Engel der Kindheit
und drückte sie zuversichtlich.
Fassungslos schossen Babs die Tränen in die Augen, sie wollte ihre Haare nicht verlieren!
„Nicht weinen, Babs! Ich weiß noch gar nicht, was die Ärzte alles machen werden. Es kann sein, dass du auch deine Haare verlieren wirst, aber sie wachsen wieder!“ Liebevoll nahm Lena Babs in ihre weichen Arme, wiegte sie und flüsterte ihr tröstende Worte in das kleine Ohr.
„Ich liege hier schon zwölf Wochen! Man sucht für mich einen Knochenmarkspender und findet keinen! Auf der ganzen Welt gibt es niemanden für mich!“ Müde lag der Kopf von Bettina in dem weißen Kissen. Unendlich traurig blickten ihre Augen. Beruhigend fuhr ihr ihre Mutter über den Unterarm.
Verzweifelt schluckte Lena die Tränen hinunter, die in ihrer Kehle und ihren Augen brannten.
„Bettina, jetzt hör bitte auf, von deiner Krankheit zu reden! Du machst Babs sonst nur unnötig Angst!“ Mit dem Thermometer in der Hand kam Vicky wieder. Fransig hing ihr kurzgeschnittenes, kakaobraunes Haar in ihre Stirn. So lustig und fröhlich war ihr ansteckendes Lächeln, wie wenn sie von lauter gesunden, tobenden Kindern umringt wäre. Insgeheim bewunderte Lena sie für ihre positive, lebenslustige Ausstrahlung zwischen lauter schwerkranken Kindern.
„Frau Johle, dürften wir gleich bei Ihnen Blut abnehmen oder möchten Sie zu Ihrem Hausarzt gehen? Sie, aber auch Ihre Familienangehörigen, können zu jedem Arzt gehen oder sich hier bei uns Blut abnehmen lassen! Denken Sie auch an Bekannte oder Verwandte außerhalb Deutschlands. Auf der ganzen Welt werden die gleichen Untersuchungen veranlasst! Ich gebe Ihnen unsere Anschrift und Faxnummer, so dass die Untersuchungsergebnisse sofort an uns gefaxt werden können.“ Geduldig wartete Vicky auf Lenas Antwort, die benommen zugehört hatte.
„Sie können bitte gleich Blut abnehmen! Ich bin so durcheinander!“ Zittrig folgte Lena ihr in ein kleines Behandlungszimmer. Sofort danach ging sie wieder zu Babs, die weinend in ihrem Kissen lag.
„Babs, Engelchen! Wir müssen jetzt einfach abwarten! Ich bin bei dir! Ich lasse nicht zu, dass dir etwas Schlimmes passiert!“ Ohnmächtig zog sie ihre Tochter in die Arme, setzte sich zu ihr auf das breite Bett und hielt sie tröstend fest.
„Mami, ich will das alles nicht! Ich will nach Hause, zu dir und Nele!“ Mit all ihrer Kraft klammerte sich Babs an Lena. Beruhigend strich Lena ihr über die festen Locken.
Am Nachmittag wurde Babs in ein Untersuchungszimmer gebracht. Eine Knochenmarkuntersuchung wurde vorgenommen, Lena durfte der Untersuchung nicht beiwohnen. Danach weinte Babs entsetzlich und musste zwölf Stunden flach liegen.
Mit der Zeit wurde sie so müde, dass sie erschöpft einschlief.
Die Zeit nützte Lena und rief bei ihrer Mutter an, die außer sich vor Sorgen war, als Lena ihr unter Tränen berichtete, was der Arzt gesagt hatte.
Hoch und heilig versprach sie ihr, sich sofort testen zu lassen, sie würde Nele und Georg mitnehmen und danach bei Philipp und allen anderen Verwandten, Bekannten und Freunden anrufen.
Neben Babs verbrachte Lena auf einem Klappbett die Nacht im Krankenhaus. Früh am nächsten Morgen erschien der Arzt, der sie in ein kleines Besprechungszimmer bat. Traurig und müde lag Babs in den Kissen.
„Frau Johle! Wir haben die Ergebnisse der Bluttests! Es sind keine guten Nachrichten, die ich Ihnen überbringen muss. Die Leukämie schreitet sehr schnell voran und ist sehr aggressiv! Trotz Chemotherapie werden wir es ohne eine Knochenmarktransplantation nicht schaffen! Das heißt, um ehrlich zu sein, wir suchen die Stecknadel im Heuhaufen! Ich hätte Ihnen gerne etwas Erfreulicheres mitgeteilt, aber die Chancen stehen nicht gut!“ Jeden Tag musste Doktor Herlach solche Hiobsbotschaften überbringen. Bedauernd sah Doktor Herlach die junge Frau an.
Betroffen sank Lenas Kopf in ihre Hände, hängend fiel ihr langes Haar an ihr herab. Verzweifelt schluchzte sie auf.
„Bitte, versuchen Sie alle Bekannte, Verwandte und Freunde dazu zu bringen, sich testen zu lassen. Bei direkten Verwandten nehmen wir auch Kinder als Spender! Wir beginnen jetzt mit der Chemotherapie! Babs Daten wurden an die Deutsche Knochenmarkspende weitergeleitet. Fieberhaft wird ein passender Spender gesucht, zuerst innerhalb Deutschlands, dann weltweit!“
Tröstend trat er zu Lena und legte beruhigend die Hand auf ihre zuckenden Schultern. „Wir sollten zu Babs gehen! Bitte, versuchen Sie, sich zu beruhigen! Sie
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