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Engel der Kindheit

Engel der Kindheit

Titel: Engel der Kindheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skyla Hegelund
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Strohhalm ergreifen, der sich Ihnen bietet. Es geht um kostbare Zeit, die Ihrer Tochter das Leben retten kann! Sie stirbt uns sonst unter den Fingern weg und wir sind machtlos, etwas dagegen zu unternehmen!“ Ernst blickten seine braunen Augen sie an.
    Benommen nickte sie leicht, war unfähig ihre Tränen zurückzuhalten, warf die Hände vor das Gesicht und weinte bitterlich.
    „Mehr kann ich Ihnen leider nicht sagen! Es tut mir leid, dass ich Ihnen keine guten Nachrichten überbringen konnte!“ Schulterzuckend erhob Doktor Herlach sich, wartete, bis Lena neben ihn trat und schloss hinter ihnen die Türe des Zimmers. Nach einer kurzen Verabschiedung eilte er über den Flur zu einer anderen Station. Alleine blieb Lena zurück, verzweifelt schloss sie die Augen. Ihre Tochter, sie fühlte sich, wie wenn der Arzt ihr das Todesurteil ihrer Tochter überbracht hätte. Unbedingt musste sie Nils anrufen! Er war ihre letzte Hoffnung.
    Kraftlos sah Lena auf die Uhr. In Australien war gerade Nacht, sie würde bei Nils anrufen, sobald der Morgen bei ihm begann. Wenn möglich wollte sie versuchen, ihn auf seinem Handy zu erreichen.
    Nach Mitternacht, als Babs nach häufigem Erbrechen eingeschlafen war, trat Lena auf den breiten, mit einem schwachen Notlicht beleuchteten Korridor. Auch hier atmete sie nur die abgestandene, nach Desinfektionsmittel riechende Luft des Krankenhauses ein. Über der ganzen Station lag eine gespenstische Ruhe. Wie ausgestorben war das ganze Krankenhaus. Nicht einmal einem Arzt oder einer Krankenschwester begegnete sie. Unter dem Arm hatte sie ihre Handtasche geklemmt und ging mit weichen Knien und einem schweren Kloß im Magen in das Erdgeschoss. Dort trat sie vor die breite Glastür in die kühle, leicht neblige Herbstnacht hinaus. Im Freien hatte sie mit ihrem Handy einen besseren Empfang, außerdem merkte sie schon, wie ihr Brustkorb eng wurde vor lauter Aufregung.
    Zitternd wählte Lena Nils Handynummer. Doch sein Handy war abgeschaltet und auch keine Mailbox, auf der sie eine Nachricht hinterlassen hätte können. Sie wählte die Nummer von `Rodney Sea Side´ in Australien, die sie sich über das Internet herausgesucht hatte. Noch nie hatte sie Nils Nummer besessen, noch nie mit ihm telefoniert, seit er damals Hamburg verlassen hatte. Früher hatte er sich ein Handy nicht leisten können, als er dann nach seiner Hochzeit das Geld dazu gehabt hätte… . Schlotternd fror sie, obwohl sie eine warme Jacke übergezogen hatte. So aufgeregt war sie, dass sie mühsam das Aufeinanderschlagen ihrer Zähne verhindern konnte.
    Als sie die Nummer wählte bebten ihre Hände wie im Fieber. Eine freundliche Frauenstimme meldete sich. Stockend bat Lena darum, mit Nils Keller verbunden zu werden. Mehrmals wurde sie verbunden und weiterverbunden, bis sie Nils Sekretärin am anderen Ende hatte.
    „Lena Johle hier! Ich möchte gerne Herrn Nils Keller sprechen! Es ist dringend!“ Trotz ihrer Aufregung bemühte Lena sich um ein gutes, fehlerloses Englisch. Bis zum Hals schlug ihr Herz.
    „Tut mir leid, das ist unmöglich! Er befindet sich gerade in überaus wichtigen Verhandlungen und möchte nicht gestört werden!“ Die Stimme war freundlich, aber bestimmt.
    „Bitte, ich rufe aus Deutschland an, es ist sehr wichtig! Ich muss ihn sprechen!“, flehte Lena in den Hörer, die Tränen, die in ihren Augen brannten, schnürten ihr die Kehle zu. Jemanden anbetteln zu müssen war sie nicht gewöhnt.
    „Tut mir leid, auf Wiederhören...“
    „Nein, bitte nicht! Es geht um Leben und Tod, bitte, versuchen Sie ihn zu erreichen, bitte!“, schluchzte Lena in den Hörer, sie konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Der Tag hatte an ihren Nerven gezehrt. Sie war am Ende!
    „Hören Sie, ich habe strikte Anweisungen, Herrn Keller nicht zu stören! Rufen Sie doch bitte zu einem späteren Zeitpunkt an!“
    Deutlich hörte Lena der Stimme an, dass sie im Zweifeln war.
    „Bitte, holen Sie ihn ans Telefon! Bitte!“ In unaufhaltsamen Strömen liefen die Tränen über Lenas Gesicht.
    Schweren Herzens ließ Frau Smith sich erweichen. Zaghaft klopfte sie an die Türe, in der gerade die Fusionsverhandlungen begonnen hatten. Vorsichtig öffnete sie die Türe einen Spalt. Gerade hatte ihr Chef seine eindrucksvolle Rede begonnen. Irritiert sah er seine Sekretärin an, sie fuchtelte mit den Händen und gab ihm zu verstehen, dass er dringend am Telefon verlangt wurde.
    „Meine Herren! Ich bitte Sie, mich kurz zu entschuldigen! Es

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