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Engel der Kindheit

Engel der Kindheit

Titel: Engel der Kindheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skyla Hegelund
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zusammenzuckte, aber er zog sie nur dichter zu sich, hielt sie eng an seinen Körper gepresst, sein Gesicht vergrub sich in ihrem wallenden Haar, wie ausgehungert sog er ihren süßlichen Veilchenduft in sich auf.
    Vorsichtig umarmte sie ihn, besorgt, dass sie ihn nirgendwo berührte, wo er Schmerzen hatte. Zärtlich strich sie ihm über das Gesicht, fuhr durch seine längeren, struppigen Haare, spürte seinen festzusammengepressten harten Unterkiefer.
    „Er hat die Bestätigung meines Studienplatzes gefunden! Während den Schlägen ist er zusammengebrochen! Ich hoffe, dass er stirbt! Lena, kannst du das verstehen? Ich wünsche mir nichts mehr, als seinen Tod!“ Jedes Wort war so gemeint, wie er es sagte.
    „Ich verstehe es, Nils! Ich weiß, wie dir zumute ist!“ Leicht, wie eine Feder, umschlang sie ihn mit ihren weichen Armen, darauf bedacht ihm nicht wehzutun.
    Mucksmäuschenstill lagen sie nebeneinander und lauschten auf die ruhigen Atemzüge des anderen.
    Erst, als es vollkommen dunkel geworden war, setzten sie sich auf. Unter starken Schmerzen zuckte Nils zusammen, gemeinsam aßen sie die mitgebrachten Brote.
    „Er hat mir abermals die Rippe gebrochen, vielleicht solltest du sie doch bandagieren?“ Beim Atmen hatte er starke Schmerzen, Nils knipste die Taschenlampe an, musste zuerst die Batterien wechseln, da das Licht zu schwach war.
    Behutsam öffnete Lena die Verschlüsse seiner blauen Latzhose, die er zum Arbeiten angezogen hatte, half ihm aus dem dreckigen T-Shirt und leuchtete die Stellen ab, die sich dunkellila verfärbt hatten.
    Sanft tastete ihre Hand die Rippen ab, die sie knorpelig unter ihren Fingern ertastete.
    Nils hielt mit schmerzverzerrtem Gesicht die Luft an, als sie die Stelle berührte, an der er das brechende Geräusch gehört hatte.
    Mit geübten Handgriffen strich Lena Blutegelsalbe auf einen Mull, legte es vorsichtig auf die schmerzende Stelle und wickelte eng eine elastische Binde um seinen Brustkorb. Zur besseren Stabilität wickelte sie eine zweite und dritte Binde darum.
    Beschämt hatte Nils die Augen geschlossen, er konnte Lenas Blick nicht ertragen, die seine Schmerzen mit ihm teilte.
    Flink räumten ihre Hände das Verbandmaterial auf. „Möchtest du eine Schmerztablette?“
    „Nein! Ich möchte jetzt nur noch, dass du zu mir kommst!“ Sehnsuchtsvoll hörte seine Stimme sich an, Lena hatte diesen Ton noch nie darin gehört.
     Engumschlungen schliefen sie bis zum nächsten Morgen ein.
    „Lena, aufstehen, es wird hell!“ Bereits seit geraumer Zeit lag Nils wach neben ihr und hatte ihr engelsgleiches Gesicht betrachtet. Sie hatte so unsagbar feine, weiche Gesichtszüge, ihre Haut war flaumig, wie die eines Pfirsichs. Neben ihm war sie zur jungen Frau erblüht, in die er sich unsterblich verliebt hatte. So sehr sehnte er sich nach ihr! Lange konnte er nicht mehr der übermenschlich werdenden Versuchung wiederstehen, sie zu küssen. Wie es wohl sein würde, ihre verlockenden Lippen zu berühren, ihre liebkosenden Hände auf seinem Körper zu spüren, die ihn erregend streichelten und dabei ihre Kleider von ihrem jungfräulichen, bezaubernden Körper zu streifen und jede Stelle zu erkunden? In ihm brannte und loderte es, wie kurz vor dem Durchzünden eines gewaltigen Waldbrandes.
    „Guten Morgen!“ Sich räkelnd schlug sie die Augen auf und sah ihn voll Liebe an.
    „Beeil dich, es ist später als sonst!“ Bekümmert sah Nils ihr zu, wie sie aus dem Schuppen eilte, sich noch einmal nach ihm umdrehte, ehe sie die Türe wieder verschloss.

4. Kapitel    
    Unzählige weiße Pavillons waren unter den ausladenden Apfelbäumen, die Mengen von rotbäckigen Früchten trugen, aufgebaut. Flackernde Lampions, von Ast zu Ast gespannt, verzauberten das sich bietende romantische Bild. Die Terrasse des Hotels, auf der die Abschlussfeier der Abiturienten stattfand, war festlich eingedeckt. Mit langen, bis auf den Boden reichenden weißen Tischtüchern über den meterlangen Tafeln, funkelnden Gläsern, blitzendem Besteck und schneeweißem Geschirr sah es so prunkvoll aus, wie in einem Königshaus. Efeuranken zur Dekoration schlängelten sich zwischen den Gedecken hindurch. Durch die Luft wehte der würzige Duft der Spanferkel, die sich an mehreren großen Grills, außerhalb der Terrasse, drehten.
    Eine erhöhte Tribüne, mit mehreren Stuhlreihen davor, war für die Ausgabe der Zeugnisse aufgebaut.
    Festlich gekleidet erschienen die ersten Teilnehmer in vornehmer Abendkleidung, nahmen

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