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Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall

Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall

Titel: Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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darauf könnt
Ihr Euch verlassen.«
    »Gut zu wissen, Jungfer!«, versetzte Bruder
Hilpert, warf einen Blick auf das Bücherregal und wandte sich zum Gehen. »Sonst
wäre ich gezwungen, Methoden anzuwenden, welche ich zutiefst verabscheue.«
    »Und die wären?«
    Die Klinke in der Hand, zog Bruder Hilpert die
Kapuze übers Haupt und wandte sich zu seiner Gesprächspartnerin um. »Darüber, verehrte
Jungfer, sollten wir uns ein andermal unterhalten. Und nun – Gott befohlen!«

21
     
    Ecke Pfäffleinsgäßchen/Herrngasse, eineinhalb Stunden vor Mitternacht │ [22.30 h]
     
    »Du kannst sagen, was du willst«, grollte Berengar, während er sich
an die Fersen von Bruder Hilpert heftete, der nach dem Verlassen des Badehauses
nach links abgezweigt und mit grimmiger Miene von dannen gestapft war. »Irgendwas
ist an der Sache faul.«
    Bruder Hilpert ließ ihn geraume Zeit zappeln.
»Und wie kommst du darauf?«, gab er schließlich zurück, weder fähig noch willens,
einen freundschaftlichen Ton zu pflegen. »Was mich betrifft, ist die Sache klar.«
    »Aber für mich nicht!«, blaffte der Vogt dem
Bibliothekarius hinterher, der es allem Anschein nach darauf anlegte, ihm die kalte
Schulter zu zeigen. »Es sei denn, Eure Heiligkeit lässt sich herab, mich in Ihre
Pläne einzuweihen.«
    »Einweihen – das sagt gerade der Richtige.«
    »Wieso?«
    »Jetzt mach aber mal einen Punkt!«, versetzte
Bruder Hilpert, blieb stehen und wandte sich zürnend um. »Wer von uns beiden ist
denn hier der Geheimniskrämer – du oder ich?«
    »Bitte um Vergebung, Herr Großinquisitor – soll
nicht wieder vorkommen.«
    »Das will ich hoffen, mein Sohn«, entgegnete
der Bibliothekarius, zu müde, um es auf einen Streit mit seinem Alter Ego ankommen
zu lassen. Gerade jetzt, wo er auf eine Erfolg verheißende Spur gestoßen war, stand
Harmonie an oberster Stelle. Für Händel, gleich welcher Art, war dies die falsche
Zeit. »Dürfte ich vielleicht erfahren, woher du Aschenbrenners Tochter kennst?«
    »Erzähl’ ich dir später.«
    »Alles in Ordnung mit dir, Berengar?«
    Wortkarg wie selten, blieb
der Vogt in einiger Entfernung stehen und nestelte mit betretener Miene an seinem
Schwertgurt herum. »Mit mir schon«, räumte er nach längerem Zögern ein, den Wind
im Haar, der durch die schmale Gasse fegte. »Aber leider nicht mit meiner Braut.«
    Bruder Hilpert starrte ihn ungläubig an. »Und
was, bitte schön, soll mit Irmingardis nicht … bitte tu mir den Gefallen und rede
nicht um den heißen Brei herum. In des heiligen Bernhards Namen – was ist geschehen?«
    »Na schön, wenn du es unbedingt wissen willst!
Aber komm mir bloß nicht und behaupte, ich hätte dich nicht …«
    »Bitte um Vergebung, die Herren – auf ein Wort!«
    Berengar war so sehr auf Bruder Hilpert fixiert,
dass er die Gestalt, welche aus dem Dunkel auftauchte, zunächst nicht bemerkte.
Erst als der mittelgroße, nicht mehr ganz junge und zur Gänze mit einem dunklen
Talar samt dazugehöriger Samtkappe bekleidete Unbekannte das Wort an ihn richtete,
fiel ihm auf, dass noch jemand in der Nähe war. »Aber gerne!«, knirschte der Vogt,
dem die Vorstellung, belauscht worden zu sein, nicht im Mindesten behagte. »Und
mit wem haben wir die Ehre, wenn man fragen darf?«
    »Verzeiht, ich vergaß.« Der Unbekannte, triefäugig,
verhärmt und übertrieben servil, nahm die Kappe ab und machte eine leichte Verbeugung.
»Heinricus Nyeß, Notarius.«
    »Heinricus – ein klangvoller Name. Hört sich
an, als ob Ihr die Weisheit mit Löffeln ge…«
    »Ausreden lassen, mein Freund.« Um Schlimmeres
zu verhüten, brachte Bruder Hilpert seinen Freund durch einen unwirschen Blick zum
Schweigen, schüttelte den Kopf und drehte sich zu dem Stadtnotar um. »Und was, Meister
Nyeß, ist Euer Begehr?«
    »Hilpert von Maulbronn, wenn ich nicht irre?«
    »Derselbige. Kennen wir uns?«
    »Ich fürchte, nein«, näselte der Unbekannte
und ließ seinen Worten eine weitere Verbeugung folgen. »Bedauerlicherweise.«
    »Woher kennt Ihr dann meinen Namen?«
    »Mit Verlaub, Bruder, Neuigkeiten machen hier
rasch die Runde.«
    »Und Fremde fallen auf, verstehe.«
    Der Notarius setzte ein hintergründiges Lächeln
auf. »Ihr wisst doch, Bruder«, fuhr er mit Blick auf Bruder Hilperts Habit fort,
»je unauffälliger, desto besser.«
    Bruder Hilpert ließ sich nicht aus der Reserve
locken. »Also gut, Notarius!«, lenkte er ein, bemüht, seine Neugierde zu zügeln.
Gezänk und Verdruss gehörten der

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