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Engel der Kindheit

Engel der Kindheit

Titel: Engel der Kindheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skyla Hegelund
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wand sich Sven zu.
    „Zu Ihnen! Haben Sie ebenfalls Referenzen vorzuweisen?“ Stahlhart durchbohrte sein Blick den verschüchtert zusammenzuckenden Sven.
    „Nein! Ich fahre seit zweieinhalb Jahren auf der Santa Barbara. Ich habe keinen Abschluss einer Schule, würde aber jede sich bietende Arbeit annehmen.“ All seine ganze Kraft benötigte Sven, um nicht verlegen zu Boden zu blicken. Fieberhaft irrten seine Augen umher, nur um nicht dem eisigen Blick seines Gegenübers ausgeliefert zu sein.
    „Gut! Sie werden einen Arbeitsplatz in der Werft zugeordnet bekommen! Wenn ich mit Ihrer Arbeit zufrieden bin, können Sie sich bis zum Vorarbeiter hocharbeiten. Melden Sie sich beide morgen früh um fünf Uhr bei James Herley!“
    Das Gespräch war für Samuel Rodney beendet, er erhob sich hinter seinem Schreibtisch, gab seiner Sekretärin im Vorzimmer über die Sprechanlage die Anweisung den Schlüssel des Strandhauses auszuhändigen und verabschiedete sich mit einem Kopfnicken von den beiden jungen Herren.
    Froh, der frostigen Atmosphäre zu entkommen, öffnete Nils die mattierte Glastür, hinter der eine junge Frau soeben nach der Türklinke greifen wollte. Zu einer topmodernen Kurzhaarfrisur waren ihre rabenschwarz gefärbten Haare extravagant gestylt.
    Höflich trat er zur Seite und ließ sie eintreten. Herablassend schritt sie an ihnen vorbei, in einer Wolke teuren Parfüms eingehüllt. Abschätzend blicken ihre katzenhaften hellgrünen, kalten Augen die beiden Matrosen abfällig an. Hocherhobenen Hauptes tänzelte sie nahezu auf Samuel Rodney zu, bot ihm die Wange zum Kuss und setzte sich aufrecht in den soeben freigewordenen Stuhl. Graziös schlug sie ihre makellosen Beine übereinander und strich den knielangen Rock ihres dunkelblauen Kostüms zu Recht.
    „Marie-Luise! Was führt dich zu mir?“
    Nils schloss die Türe, die Antwort der jungen Dame konnten sie nicht mehr verstehen.
    Die Sekretärin, die aus einem weiteren, angrenzenden Büro auf sie zutrat, überreichte Nils den Schlüssel zum Strandhaus und die Anfahrtsskizze.
    Erleichtert traten Nils und Sven ins Freie, entfernten sich aus dem Blickfeld Samuel Rodneys und fielen sich um den Hals. Sie hatten es geschafft! Ein Haus stand ihnen zur Verfügung, Nils würde einen Studienplatz erhalten und konnte praktische Erfahrungen in der Werft und der Reederei sammeln und Sven hatte einen festen Arbeitsplatz.
    „Obwohl mir alles andere als wohl ist in seiner Gegenwart. Er hat eine Ausstrahlung wie der Teufel höchstpersönlich! Wenn du nur keinen nichtwiedergutzumachenden Fehler eingegangen bist!“ Skeptisch sah Sven seinen Freund an, auf seiner Stirn hatten sich tiefe Längsrillen eingegraben.
    „Hör schon auf! Es ist das, was ich wollte!“ Nebenher las Nils die Beschreibung, die sie zu dem Strandhaus führen würde.
    Ungefähr zwei Kilometer mussten sie an der Hafenstraße entlang gehen, die oberhalb des sichelförmig verlaufenden Strandes verlief, an deren Straßenrand grüne Blattpflanzen mit leuchtend exotischen orangelila und weißroten Blüten den eingepflanzten Rand säumten. Palmen und Riesenfarne begrünten das überwältigende Stadtbild. Auf den Häuserdächern saßen Gelbhaubenkakadus, knabberten an den Antennen und ließen ihre krächzenden Laute durch die Lüfte hallen.
    Vollkommen überwältigt konnte Nils seinen Blick nicht losreißen von der beeindruckenden, unbekannten Landschaft, die er durchschritt und die seine neue Heimat werden sollte.
    Mitten auf einem, in das Meer reichenden Felskopf, der vor ihnen hinter einer Biegung auftauchte, stand ein einsames, ausgebleichtes Holzhaus, das nach der Beschreibung das angegebene Strandhaus sein musste.
    Zaghaft steckte Nils den Schlüssel in das mattgoldene Schloss und öffnete die schwere, vom Wetter und dem Salzwasser ausgelaugte und verzogene Holztür.
    Sich umsehend traten sie in einen dunklen Flur, zu dessen Seiten sich verschiedene Türen öffnen ließen. Die rechts und links dahinterliegenden Schlafzimmer waren notdürftig mit einem Doppelbett und einem Kleiderschrank eingerichtet. Gegen die Pritschen auf der Santa Barbara kam ihnen die Unterkunft wie im Paradies vor.
    Eine weitere Türe führte in das mit schlichten, naturweißen Fliesen gekachelte Badezimmer, in dem sich ein Waschbecken und eine Duschwanne befanden. Über den Flur erreichten sie, durch eine weitere Türe getrennt, die angrenzende Küchenzeile, die aus einem Chromspülstein und einem Vierplattenherd mit Backofen bestand.

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