Engel der Kindheit
Teil nicht mehr benötigt wurden. Auf dem Bretterboden entstand eine große Tanzfläche, eine Dreimannkapelle baute lautlos ihre Musikinstrumente auf der erhöhten Bühne auf.
Leise und einschmeichelnd untermalten sie musikalisch das feierliche Essen.
Wie zu erwarten gewesen war, hatte Philipp sich nicht an ihren Tisch gesetzt, er saß bei den anderen jungen Leuten an einer langen Tafel.
Nach dem Nachtisch und dem Kaffee spielte die Kapelle zum Tanz auf.
Verhalten betraten einzelne Paare die mit bunten Lampions romantisch beleuchtete Tanzfläche. Glühend versank die Sonne hinter den grünbelaubten Apfelbäumen, angestrahlte Schleierwolken schimmerten in verschiedenen Violetttönen hindurch.
Nils erhob sich von seinem Stuhl, verbeugte sich leicht vor Lena und bat sie um den ersten Tanz. Anmutig erhob Lena sich, reichte ihm ihre Hand und ließ sich von Nils zur Tanzfläche führen.
Sicher nahm er sie in seine Arme, führte sie im Foxtrott über das Parkett, wie Lena es im beigebracht hatte, als sie die Tanzstunde besucht hatte. So federleicht bewegte sie sich im Takt mit ihm, dass er sie beinahe nicht in seinen Armen spürte.
Nachdem die Kapelle geendet hatte, standen sie auf der Tanzfläche und klatschten, wie alle anderen Tanzpaare um sie herum. Einschmeichelnd stimmte die Kapelle ein melancholisches Lied von ` Peter Maffay, So bist du‘ an:
Du gibst alles, wenn Du gibst,
Du verlierst Dich, wenn Du liebst,
Junges Mädchen, reife Frau und doch Kind,
Das bist Du, Du, nur Du
Wenn mich Deine Hand berührt
Und ich Deine Wärme spür,
Dann weiß ich, was auch geschieht- es wird gut,
So bist Du, Du nur Du
Und wenn ich geh, dann geht nur ein Teil von mir
Und gehst Du, bleibt Deine Wärme hier
Und wenn ich wein, dann weint nur ein Teil von mir,
Und der andere lacht mit Dir
Dieses Lied war so geschaffen für sie beide, wie wenn sie dafür Modell gestanden hätten.
Herzklopfend zog Nils Lena in seine Arme, drückte sie liebevoll eng an seinen Körper, vertraut schlang sie ihre Arme um seinen Nacken, legte ihren Kopf an seine Schulter und schloss die Augen, spürte nur ihre beiden Körper, die sich im Gleichklang langsam zu den weichen, wohligen Klängen der Musik bewegten, während der sanfte Abendwind sein Luftspiel um sie herum trieb.
In ihren beiden Körpern jagten prickelnde, heiße Wellen durch ihre Adern, jede Faser ihrer Herzen sehnte sich nach den Berührungen des anderen. Ergriffen verbarg Nils seine Emotionen in ihrem hochgesteckten Blondhaar, fest hatte er die Augen geschlossen, er wollte sich ewig daran erinnern, wie sie sich in seinen Armen anfühlte. Mit Sicherheit wusste er, dass ihn nie wieder etwas tiefer berühren würde, als diese geliebte, junge, so zärtliche Frau, die er in seinen Armen hielt.
Verträumt streichelte Lena seinen Nacken, sie spürte den Schauer, der ihn bei ihren leichten Berührungen durchlief. Glasklar wusste sie plötzlich, dass sie ihn liebte, dass sich ihre Beziehung heute Abend grundlegend verändert hatte. Mit Nils wollte sie ihr Leben, ihre Zukunft teilen!
Erregend streichelten seine starken Hände ihren schmalen Rücken, fester zog er sie an seinen Körper. Über ihre weiche, empfindsame Haut jagte eine Gänsehaut nach der anderen, zitternd klammerte sie sich an ihm fest.
Niemals war sie glücklicher gewesen, als in dieser Sekunde ihres Lebens.
Leise verklangen die letzten Töne des romantisch gespielten Liedes, wurden in den Lüften davongetragen.
Beschützend hielt Nils sie fest in seinen Armen, wollte sich nicht von ihr trennen. „Ich muss mit dir reden, Lena!“ Stockend, abgehackt flüsternd, kamen die bitteren Worte über seine Lippen.
Zustimmend nickte sie leicht, ging zu dem Tisch ihrer Eltern, nahm ihren Blumenstrauß an sich. „Ich werde mit Nils ein wenig spazieren gehen, wartete nicht auf mich, ich finde alleine nach Hause!“
Genau wusste Lena, dass sie diese Nacht mit Nils verbringen würde! Anders als sonst! Heute würde sie in seinen Armen liegen und er würde sie einfühlsam zur Frau heranreifen lassen.
Schweren Herzens nickten ihre Eltern Lena zu. Mit gemischten Gefühlen hatten sie die jungen Menschen auf der Tanzfläche beobachtet, die ihre Gefühle nicht verheimlichen konnten.
Vertraut war Nils hinter Lena getreten, nahm sie an der Hand, verabschiedete sich von Lenas Eltern und zog sie mit sich über den nur von Blumenrabatten eingezäunten, gepflegten Rasen, über die sie mit einem großen Schritt springen konnten.
Lange gingen sie
Weitere Kostenlose Bücher