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Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall

Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall

Titel: Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Versager!«, knurrte er. »Wenn es jemanden gibt, bei dem du dich bedanken
musst, dann ist es Melusine Aschenbrenner. Vergiss das nie, Egerter, hörst du? Und
bete zu Gott, dass ihrem Vorhaben Glück beschieden sein möge.«
    »Zu Gott, aha!«, lästerte der Tuchfärber, verschränkte
die Arme und lehnte sich genüsslich zurück. »Als ob das etwas … etwas … wer seid
Ihr denn, verdammt noch mal?« Auf einen Schlag wie verwandelt, war Egerter das Lachen
vergangen, und je länger er den Hünen unter dem Türsturz anstierte, desto mehr verstärkte
sich die Überzeugung, dass er zu weit gegangen war. »Willkommen, Herr, was ist Euer
Begehr?«
    »Na also, warum nicht gleich. Ludolf Egerter,
wenn ich nicht irre?«
    »In der Tat, Herr, was kann ich für Euch tun?«
    »Nichts, du Wurm!«, entgegnete Berengar von
Gamburg, wandte sich an den Minoriten und sprach: »Wie ich höre, Bruder, wart Ihr
gerade dabei, den Herrn über das Vorhaben Eures Schützlings in Kenntnis zu setzen.«
    »›Schützling‹ – wie darf ich das …?«
    »Erspart mir die Komödie, Vorleser. Ich habe
Euch belauscht, Bruder Alban, Euch und die Jungfer, an deren Wohlergehen Euch so
sehr gelegen ist. Wie sonst, frage ich mich, wäre es zu erklären, dass Ihr sie beim
Verlassen ihres Hauses umarmt und Gottes Segen auf ihr Unterfangen herabgefleht
habt?«
    »Und wann, bitte schön, soll …«
    »Vor einer halben Stunde, Bruder«, würgte Berengar
das Aufbegehren jäh ab. »Apropos, wenn wir gerade dabei sind: Tut mir leid, dass
ich hinter Euch hergeschnüffelt habe. Aber es gilt, eine Reihe von Verbrechen aufzuklären.
Mord in drei Fällen, Vergewaltigung, und, damit es mir und meinem Freund Hilpert
nur ja nicht langweilig wird, auch noch Leichendiebstahl.« Ohne die Anwesenden eines
Blickes zu würdigen, betrat Berengar die Stube und schlenderte mit angewinkelten
Armen auf den Minoritenbruder zu. »Lange Rede, kurzer Sinn, Bruder – ich wäre Euch
dankbar, wenn Ihr endlich auspacken würdet. Und zwar ohne Wenn und Aber!«

27
     
    Frauenwirtin beim Rödertor, kurz nach Mitternacht │ [0.05 h]
     
    Mit Huren, sagte sich Laurenz Tuchscherer, als er aus dem Bett von
Adelheid, seiner Favoritin, kletterte, fährt man einfach am besten. Da legst du
ein paar Schillinge auf den Tisch, amüsierst dich und machst dich danach aus dem
Staub. Da gibt’s keinen Ärger, es sei denn, die Dame hält nicht, was sie versprochen
hat.
    Bei Adelheid, dieser rothaarigen, wohlproportionierten
und ausgesprochen fantasievollen Teufelin, bestand diese Gefahr nicht. Sie war jeden
einzelnen Heller wert, den er für sie lockergemacht hatte, und lockergemacht hatte
er in der Tat eine Menge. Hier einen Armreif, da ein neues Kleid, hie und da ein
paar Schuhe, ab und zu auch mal einen Goldgulden. Kleine Geschenke erhielten eben
immer noch die Freundschaft. Mehr konnte man beim besten Willen nicht erwarten,
und von mehr konnte auch nicht die Rede sein. Tuchscherer lächelte verächtlich vor
sich hin. Frauen benutzte man, um nicht benutzt zu werden, und wer schlau war, warf
sie weg, wenn er mit ihnen fertig war.
    Und was, wenn sie sich ihm widersetzten, die
Keckheit besaßen, ihm die kalte Schulter zu zeigen? Ganz einfach: Dann nahm er sie
sich mit Gewalt. Bis jetzt war dies ohne Folgen geblieben, und nichts deutete darauf
hin, dass er irgendwann Scherereien bekommen würde. Mit einem wie ihm, gewieft,
gefürchtet und auf dem Sprung in den Rat, wollte sich eben niemand anlegen, selbst
dann nicht, wenn er wieder einmal über die Stränge geschlagen hatte. Oder wenn er,
wie im Falle der kleinen Egerter, ein wenig nachhelfen musste.
    Nicht mehr ganz nüchtern
schlüpfte Tuchscherer in seine Hose und schraubte sich schwankend und taumelnd in
die Höhe. Und überhaupt: Was konnte er denn dafür, dass sich das kleine Miststück
zur Wehr gesetzt hatte? Dass sie so laut geschrien hatte, dass Egbertas Dienstmagd
ihr zur Hilfe geeilt war? Überhaupt nichts. Ihre Schuld, wenn sie sich umgebracht
hatte, oder? Hauptsache, er hatte seinen Spaß gehabt. Und das war ja wohl der Fall
gewesen.
    Dennoch: Mit Huren war es wirklich etwas anderes.
Oder mit einer Kurtisane von der Sorte, zu der die Frau dieses Hagestolzes von einem
Bader zählte. Beziehungsweise gezählt hatte. Einen obszönen Fluch auf den Lippen,
streifte Tuchscherer sein Leinenhemd über und schlingerte zur Tür. Ja, verdammt
noch mal, es hatte Momente gegeben, in denen er verrückt nach ihr gewesen war, verrückt
nach ihrer Gegenwart,

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