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Engel der Kindheit

Engel der Kindheit

Titel: Engel der Kindheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skyla Hegelund
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er eine Zigarette aus der Packung, rieb das Streichholz an der rauen Zündfläche, hielt die Hand zum Schutz davor und zog tief den Rauch in seine Lungen. Mit einem Aufseufzen blies er den vernebelten Atem heraus.
    Er war angekommen! Endlich! Seit einem halben Jahr hatte er keine Schläge mehr einstecken müssen! Freier, als je zuvor, bewegte er sich selbstbewusst, hochaufgerichtet, denn er wusste, dass ihm niemand mehr etwas anhaben konnte.
    „Auf, wir müssen ins Büro!“ Im Sekundenabstand sah Nils auf seine wasserdichte Uhr, die er sich in Afrika gekauft hatte.
    Unsicher erhob Sven sich, doch Nils fasste ihn an seiner Uniform und schleppte ihn mit sich mit.
    Zuerst traten Nils und Sven durch eine schwere Holztür des Flachdachgebäudes, die sich mühsam öffnen ließ und befanden sich in einem nüchtern eingerichteten Vorzimmer. Eine Sekretärin bat um ihre Namen und diese meldete Nils und Sven an. An einer mattierten Glastür prangte in goldenen Schriftzügen der Name von Samuel Rodney. Selbstsicher betrat Nils das Büro, als die Sekretärin darum bat, Sven folgte ihm zögernd.
    „Kommen Sie herein!“ Herrisch erklang die Stimme.
    „Herr Rodney! Danke, dass Sie uns empfangen!“ Perfekt war Nils Englisch, ihm fehlte allerdings der Dialekt, der hier gesprochen wurde.
    „Ich habe nur mit Ihnen gerechnet!“ Schneidend blickten die stählernen Augen Nils und Sven entgegen.
    „Wir suchen beide eine Anstellung, da wir uns beide hier niederlassen wollen! Entschuldigen Sie bitte! Das ist Sven Moosbauer!“ Aufrecht wagte Nils Herrn Rodney selbstbewusst gegenüberzutreten, da er nichts zu verlieren hatte.
    „Normalerweise würde ich Sie jetzt bitten, mein Büro zu verlassen, aber da Tom Sie mir ans Herz gelegt hat, nehmen Sie bitte Platz! Ich liebe keine Überraschungen! Halten Sie sich in Zukunft daran! Haben Sie ihr Abschlusszeugnis dabei?“
    Streng, furchteinflößend blickte Samuel Rodney die jungen Männer an, deutete ihnen an, auf den schwarzen Ledersesseln vor dem Schreibtisch Platz zu nehmen. Genau nahm er ihre Erscheinung unter die Lupe. Ständig zuckten seine buschigen Augenbrauen in seinem finsteren Gesicht.
    Aus der vorderen Seitentasche des Seesacks holte Nils sein Abitur heraus. Leicht verknickt, strich er es zuerst glatt, bevor er es über den wuchtigen Schreibtisch reichte. Das Büro bestand aus einer Glasfassade, durch die man die ankommenden Schiffe im Hafen beobachten konnte. Ein dunkler Walnussholzschreibtisch, hinter dem Samuel Rodney hochaufgerichtet in einem schwarzen Ledersessel saß, bildete den Mittelpunkt des Büros. Dahinter ein massiges, dunkles Holzregal, ebenfalls aus dem harten Holz des Walnussbaumes, das sich über die gesamte Länge der Wand erstreckt und in dem Unmengen an beschrifteten Ordnern standen.
    Genau studierte er Nils Zeugnis. Auf seiner hohen Stirn türmten sich steile Falten, ehe er seine Halbbrille abnahm und Nils prüfend betrachtete. „Das sieht sehr hoffnungsvoll aus! Alle Achtung! Ich bin beeindruckt! Möchten Sie studieren?“
    „Ich hatte es in Deutschland vor! Was sich mir hier bietet, bleibt abzuwarten! Gerne würde ich Schiffsbau studieren, aber ich muss meinen Lebensunterhalt verdienen, da ich kein Geld zur Verfügung habe!“ Zurückgelehnt saß Nils in dem weichen Ledersessel und blickte seinem Gegenüber offen in die Augen. Salopp hatte er das linke Bein über das rechte geschlagen.
    „Ich mache Ihnen einen Vorschlag! Ich bemühe mich für Sie um einen Studienplatz im laufenden Semester! Dafür unterschreiben Sie mir einen bindenden Vertrag, dass Sie in Ihrer gesamten Freizeit, ich wiederhole, in Ihrer gesamten Freizeit, in meiner Werft und der Reederei arbeiten werden. Dafür übernehme ich Ihre Studiengebühren. Sie verdienen bei mir Ihren Lebensunterhalt und Sie verpflichten sich vertraglich, dass Sie mindestens weitere fünf Jahre nach Ihrem Abschluss ausschließlich bei mir arbeiten werden! Dafür stelle ich Ihnen sofort ein Strandhaus mietfrei zur Verfügung! Entscheiden müssen Sie sich jetzt!“ Knallhart war seiner schneidenden Stimme anzuhören, dass er keinen Millimeter davon abweichen würde.
    Kalkulierend betrachtete Nils den eiskaltblickenden Mann vor ihm. Er hatte das untrügliche Gefühl, einen Pakt mit dem Teufel abzuschließen, aber hatte er eine andere Chance?
    Zustimmend nickte er, erhob sich und bot Samuel Rodney die Hand zum Einschlagen an.
    Samuel Rodney erhob sich ebenfalls, schlug ein, deutete Nils an, sich zu setzen und

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