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Engel der Kindheit

Engel der Kindheit

Titel: Engel der Kindheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skyla Hegelund
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großen Säugetieren, die ihre voluminösen Körper nahezu elegant aus der Tiefe an die Wasseroberfläche trieben. Staunend verfolgte er ihre drehenden Sprünge, sah die unterschiedlich geformten und gezeichneten Fluken, wenn sie nacheinander in das aufpeitschende Meerwasser tauchten.
    Nie zuvor hatte er etwas derart Beeindruckendes gesehen.
    Wenn Lena das sehen könnte! Greifbar sah er sie vor sich, wie sie reglos staunend dieses Naturschauspiel verfolgen würde.
    Ohne weitere Vorkommnisse umrundeten sie das Kap der guten Hoffnung, segelten im Indischen Ozean auf der Ostseite Afrikas über Arabien, von Vorder- und Hinterindien nach Sumatra und nahmen Kurs auf Australien. Gezielt steuerten sie Sydney an, den Heimathafen der Santa Barbara.

7. Kapitel    
    Nach einem halben Jahr auf See erblickten sie in den frühen Abendstunden, bei ihren letzten Seemeilen auf dem Pazifischen Ozean, die eindrucksvolle Silhouette Sydneys.
    Atemberaubend ragten die Wolkenkratzer in den wolkenverhangenen Himmel, während weit in der Ferne dunkelblaues, bergiges Waldland hervor zu lugen schien.
    Ständig um das Schiff kreisende, dreieckige Schwanzflossen der düsteren Haie, begleiteten die Santa Barbara seit dem Great Barriereriff.
    Es war ein eigentümlich schauriges Gefühl, den Tieren, deren schmirgelpapierglitzernde Körper unter der Wasseroberfläche schimmerten, bei ihren Umrundungen zuzusehen. Mit Gänsehaut am Körper sah Nils die gefräßigen kleinen Augen, die das mächtige Schiff scheinbar ununterbrochen beobachteten.
    „Na, hier solltest du lieber nicht schwimmen gehen!“ Prustend trat John neben Nils und verpasste ihm einen Schlag auf die breitgewordenen Schultern.
    „Nee, davon werde ich Abstand nehmen, wenn ich hier wohnen werde!“ Atemberaubend schön war das näher kommende Land. Aufgeregt schlug Nils Herz bis zum Hals, wenn er daran dachte, dass seine neue Heimat greifbar nah vor ihm lag.
    „Mensch, komm wieder mit uns! Du kannst doch hier nicht versauern! Aus dir ist ein manierlicher Matrose geworden, auch wenn du von den Bräuten im Hafen nichts wissen willst!“ Voller Wucht haute John sich auf den muskulösen Schenkel, sah Nils aber dabei fest in die Augen.
    „Ich werde hier einen Job finden! Kein Mensch bringt mich mehr nach Deutschland zurück!“ Gerne hatte Nils die Arbeit als Matrose verrichtet, aber der Schiffsbau, das war das, wofür sein Herz schlug. Vielleicht würde er hier einen Studienplatz finden, andernfalls würde er sich hocharbeiten. Körperliche Arbeit scheute er nicht, war Knochenarbeit auf der Santa Barbara gewohnt worden, doch er wollte seinen Grips, sein Wissen, das er in sich spürte, ausnutzen.
    „Käpt’n Rodneys Bruder hat eine eigene Werft und eine Reederei, frag doch mal bei Tom nach, ob er nicht ein gutes Wort für dich beim Käpt’n einlegen kann!“ Bedauernd sah John den verbissenen Ausdruck in Nils Gesicht, der seine Vorsätze in die Tat umsetzen wollte. Ihm tat es leid, ihn als Kamerad zu verlieren, aber das war das Leben der Seeleute. Laufend kamen neue Matrosen dazu, andere wechselten auf ein anderes Schiff.
    „Wenn wir angelegt haben, jetzt hat er sicherlich alle Hände voll zu tun!“ Suchend drehte Nils sich um, nirgends konnte er Tom entdecken.
    Auf Hochglanz war das Schiff geschrubbt worden, in ihren besten Uniformen standen sie an Deck, bereit, die Taue der Santa Barbara am Pier von Sydney festzuknoten.
    Greifbar näher kommend sahen sie das weltbekannte Opera House, die kuppelförmige Dachkonstruktion mit ihren sechs herausragenden weißen Spitzen. Dahinter, den die Hochhäuser überragenden Fernsehturm in der Mitte der Skyline. Unter der Harbour Bridge fuhren sie hindurch, die die beiden gewaltigen Stadtteile miteinander verband.
    Viele eindrucksvolle Städte und Häfen hatte Nils gesehen in dem halben Jahr, seit er sich an Bord befand. Niemals zuvor hatte ihn aber etwas so ergriffen, wie in diesen Hafen einzulaufen. Marschmusik ertönte, als sie den Hafen passierten. Strammstehend stand die Mannschaft, die gestreckte Hand an der Mütze, in einer langen Reihe an Deck.
    Dumpf stieß die Santa Barbara beim Anlegen an die Hafenmauer, emsig wurden die letzten Handgriffe ausgeführt, bevor die Crew von Käpt’n Rodney mit Dankesworten verabschiedet wurde.
    Wartende Frauen standen am Hafen, erwarteten ihre Männer oder versprachen sich von den ankommenden Seeleuten einen vielversprechenden Abend.
    „Nils! Willst du immer noch hier bleiben?“ Den Seesack über dem

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