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Engel Der Nacht

Engel Der Nacht

Titel: Engel Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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sogar mal Boxunterricht.« Kickboxen. Im Fitness-Studio. Ein Mal.
    Patch hielt mir seine Hand als Angriffsziel hin. »Zeig’s mir. So fest du kannst.«
    »Ich - bin kein Fan von sinnloser Gewalt.«
    »Wir sind ganz allein hier unten.« Patchs Stiefel berührten meine Schuhspitzen. »Einer wie ich könnte sich an einem Mädchen wie dir leicht vergreifen. Besser, du zeigst mir, was in dir steckt.«
    Ich wich einen halben Schritt nach hinten aus, und Patchs Motorrad erschien in meinem Sichtfeld. Er folgte meinem Blick.
    »Soll ich dich nach Hause fahren?«, fragte er.
    »Ich laufe.«
    »Es ist dunkel. Und spät.«
    Ob mir das nun gefiel oder nicht: Er hatte recht.
    Aber in meinem Inneren fand ein hartes Tauziehen statt.
    Es war idiotisch gewesen, überhaupt zu Fuß nach Hause gehen zu wollen, und jetzt musste ich mich zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden, von denen eine übler war als
die andere: mit Patch fahren oder riskieren, dass da draußen jemand auf mich wartete, der noch Schlimmeres vorhatte.
    »Allmählich fange ich an zu denken, dass du mich nur deshalb immer nach Hause fahren willst, weil du weißt, wie nervös mich dieses Motorrad macht.« Ich seufzte zittrig, würgte den Helm auf meinen Kopf und setzte mich hinter ihn. Es war nicht ausschließlich mein Fehler, dass ich so dicht an ihn geschmiegt saß. Auf dem Sitz war nicht gerade viel Platz.
    Patch stieß einen amüsierten Laut aus. »Mir fallen da noch ein paar andere Gründe ein.«
    Er sauste die Auffahrt hinauf und hielt direkt auf die Ausfahrt zu. Eine rot-weiß gestreifte Schranke und ein Ticketautomat standen am Ausgang. Gerade fragte ich mich, ob Patch noch abbremsen würde, um Geld in die Maschine zu stecken, als das Motorrad endlich abrupt zum Stehen kam, wobei ich noch enger an ihn gedrückt wurde. Er bezahlte und preschte dann hoch auf die Straße.
     
    Patch fuhr langsam unsere Einfahrt hinauf, und als ich abstieg, hielt ich mich an ihm fest, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Ich gab ihm den Helm zurück.
    »Danke fürs Nachhausefahren«, sagte ich.
    »Was machst du am Samstagabend?«
    Ein Moment Stille. »Ich habe eine Verabredung, wie gewöhnlich.«
    Das schien ihn neugierig zu machen. »Wie gewöhnlich?«
    »Hausaufgaben.«
    »Sag ab.«
    Ich fühlte mich viel entspannter. Patch war warm und stark, und er roch fantastisch. Nach Pfefferminz und reichhaltiger, dunkler Erde. Niemand hatte uns auf dem Weg nach Hause angesprungen, und alle Fenster im Erdgeschoss
des Farmhauses waren hell erleuchtet. Zum ersten Mal an diesem Tag fühlte ich mich sicher.
    Wenn man die Tatsache ignorierte, dass Patch mich in einem dunklen Tunnel bedrängt hatte und mich möglicherweise verfolgte. Vielleicht fühlte ich mich doch nicht ganz so sicher.
    »Ich geh nicht mit Fremden aus«, sagte ich.
    »Ich zum Glück schon. Um fünf hol ich dich ab.«

SIEBZEHN
    D er ganze Samstag war kalt und verregnet, und ich saß am Fenster und beobachtete, wie die Regentropfen in die Pfützen auf dem Rasen fielen. Ich hatte eine eselsohrige Ausgabe von Hamlet auf dem Schoß, einen Stift hinter mein Ohr geklemmt und einen leeren Becher heißer Schokolade zu meinen Füßen. Das Blatt mit den Verständnisfragen zum Text war genauso weiß wie vor zwei Tagen, als Miss Lemon es ausgeteilt hatte. Das war nicht gut.
    Meine Mutter war vor ungefähr einer halben Stunde zum Yoga gegangen. Obwohl ich im Geiste ein paar Möglichkeiten durchgespielt hatte, wie ich ihr von meiner Verabredung mit Patch erzählen könnte, hatte ich sie am Ende doch aus dem Haus gehen lassen, ohne etwas zu sagen. Ich redete mir ein, dass es ja auch gar nicht so wichtig war, schließlich war ich sechzehn und konnte selbst entscheiden, wann und warum ich aus dem Haus ging, aber die Wahrheit war natürlich, dass ich ihr hätte sagen sollen, dass ich ausgehen wollte. Toll. Jetzt würde ich den ganzen Abend meine Schuldgefühle mit mir herumtragen.
    Als die Standuhr im Flur halb fünf schlug, warf ich erleichtert das Buch zur Seite und rannte hinauf in mein Zimmer. Ich hatte den Großteil des Tages mit Hausaufgaben und anderen Pflichten herumgebracht, und das hatte meine Gedanken von meiner Verabredung abgelenkt. Aber jetzt, wo nur noch ein paar Minuten fehlten, überwältigte mich die Nervosität. Ob ich mir das nun eingestehen wollte oder nicht,
zwischen Patch und mir war noch etwas offen. Wir hatten unseren Kuss nicht beendet. Früher oder später musste dieser Kuss seinen Abschluss finden. Ich zweifelte

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