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Engel der Kindheit

Engel der Kindheit

Titel: Engel der Kindheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skyla Hegelund
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und den Mund fuhr. Nebenbei fielen Sam die Augen zu, er sank in einen erschöpften Schlaf. Kurz wechselte Nils selbst sein Hemd, dann fuhr er in rasantem Tempo zu der Praxis des Arztes.
    Doktor Webster untersuchte Sam genau. Schonungslos hatte Nils ihm erzählt, was geschehen war.
    „Herr Keller! Sam hat eine leichte Gehirnerschütterung, aber die Pupillenreflexe sind normal. Er sollte die nächsten Tage so still und ruhig wie möglich verbringen! Bei so kleinen Kindern kann es gefährlich sein, wenn ihr Kopf erschüttert wird, aber ich denke, dass keine Komplikationen zu erwarten sind. Daher werde ich von einem Krankenhausaufenthalt absehen!“ Eindringlich blickte der Arzt ihn über eine Halbbrille an. „Morgen möchte ich ihn wiedersehen!“ Während er sich die Hände wusch, nickte er Nils bestimmend zu.
    „Natürlich! Wir werden am Abend wiederkommen. Maria und ich werden ihn nicht mehr aus den Augen lassen!“ Erleichtert dankte Nils dem Arzt, zog Sam seine Kleider wieder über, nahm ihn auf seine Arme und verabschiedete sich.
    Zuhause legte er Sam neben sich in das breite Bett, bettete ihn beschützend in seine Arme und spürte, wie zufrieden Sam an seiner Seite einschlief. Traurig wanderten Nils Gedanken zu Lena. Heute Abend hatte er erlebt, wie wichtig er für seinen kleinen Sohn war.
    Übermüdete schlief er bei seinen Gedanken ein.

21. Kapitel                 
    Hin und hergerissen stand Lena an ihrem Fenster und sah dem Bagger zu, wie er das alte Haus gegenüber, Stein für Stein abtrug. Das Dach war abgedeckt, nur einzelne, freistehende Mauern ragten gespenstisch in die Höhe. Bauarbeiter warfen Mauersteine in die bereitstehenden Lastwagen, der Bagger lud die massigen Steine in seine Schaufel und ließ sie polternd auf die Ladefläche des LKWs fallen.
    Gerührt strich Lena über ihren leicht gewölbten Bauch, indem ihr Baby zaghaft die ersten spürbaren Bewegungen von sich gab.
    Inständig hoffte sie, dass das neue Haus bis zu dem Entbindungstermin fertiggestellt war und sie alles noch gemütlich einrichten konnte, ehe sie ihr zweites Kind zur Welt bringen würde. Ihr zweites Kind von Nils, der keine Ahnung davon hatte, dass er hier eine Familie zurückgelassen hatte.
    Besorgt hatte sich der Arzt über ihre Schwangerschaft und das schwere Asthma geäußert, aber Lena hatte einen Heilpraktiker gefunden, der sie mit pflanzlichen Medikamenten behandelte. Seither hatte sie keinen Asthmaanfall mehr gehabt.
    Mit Auszeichnung hatte sie ihr Staatsexamen bestanden, offiziell durfte sie nun als Tierärztin in der Praxis ihres Vaters mitarbeiten.
    „Lena?“ Anklopfend kam Sonja in das Zimmer ihrer Tochter.
    „Sieh mal, das alte Haus ist bald nicht mehr da! Auch der Schuppen wird heute noch abgerissen!“ Sentimental sah Lena auf Nils altes Zuhause, das nie eines gewesen war.
    „Es wird sicher schön werden! Ich freue mich, dass du in der Nähe bleiben wirst und ich meine Enkelkinder jeden Tag sehen kann!“ Nach wie vor stand Sonja hinter den Entscheidungen ihrer Tochter. „Papa braucht dich zum Operieren!“ Vertraut hatte Sonja den Arm um Lenas Schultern gelegt.
    „Ich komme sofort! Ich musste nur kurz zusehen, wie das Haus verschwindet!“ Besinnlich wandte Lena sich ab, leichtfüßig ging sie über den langen Gang zu der Praxis. Dort zog sie sich ihren grünen Operationskittel über, band die Haare zusammen, schob sie unter die grüne Haube und lief strahlend zu ihrem Vater, der auf sie wartete, ehe er die große Dogge narkotisierte.
    Gewissenhaft wusch sie sich die Hände, desinfizierte sie und zog die engen, sterilen Latexhandschuhe über. Vertrauensvoll reichte ihr Vater ihr das Skalpell. Einmal atmete Lena tief durch, sie musste heute ihre erste Kastration vornehmen, bei der sie alles alleine ausführen würde. Bisher hatte sie mit ihrem Vater Hand in Hand zusammen gearbeitet. Schwer fühlte sie das kalte Metall des Skalpells durch den Handschuh. Sicher setzte sie die scharfe Klinge an und zog einen geraden Schnitt. Geschickt und professionell arbeiteten ihre Hände. Erst am Schluss, als sie die Wunde vernähte, sah sie zu ihrem Vater, der ihr anerkennend zulächelte.
    „Gut gemacht!“ Kraftvoll nahm er die narkotisierte, schwere Dogge auf die Arme, legte sie auf den Karren und schob sie zu den Zwingern.
    Nach dem Desinfizieren holte Lena einen kleinen Pudel aus dem Wartezimmer, der ein Abszess an der Brust hatte.
    Der Sommer und der darauffolgende Winter waren mit den Bauarbeiten

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