil sich, Mädchen. Der Graf wartet nicht gerne.“
    „Da bin ich, Herr!“, murmelte Walburga ergeben und betrat den großen Saal. Sie war so nervös, beinahe wäre sie gestolpert. Ärgerlich wischte sie mit dem Fuß das Stroh beiseite und setzte ein unterwürfiges Lächeln auf. Es wollte ihr nicht wirklich gelingen. Nicht nur weil sie so aufgeregt war, sondern weil sie dieses scheinheilige Getue verabscheute. Sie hätte sich ohne zu

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