Engel der Schatten - 02 - Emilia Jones
Gesichtes, ihre Brüste, die schlanke Taille und die unglaubliche Kurve, die über ihren Po hin zu den Oberschenkeln führte.
Er riss sich los.
Er war ein mächtiger Vampir! Und er musste nun gehen.
Schattenseiten
Als Michelle erwachte, tauchte die Sonne ihr Bett in ein wärmendes Licht. Sie fühlte sich gut. Ausgeschlafen, erholt und absolut befriedigt. Einziger Wehmutstropfen war die Einsamkeit. Raoul lag nicht neben ihr. Natürlich nicht! Er war ein Vampir und verschwand am Tag in sein verborgenes Versteck.
Und wenn schon!
Genüsslich streckte sie beide Arme weit zu den Seiten aus. Sie wollte die ganze Welt umarmen! Endlich hatte sie den Richtigen gefunden. Raoul. Ein umwerfender Vampir. Natürlich bestand eine gewisse Ähnlichkeit zwischen Andrew und ihm. Aber Raoul war definitiv noch viel umwerfender, entschied Michelle für sich. Wer hätte das gedacht? Glücklich seufzte sie auf.
All ihre guten Vorsätze, nie wieder in den „Club Noir“ zurückzukehren, warf sie über den Haufen. Er war dort. Grund genug, um sich bereits jetzt Gedanken darüber zu machen, was sie am Abend anziehen würde.
Sie stand auf und warf einen kritischen Blick in den Spiegel. Zuerst würde sie ihrem Friseur einen Besuch abstatten und vielleicht auch der Kosmetikerin. Alles musste perfekt sein. Und so verschwendete sie den Tag und dazu noch eine große Geldsumme, um sich für Raoul ausstaffieren zu lassen.
***
Mit weichen Knien ging sie die Straße entlang, die direkt auf die Eingangstür des Clubs zuführte. Die Absätze ihrer neuen roten Lackschuhe klackerten auf dem Asphalt, und mit jedem Schritt spürte sie, wie eng das schwarze, mit Spitzen besetzte Korsett saß. Sie hatte Schwierigkeiten beim Luftholen. Gepaart mit ihrer Nervosität schwebte sie regelrecht auf der Schwelle zur Ohnmacht.
Dabei bemühte sie sich inständig, diese Unsicherheit niederzukämpfen. Sie konnte sich der heißen Liebe Raouls und seines Begehrens sicher sein. Warum hatte er sich sonst so hartnäckig um ihre Gunst bemüht?
Trotzdem keimten Zweifel in ihr auf, als sie durch die Pforte in den Club eintrat.
Erneut fühlte sie sich beobachtet. Gierige Blicke trafen sie. Jäger, die sie als hilfloses
Opfer betrachteten. Sie wollten Blut und Sex. Aber was wollte Raoul von ihr? Immerhin war er einer von ihnen. Ein Wesen der Nacht mit mehr animalischen als menschlichen Eigenarten.
Nein, sagte sie sich, sie würde nicht aufgrund der ersten kleinen Bedenken gleich wieder umkehren. Zu sehr hatte sie diesen Abend und ein Wiedersehen mit Raoul herbeigesehnt. Sie würde ihn suchen – und sie fand ihn auch sehr bald. Allerdings in einer Pose, die ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Sie konnte es nicht fassen! Eine andere saß auf seinem Schoß. Eine Wasserstoffblondine im pinkfarbenen Lackminikleid. Ihre langen Beine steckten in Netzstrumpfhosen und ihre High-Heels hatten die wohl höchsten Absätze, die Michelle sich nur vorstellen konnte.
Ein dummes Flittchen, das sich da an seinen Hals schmiss. Er konnte doch nicht wirklich an ihr interessiert sein! Michelle ließ sich nicht von einer wie ihr verdrängen.
Erhobenen Hauptes schritt sie auf das Paar zu. Sie blieb direkt vor ihnen stehen, die Arme vor der Brust verschränkt.
„Raoul?“ Provozierend schob sie das Kinn vor.
Doch Raoul drehte nur gelangweilt den Kopf und betrachtete sie wie eine Fremde. Er sagte kein Wort.
Die Blondine knabberte zärtlich an seinem Ohr. Ihre Hände glitten in den Ausschnitt seines Hemdes. Sie gab sich große Mühe, ihn ganz für sich einzunehmen.
„Wer ist das, Raoul? Sag ihr, sie soll wieder gehen!“
Seine Miene blieb vollkommen teilnahmslos. Nichts ließ darauf schließen, dass die vergangene Nacht für ihn ebenso besonders gewesen war, wie für Michelle. Sie schimpfte sich eine Närrin. Warum fiel sie nur immer und immer wieder in dasselbe Muster zurück?
„Was willst du hier?“, fragte er schließlich.
„Ich dachte …“
Sein eisiger Blick bestätigte ihr allerdings mehr als deutlich, dass jede Mühe vergeblich sein würde. All ihre Hoffnungen zerschlugen sich. Die Tränen brannten in ihren Augen. Aber sie blieb stark. Sie wandte sich ab, bevor er ihre Schwäche sehen konnte.
„Gar nichts.“
Michelle wollte die Bar verlassen, solange sie noch einen letzten Funken Stolz besaß. Es gab jedoch jemanden, der ihr dies missgönnte. Gérard versperrte ihr den Weg.
„Schöne Frau“, säuselte er und kam ihr dabei unangenehm nahe. „So ganz allein
Weitere Kostenlose Bücher