Engel der Kindheit
braucht jetzt Ihre Kraft, Ihren Mut und Ihre Entschlossenheit. Durch Sie wird sie die Kraft bekommen, dagegen anzukämpfen! Seien Sie zuversichtlich! Wenn wir einen Spender finden, stehen ihre Chancen gut!“ Zunickend öffnet Doktor Herlach die Türe des Besprechungszimmers.
Benommen erhob Lena sich zögernd, wischte mit dem Handrücken über ihre Wangen und suchte ihr Spray in der Tasche ihrer Jeans. Seit gestern konnte sie nicht mehr normal atmen. Immer war es ihr, wie wenn sie nicht genügend Sauerstoff in ihre Lungen füllen konnte.
„Meinen Sie, wir können beginnen?“
Verzagt nickte Lena mit dem Kopf. Keinen Ton brachte sie über die Lippen. Gebeugt ging sie neben Doktor Herlach zum Krankenzimmer ihrer Tochter.
„Guten Morgen ihr Zwei!“ Ein freudiges Lächeln umspielte plötzlich den Mund des Arztes. Darum beneidete Lena ihn. So schnell ihren Gesichtsausdruck zu wechseln war sie nicht in der Lage.
Schlapp lag Babs in dem Kissen, voller Angst blickte sie dem Arzt entgegen.
„So Babs, ich erkläre dir jetzt, was wir machen werden. Deine Mami hat dir sicher gesagt, dass du sehr krank bist? Wir möchten dich wieder gesund machen. Dazu werde ich dir jetzt einen Zugang legen. Durch diesen Zugang lassen wir eine Flüssigkeit tropfen, die den bösen Erreger, der dich krank macht, kaputt machen wird. Was leider auch geschieht ist, dass deine Haare davon kaputt gehen. Sie werden aber wieder wachsen, keine Sorge! Bald wirst du wieder so wunderschöne Haare haben, wie jetzt! Es kann auch sein, dass es dir ein wenig schlecht wird! Du darfst immer eine Kleinigkeit esse und trinken, dann geht es dir besser. Zu jeder Zeit ist eine Schwester da, die nach dir sieht. Ich denke, deine Mami wird auch bei dir bleiben, oder?“ Wie erwartet sah er Lenas Nicken.
Sehr genau betrachtete Babs den Arzt, konzentriert versuchte sie alles zu verstehen, was er ihr erklärte.
„Meinst du, wir können beginnen?“
Zaghaft nickte Babs ihm zu, Tränen glitzerten in ihren meerblauen Augen.
Nachdem der Zugang gelegt war stellte er die Tropfenmenge der Infusionsflasche ein und verabschiedete sich von seiner kleinen Patientin.
„Mami, was ist da in meinem Körper, bin ich deswegen so müde?“ Schräg geneigt lag Babs Kopf auf dem Kissenbezug.
„Du hast weiße und rote Blutkörperchen in deinem Körper. Die weißen sind gerade in der Überzahl. Nun versucht Doktor Herlach mit Hilfe der Infusion die weißen Blutkörperchen zu bremsen. Du bist so müde, weil dein Körper weiß, dass etwas in ihm nicht stimmt!“ Ermutigend fuhr Lena Babs über die blassen Wangen. Noch immer musste sie ganz flach liegen.
„Soll ich dir etwas zum Essen in den Mund schieben?“
Ausgelaugt nickte Babs bei Lenas Frage.
Nach der ersten Stunde begann die Übelkeit, Babs musste sich ständig übergeben, die Tränen quollen ihr aus den Augen und sie krümmte sich in ihrem Bett zusammen, hielt die Hände auf den schmerzenden Magen und jammerte um Hilfe. Beinahe konnte Lena es nicht ertragen, ihre Tochter so leiden zu sehen und doch wusste sie, dass das erst der Anfang von allem war. Es würde noch viel mehr auf sie zukommen, mehr als sie sich jetzt denken konnte.
„Mami, muss ich sterben?“, weinte Babs in ihr Kissen, Lena flößte ihr etwas zu trinken ein, einen feuchten Waschlappen hielt sie ihr an die Stirn.
„Ich werde es nicht zulassen, dass du stirbst! Ich verspreche es dir! Ich werde kämpfen und alles tun, was in meiner Macht steht.“ Aufmunternder, als ihr selbst zu Mute war, lächelte sie Babs zu.
Am Nachmittag kam Sonja in das Krankenzimmer. Zu Tode erschrak sie, als sie Babs leichenblass in dem großen, weißen Bett liegen sah.
„Babs! Lena!“ Betroffen nahm Sonja ihre Enkeltochter in den Arm, die schluchzend den Kopf an ihre Schulter legte.
„Mama! Wie geht es Nele? Was hast du ihr gesagt?“ Erschöpft blickte Lena ihre Mutter an.
„Papa ist gerade mit ihr auf dem Spielplatz! Sie hat ein Eis bekommen und freut sich über den schönen Herbsttag. Mach dir um sie keine Sorgen!“ Sacht streichelte sie die Schulter ihrer Tochter.
„Möchtest du heimfahren und unter die Dusche stehen? Ich bleibe solange bei Babs?“ Fragend sah Sonja ihre Tochter an, deren Augen von dunklen Ringen umschattet waren.
Zögernd blickte Lena auf ihre Tochter, die verzweifelt die Hand nach ihr ausstreckte und sich erneut übergeben musste.
Hilfreich lag Lenas Hand auf ihrer Stirn, ihre andere hielt die Pappnierenschale unter ihren Mund.
„Babs,
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