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Engel der Kindheit

Engel der Kindheit

Titel: Engel der Kindheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skyla Hegelund
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hinter seinem Rücken einen kleinen Biedermeierstrauß hervor, mit leuchtend roten, gelben, weißen, lila und rosafarbenen, verschiedenartigen Blüten, umrahmt von einer weißen, löchrigen Stoffbordüre.
    „Danke Nils!“ Herzlich funkelten ihre veilchenblauen Augen, ihn an, ganz warm ums Herz wurde ihm dabei.
    Als Zaungäste sahen ihre Mutter und ihr Vater der Begegnung der jungen Menschen zu und wussten augenblicklich, dass diese beiden Menschenkinder füreinander bestimmt waren.
    Verlegen fuhr Georg sich über die dunklen Augenbrauen und die nussbraunen Augen. Wie Schuppen fiel es Sonja von den Augen, weshalb ihre Tochter ihre Unbeschwertheit verloren und ihr sonniges, fröhliches Wesen oftmals kummervoll überschattet war. All die Jahre hatte sie sich um Nils gesorgt! Daher auch die fehlenden Brote, die Wursträder, die plötzlich von der Platte verschwunden waren, die Salben und Verbände die sich in Luft aufgelöst hatten. Bisher hatte sie immer gedacht, dass Philipp sich noch eine Extraportion zum Essen mit auf sein Zimmer genommen hatte. Und die Salben und Verbände hatte sie der Gutherzigkeit ihres Mannes zugeschrieben, der immer wieder Tierbesitzern umsonst Verbandmaterial und Medikamente mitgab.
    „Guten Abend, Frau Johle, guten Abend, Herr Doktor Johle!“ Höflich und wohlerzogen reichte Nils dem Ehepaar die Hand, deutete eine leichte Verbeugung dabei an.
    „Hallo Nils, herzlichen Glückwunsch zum bestandenen Abitur! Du kannst stolz auf dich sein, als Jahrgangsbester abgeschnitten zu haben!“ Sonja hatte sich als Erste gefangen, ihre Stimme gehorchte ihr überraschenderweise.
    „Danke!“
    „Deine Eltern, deine Mutter...“ Verlegen brach Sonja mitten im Satz ab, unüberlegt hatte sie damit begonnen.
    „Mein Vater ist heute aus dem Krankenhaus entlassen worden! Er hatte einen Herzinfarkt! Sie konnte ihn nicht alleine lassen!“ Bitter sprach Nils die Worte aus, an denen er beinahe erstickte. Unter dem Tisch griff Lena tröstend nach seiner Hand, weich fühlte sie sich in Nils großer, breiter Hand an, zärtlich streichelte ihr Daumen über seinen Handrücken, eine federleichte Bewegung, die ihn fast um den Verstand brachte.
    Leidenschaft loderte in seinen dunkelumrandeten, mitternachtsblauen Augen, als er sie anblickte.
    Laut, ungewohnt schnell und heftig, schlug Lenas Herz in ihrer Brust, dass sie Angst hatte, ihre Eltern könnten es hören.
    Verlegen roch sie an dem leuchtenden Blumenstrauß, den sie in ihrer anderen Hand hielt.
    „Verehrte Herrschaften, wenn ich bitten dürfte, die Plätze vor der Bühne einzunehmen!“ Der Rektor der Schule stand hinter dem aufgebauten Mikrofon, seine Hand deutete an, sich an den vor ihm stehenden Stühlen einzufinden.
    Sanft wollte Lena Nils ihre Hand entziehen, um ihn zu seinen Schulkameraden gehen zu lassen, aber er hielt sie fest in seiner, schritt selbstsicher mit ihr zu den leeren Stühlen. Neben Johles nahmen sie Platz, Nils saß an der Außenseite, so dass er, als sein Name als Erster aufgerufen wurde, sich problemlos aus der Stuhlreihe erheben konnte und auf der Bühne stolz sein Zeugnis, den Preis und die Ehrung als schulbester Schüler des Jahrgangs entgegennehmen konnte.
    Als er sich wieder neben ihr niedergelassen hatte, wollte Lena ihn auf die Wange küssen, doch Nils drehte den Kopf so, dass ihre Lippen seinen Mund trafen. Überrascht sah sie ihn an, denn in ihrem Inneren spürte sie ein vibrierendes, aufwühlendes, nie gekanntes Gefühl, das sich von ihrer Magengegend über ihren ganzen Körper ausbreitete.
    Fest ergriff er ihre Hand, ließ sie nicht mehr los, bis die offizielle Überreichung der Zeugnisse beendet war und die Familien zu ihren Tischen schreiten konnten.
    Deutlich spürte Lena Nils Unsicherheit, wo er Platz nehmen sollte, diesmal ließ sie seine Hand nicht los und zog ihn zu dem Tisch, an dem sie mit ihren Eltern saß.
    Von leisen, umher eilenden Kellnern wurde das Essen aufgetragen. Lena ergriff ihr knusprig gegrilltes Spanferkelteil mit dem Besteck und schob es auf Nils Teller. Kopfschüttelnd lächelte er sie an, wusste natürlich, dass Lena es nicht über das Herz brachte, das Fleisch der Tiere zu essen, um die sie sich stets sorgte. Dafür gab er ihr seinen Salat und das frische Weißbrot, das dazu gereicht wurde. Das alles geschah in einer solchen Selbstverständlichkeit, wie wenn sie ein altes, sich kennendes Ehepaar wären.
    Während des Essens wurde von dem Personal die Stuhlreihen abgebaut die nach dem offiziellen

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