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Engel Der Nacht

Engel Der Nacht

Titel: Engel Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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dich bitte, zu Fuß zu gehen?«
    Das Wetter war nur ein bisschen kühl, ich hatte meine Jeansjacke, und ich hatte zwei Beine. Ich konnte laufen. Der Plan hörte sich durchaus vernünftig an. Dennoch zogen sich mir bei dem Gedanken, zu Fuß nach Hause gehen zu müssen, die Eingeweide zusammen. Aber wenn ich nicht die Nacht in der Bibliothek verbringen wollte, hatte ich wohl keine andere Wahl.
    Ich war fast durch die Bibliothekstür, als ich hörte, wie jemand meinen Namen rief. Als ich mich herumdrehte, sah ich Marcie Millar auf mich zukommen.
    »Ich habe das von Vee gehört«, sagte sie. »Wirklich seltsam. Ich meine, wer würde sie überfallen? Es sei denn aus Versehen. Wahrscheinlich war es Selbstverteidigung. Ich habe gehört, es war dunkel und hat geregnet. Vielleicht hat irgendjemand Vee mit einem Elch verwechselt. Oder mit einem Bären oder Büffel. Eigentlich mit jedem kolossartigen Tier.«
    »Es ist echt nett, mit dir zu reden. Aber es gibt da ein paar Dinge, die ich im Moment echt lieber tun würde. Meine Hand in den Müllschlucker stecken zum Beispiel.« Ich ging weiter Richtung Ausgang.
    »Ich hoffe, sie hat die Finger vom Krankenhausessen gelassen«, sagte Marcie, mir auf den Fersen bleibend. »Soweit ich gehört habe, sind die ziemlich kalorienreich. Es wäre schrecklich, wenn sie noch mehr ausufert.«
    Ich fuhr herum. »Jetzt reicht’s. Noch ein Wort und ich …« Wir wussten beide, dass es eine leere Drohung war.
    Marcie lächelte affektiert. »Du wirst was?«
    »Schlampe«, sagte ich.
    »Streberin.«

    »Nutte.«
    »Bekloppte.«
    »Anorektisches Ferkel.«
    »Wow«, sagte Marcie, wobei sie mit einer Hand auf dem Herzen melodramatisch rückwärts taumelte. »Soll ich jetzt beleidigt tun? Versuch’s noch mal, das war ein alter Hut. Zumindest habe ich noch so was wie Selbstkontrolle.«
    Der Wachmann an der Tür räusperte sich. »Hört endlich auf, ihr zwei. Macht draußen weiter, oder ich karre euch alle beide in mein Büro und fange an, Eltern anzurufen.«
    »Mit ihr müssen Sie reden. Ich bin diejenige, die versucht, nett zu sein. Sie hat mich verbal angegriffen. Ich habe ihr nur mein Beileid wegen ihrer Freundin ausgesprochen.«
    »Ich habe gesagt draußen .«
    »Sie sehen gut aus in Uniform«, sagte Marcie und ließ ihr giftiges, patentiertes Lächeln aufblitzen.
    Er nickte zur Tür. »Raus jetzt.« Aber es hörte sich nicht mehr halb so schroff an.
    Marcie stolzierte zur Tür. »Könnten Sie mir bitte die Tür öffnen? Meine Hände sind voll.« Sie trug ein einziges Buch. Ein Taschenbuch.
    Der Wachmann drückte auf den Knopf für Behinderte, und die Tür öffnete sich automatisch.
    »Oh, ganz herzlichen Dank«, sagte Marcie und warf ihm eine Kusshand zu.
    Ich folgte ihr nicht. Ich war mir nicht sicher, was geschehen würde, wenn ich es täte, aber in mir hatten sich genug negative Gefühle angestaut, um möglicherweise etwas zu tun, das ich später bereuen würde. Beschimpfen und handgreiflich zu werden war normalerweise unter meiner Würde. Wenn ich es nicht gerade mit Marcie Millar zu tun hatte.
    Ich drehte mich um und ging zurück in die Bibliothek. Im Aufzug trat ich in den Metallkäfig und drückte auf den Knopf
für den Keller. Ich hätte ein paar Minuten warten können, bis Marcie weg war, aber ich kannte einen anderen Weg hinaus und entschied mich, den zu nehmen. Vor fünf Jahren hatte der Stadtrat beschlossen, die Bibliothek in ein historisches Gebäude genau in der Mitte der Altstadt von Coldwater zu verlegen. Der rote Backsteinbau war in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts erbaut worden und noch vollständig erhalten, mit einer romantischen Kuppel und einer Terrasse, auf der früher die einsamen Ehefrauen auf die von der See hereinkommenden Schiffe gewartet hatten. Unglücklicherweise war damals kein Parkplatz eingeplant worden, weshalb man später einen unterirdischen Tunnel gegraben hatte, um die Bibliothek mit der Tiefgarage des Gerichtsgebäudes gegenüber zu verbinden. Die Garage diente jetzt beiden Gebäuden.
    Der Aufzug hielt, und ich trat hinaus. Der Tunnel war mit Neonröhren ausgestattet, die in einem bleichen Lila leuchteten. Es dauerte einen Moment, bis ich meine Füße zwingen konnte, loszugehen. Plötzlich musste ich an meinen Dad denken, an die Nacht, in der er ermordet wurde. Ich fragte mich, ob die Straße auch nur halb so dunkel und abgeschieden gewesen war wie dieser Tunnel vor mir.
    Bleib vernünftig, sagte ich zu mir selbst. Es war ein Zufallsverbrechen. Das

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