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Engel der Finsternis (German Edition)

Engel der Finsternis (German Edition)

Titel: Engel der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.B. Brothers
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sie nicht ein ganz normales Leben führen? Wie viele Paare gab es, die ein ganzes Leben miteinander verbrachten, ohne das Geringste füreinander zu empfinden? Sie dagegen liebten sich aus ganzem Herzen und mussten sich deswegen verstecken. Nicht nur vor den Menschen und den Dämonen, sondern auch vor Gott. Er war derjenige, der ihre Liebe verdammte, und die treibende Kraft hinter ihren Verfolgern. Auf ihn beriefen sich die Dämonen.
    Meresin hatte den Zorn Gottes schon einmal am eigenen Leib zu spüren bekommen. Das war nicht der Gott der Liebe und Barmherzigkeit, zu dem Franzi ihr ganzes bisheriges Leben gebetet hatte. Das war der Gott all derer, die nun hinter ihnen her waren.
    Sanft strich Meresin über Franzis Kopf und küsste sie zärtlich. Sie hielt noch immer seinen Körper mit beiden Armen umschlungen und sah mit einem fragenden Blick zu ihm auf. Ihre Augen huschten über sein Gesicht, als versuchte sie, in seinen reglosen Gesichtszügen zu lesen, was er dachte.
    „Woran denkst du?“
    Meresin zögerte. Wie sollte er ihr sagen, woran er gerade hat denken müssen? Als er sie küsste, hatte er sich daran erinnert, warum er nach Waldenfels gekommen war. In dem Moment, da sich ihre Lippen berührten und er ihren warmen Atem auf seiner Haut spürte, wurde ihm einmal mehr bewusst, er hätte sie nie töten können. Er würde für sie sterben. Aber er könnte ihr kein Leid zufügen. Schon die Vorstellung, diesen Körper vor sich liegen zu sehen, leblos und kalt, war ihm unerträglich. Wenn er daran dachte, wie sie unter Qualen schrie oder vor Schmerzen beinahe verrückt wurde, packte ihn eine solche Wut, dass er Mühe hatte sich zu beherrschen.
    „Was hast du?“ Franzi schien ein Gespür dafür entwickelt zu haben, wenn Meresins Gefühle in Aufruhr gerieten. Und das, obwohl seinem Gesicht nicht die kleinste Regung anzusehen war. „Was bedrückt dich?“
    „Nichts.“ Das war gelogen. So wie er wusste es auch Franzi.
    „Du machst dir Sorgen um mich.“
    Meresin schloss die Augen, schmiegte eine Wange an ihren Scheitel und antwortete nicht.
    Diese Diskussion hatten sie schon einmal geführt. Franzi war kurz davor gewesen, nach Schussenweiler zurückzukehren. Sie hatte sich die Schuld am Schicksal Meresins gegeben, der nun für alle Zeiten ein Ausgestoßener und Geächteter sein würde. So lange er auf Erden weilte, würden ihn die Dämonen jagen. Egal, wohin er sich wandte, er würde nie wirklich Ruhe finden. Und alles nur, weil sie ihn liebte.
    „Das stimmt nicht“, hatte er Franzi beruhigen wollen. „Ich habe diesen Weg selbst gewählt. Niemand hat mich gezwungen, dich zu lieben.“ Aber sie hatte den Einwand nicht gelten lassen, so wenig wie sie nun sein Schweigen akzeptierte.
    „Ich bringe dir kein Glück.“ Betrübt senkte sie den Blick zu Boden und löste sich aus seinen Armen. Ohne seine Nähe fühlte sie sich unvollständig. Aber Franzi war der Überzeugung, sie verdiente ihn und seine Zuneigung eigentlich nicht. „Schon wieder mache ich alles falsch.“
    „Es gibt nichts, was du dir vorwerfen müsstest.“
    „Und ob! Du sagst doch selbst, dass es ein Fehler wäre, ins Dorf zurückzukehren. Aber dennoch möchte ich es tun. Ich kann nicht gehen, ohne wenigstens versucht zu haben, Vater zu retten. Ich wünsche mir so sehr, ich könnte Walburga helfen. Wenn ich nur alles ungeschehen machen könnte! Wie es ihnen wohl geht? Weißt du es? Hast du etwas gehört, als du heute unterwegs warst? Sitzt Walburga noch immer im Kerker?“
     

21. Kapitel
    „Wieso willst du das wissen?“, fragte der Soldat den Dorfpfarrer.
    „Ich bin ihr Seelsorger“, erwiderte Jakobus unbeeindruckt und sah den Mann vor sich streng an. Doch der hatte Order, niemanden zu Walburga zu lassen. Noch immer rechneten alle mit einem Auftauchen des Wilden Heeres. Und keiner wusste so recht, vor was er sich eigentlich fürchtete. Die einen sagten, die Weiber planten, Walburga zu befreien. Die anderen mutmaßten, Franzi könnte das Wilde Heer nach Waldenfels senden, um die verhasste Schwester im Kerker zu töten. So oder so versuchten sich alle Soldaten um den Dienst vor der Kerkerpforte zu drücken. Freiwillig näherte sich niemand dem Verlies, seit Walburga dort eingesperrt worden war. Selbst die nebenan liegenden Vorratsräume wurden zu einem Ort, den die Knechte und Mägde mieden so gut es nur ging. Nur in der Küche, die sich wie der Kerker im Erdgeschoss des Wehrturmes befand, herrschte rege Betriebsamkeit.
    Es war Weihnachten,

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