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Engel Der Nacht

Engel Der Nacht

Titel: Engel Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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ganze letzte Jahr bist du paranoid gewesen, jedes Mal wenn du eine dunkle Gasse gesehen hast, einen dunklen Raum, einen dunklen Schrank. Du kannst nicht den Rest deines Lebens davor Angst haben, dass dich jemand mit einer Waffe bedroht.
    Überzeugt davon, dass die Bedrohung nur in meinem Kopf existierte, ging ich den Tunnel entlang, lauschte auf das Geräusch meiner Schritte auf dem Beton. Während ich meinen Rucksack auf die rechte Schulter wechselte, überlegte ich, wie lange ich bis nach Hause brauchen würde und
ob ich mich jetzt, wo es bereits dämmrig wurde, traute, die Abkürzung über die Bahnlinie zu nehmen. Ich hoffte, dass ich, solange ich meine Gedanken positiv und beschäftigt hielt, keine Zeit haben würde, um mich auf mein wachsendes Angstgefühl zu konzentrieren.
    Der Tunnel war zu Ende, und direkt vor mir stand ein dunkler Schatten.
    Ich blieb stehen, und mein Herz setzte ein paar Schläge aus. Patch trug ein schwarzes T-Shirt, weite Jeans, Stiefel mit Stahlkappen. Seine Augen sahen aus, als wären ihm jegliche Regeln egal, und sein Lächeln war ein bisschen zu durchtrieben, als dass es mir behagt hätte.
    »Was machst du hier?«, fragte ich, schob mir eine Handvoll Haare aus dem Gesicht und sah an ihm vorbei zur Ausfahrt, die ans Tageslicht führte. Ich wusste, sie lag genau vor mir, aber mehrere der Leuchtstoffröhren an der Decke funktionierten nicht, was es schwer machte, klar zu sehen. Sollte Patch Vergewaltigung, Mord oder andere Missetaten im Sinn haben, dann hatte er mich am perfekten Ort erwischt.
    Patch kam auf mich zu, und ich wich zurück. Ich stieß rückwärts an ein Auto und sah meine Chance. Ich huschte um das Auto herum, bis ich Patch gegenüberstand, der Wagen zwischen uns.
    Patch sah mich über das Autodach hinweg an. Seine Augenbrauen hoben sich.
    »Ich habe Fragen«, sagte ich. »Eine Menge Fragen.«
    »Worüber?«
    »Über alles.«
    Sein Mund zuckte, und ich war mir ziemlich sicher, dass er versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken. »Und wenn meine Antworten nicht ausreichen, dann haust du ab?« Er nickte in Richtung Garagenausfahrt.

    Das war mein Plan. So in etwa. Er hatte natürlich ein paar Schwächen, wie zum Beispiel die, dass Patch viel schneller war als ich.
    »Fang an mit deinen Fragen«, sagte er.
    »Woher wusstest du, dass ich heute Abend in der Bibliothek sein würde?«
    »Es war das Wahrscheinlichste.«
    Ich glaubte keinen Moment lang, dass er es nur geraten hatte; Patch hatte meinem Gefühl nach fast raubtierhafte Instinkte. Wenn das Militär von ihm erführe, dann würden sie ihn sofort rekrutieren.
    Patch machte einen Satz nach links. Ich wich ihm aus, indem ich hinter das Auto hastete. Als Patch plötzlich stehenblieb, tat ich das Gleiche. Er stand an der Nase des Autos, ich am Heck.
    »Wo warst du Sonntagnachmittag?«, fragte ich. »Bist du mir gefolgt, als ich mit Vee einkaufen gegangen bin?« Vielleicht war Patch nicht der Typ mit der Skimaske, aber das bedeutete noch lange nicht, dass er nicht irgendwie mit den verstörenden Ereignissen der letzten Zeit zu tun hatte. Er verheimlichte mir etwas. Er hatte mir schon seit dem ersten Tag, an dem wir uns kennen gelernt hatten, etwas verheimlicht. War es Zufall, dass der letzte normale Tag meines Lebens der vor unserer schicksalhaften ersten Begegnung gewesen war? Das glaubte ich nicht.
    »Nein. Wie war’s denn übrigens? Hast du was gekauft?«
    »Vielleicht«, sagte ich, aus dem Konzept gebracht.
    »Was denn?«
    Ich dachte zurück. Vee und ich waren nur bis zu Victoria’s Secret gekommen. Ich hatte dreißig Dollar für den schwarzen Spitzen-BH ausgegeben, aber das würde ich ihm nicht erzählen. Stattdessen redete ich von dem Abend, angefangen damit, dass ich das Gefühl gehabt hatte, verfolgt zu werden,
und schloss damit, dass ich Vee als Opfer eines brutalen Überfalls am Straßenrand gefunden hatte.
    »Nun?«, verlangte ich zu wissen, als ich fertig war. »Hast du etwas dazu zu sagen?«
    »Nein.«
    »Du hast keine Ahnung, was mit Vee passiert ist?«
    »Noch einmal, nein.«
    »Ich glaube dir nicht.«
    »Das liegt daran, dass es dir so schwerfällt, Leuten zu vertrauen.« Er breitete die Arme aus, stützte sich auf das Auto und lehnte sich über die Motorhaube. »Wir hatten das doch schon durchgekaut.«
    Ich merkte, wie ich wütend wurde. Patch hatte das Gespräch wieder in seine Bahnen gelenkt. Anstatt auf ihn zu scheinen, war das Rampenlicht wieder direkt auf mich gerichtet. Und es war mir ganz besonders

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