Engel der Finsternis (German Edition)
zögern mit ihm auf den Boden gelegt, ohne Umschweife und langes Reden. Wozu also diese Ziererei? Walburga wusste, was sie wollte, und der Graf ebenso. Selbst wenn er nicht die geringste Ahnung davon hatte, was wirklich geschah. Aber Balam hatte ihr versichert, es ginge nicht anders. Also fügte sich Walburga und machte gute Miene zum bösen Spiel. Zumindest gab sie ihr bestes.
Konrad erkannte sie sofort wieder. „Du bist Franziskas Schwester. Wie ist dein Name?“
„Walburga, Herr.“ Dass Konrad sich an den Namen ihrer Stiefschwester erinnern konnte, aber sie trotz ihrer ersten Begegnung einfach vergessen hatte, machte Walburga wütend. Sie funkelte den Grafen zornig an, schluckte aber ihren Groll rasch hinunter.
„Was hast du? Fürchtest du dich?“
„Ja, Herr“, erwiderte Walburga schnell. Eigentlich hätte ihre Stimme den Grafen misstrauisch machen müssen. Es schwang keinerlei Furcht oder Besorgnis in ihr. Sie war hart und kalt. Ganz anders als die weiche, sanfte Stimme ihrer Stiefschwester. Doch der Graf achtete nicht darauf, sondern dachte an etwas anderes.
„Du warst bei mir, als meine Frau starb, nicht wahr?“
„Ja, Herr!“
„Eine furchtbare Sache. So ein schrecklicher Tod. Bring mir Bier!“
Der Page trat einen Schritt nach vorne, um Walburga den Krug abzunehmen, als er mit einem Mal wie wild mit den Armen zu Rudern anfing und ins Stolpern geriet. Mit weit vorgebeugtem Oberkörper machte er zwei, drei unbeholfene Schritte und stürzte dann kopfüber nach vorne auf den Boden. Hart schlug er mit dem Gesicht auf den Steinboden auf. Die Teppiche vermochten den Aufprall nicht zu mildern, so dass der Page aufschrie und hastig nach seiner Nase fasste. Blut tropfte zwischen seinen Fingern hervor und besudelte sein Hemd.
„Du hast mich gestoßen!“, bezichtigte der Junge Walburga, während ihm Tränen des Schmerzes über die Wangen liefen. „Wegen dir habe ich mir die Nase gebrochen. Herr, diese Bauern…“
„Was redest du da für ungereimtes Zeug? Sie war noch nicht einmal in deiner Nähe, du Tollpatsch. Gib ihr nicht die Schuld, wenn du über deine eigenen Füße stolperst.“
„Aber … sie hat mich gestoßen!“
„Das hat sie nicht. Ich habe doch gesehen, was passiert ist. Verschwinde jetzt und mach, dass du zum Bader kommst!“
Walburga drehte dem Grafen den Rücken zu und blickte sich ängstlich im Saal um. Sie waren hier, daran bestand gar kein Zweifel. Die Weiber beobachteten sie. Walburga musste nun ihren Teil des Paktes einlösen. So, wie die Weiber sich an ihren Teil der Abmachung hielten.
„Bring mir das Bier!“, drängte Konrad.
„Sofort, Herr!“ Eilig füllte Walburga einen Becher und zog den Beutel aus ihrem Gürtel. Mit einer flinken Bewegung schüttete sie einige Kräuter ins Bier und schüttelte den Becher leicht. Aus den Augenwinkeln versuchte sie zu erkennen, wo die Weiber standen. Walburga fühlte sich beobachtet. Aber sie durfte jetzt keinen Fehler machen. Konzentriert und langsam flüsterte sie die magischen Worte - einmal, zweimal. Gerade als sie die Formel ein drittes Mal sprechen wollte, hörte sie erneut die unwirsche Stimme des Grafen.
„Was tust du denn da?“
„Ich bete, Herr!“, erwiderte Walburga fromm und machte ein ernstes Gesicht. „Meine Mutter hat mich gelehrt …“
„Verschone mich mit den Bauernweisheiten deiner Mutter. Bring mir lieber endlich das Bier!“
Sie ging auf ihn zu und hielt den Becher mit beiden Händen fest, damit er nicht merkte, wie sehr sie zitterten. Während Walburga den Becher vor Konrad auf den Tisch stellte, riskierte sie einen kurzen Blick auf seinen Unterleib. Ganz offensichtlich war er noch nicht in Stimmung. Also musste sie sich etwas einfallen lassen.
„Ich werde jetzt den Teppich säubern“, murmelte sie dienstbeflissen und machte sich auch gleich an die Arbeit. Walburga kniete nieder und kroch auf allen Vieren zu der Stelle, wo der Page gestürzt war. Sie hatte keinen Lappen und ein Leinentuch bei sich, also zog sie ihr Kleid unter den Knien hervor und rubbelte mit dem Saum ihres Kleides über den Teppich.
Der Graf saß noch immer auf seinem Sessel, den Becher in der Hand und beobachtete Walburga. Sie beugte sich weit nach vorn, zog ihr Kleid straff, so dass ihr Hintern unter dem Stoff sichtbar wurde. Mit energischen Bewegungen bearbeitete sie den Teppich. Dabei wippte ihr Körper ruckartig vor und zurück, hin und her.
Walburga stöhnte vor Anstrengung und schrubbte so fest sie konnte.
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