Engel der Schatten - 04 -Kerri van Arden
es dieser Mann wagen, mit einer anderen zu flirten, obwohl er doch mir gehörte!
„Wollen wir tanzen?“, hörte ich dieses rothaarige Biest fragen. Dann sah ich, wie sie nach seiner Hand griff und ihn aufs Parkett zog...
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Kerri van Arden
Chassedy
Joshua:
War ich wahnsinnig? Anders konnte ich es mir zu dem Zeitpunkt wirklich nicht erklären. Ich tanzte mit einer atemberaubend schönen Frau und wo immer ich hinblickte, sah ich Chassedy. Mal kam sie mir traurig vor, mal wütend. Ihre Augen glühten förmlich, wenn sich unsere Blicke streiften.
„Geh weg, Chassedy“, dachte ich. Doch mein Flehen wurde nicht erhört. Provozierend tauchte sie wieder und wieder in meinem Blickfeld auf.
Patty schien zu merken, dass etwas nicht stimmte. Meine verunsicherten Blicke mussten wohl Bände gesprochen haben.
„Was ist mit dir los? Ist alles in Ordnung?“
Konnte ich mit ihr darüber reden? Ich kam mir plötzlich so lächerlich vor. Sollte ich etwa sagen: „Chassedy beschattet uns, du kannst sie aber nicht sehen, weil sie nur für mich sichtbar ist?“ Patty würde mich für verrückt erklären. Ich würde damit alles zerstören, was sich jetzt gerade zwischen uns entwickelte. Das konnte und wollte ich nicht riskieren. Ich begehrte Patty mehr als jede andere Frau zuvor! Fasziniert blickte ich in ihr atemberaubend schönes Gesicht. Sie hatte große blaue Augen, einen verführerisch sinnlichen Mund, eine feine Nase und ein paar winzige, niedlich wirkende Sommersprossen. Gott, sie war so wunderschön. Ich wollte sie nicht verlieren – um keinen Preis. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich Chassedy, die sich wie ein bedrohlicher Schatten über unsere Liebe zu legen drohte. „Sie ist nicht real“, erinnerte ich mich selbst und verdrängte sie aus meinen Gedanken. Von jetzt an sollte es nur noch Patty und mich geben!
Und dann geschah es. Patty schloss die Augen und presste sich mit einem sanften Druck an mich. Ihre Lippen umschlossen die meinen, es war aufregend und sinnlich zugleich. Elektrisierend! Nie hatte mich eine Frau so intensiv geküsst, nie hatte ich solch ein Kribbeln im Bauch verspürt. Chassedy hatte mich nie geküsst!
Patty war unglaublich leidenschaftlich. Ihr Kuss war so ehrlich und rein. Ich glaubte, ihre Liebe zu schmecken, wollte diesen Moment der Zärtlichkeit für immer festhalten, doch im nächsten Augenblick war er vorbei – so schnell, wie er begonnen hatte. Ich reichte Patty meine Hand und führte sie zu unserem Tisch zurück.
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Kerri van Arden
Chassedy
„Du küsst gut!“, meinte sie schließlich. Ich grinste verlegen, denn ich wollte ihr
nicht offenbaren, dass ich nicht grade ein geübter Meister in solchen Dingen war. Zugegeben, ich hatte vieles von Chassedy gelernt, dennoch waren wir uns nie so nah gewesen wie Patty und ich in diesem Augenblick. Ich sah mich um und stellte überrascht fest, dass Chassedy fort war. Hatte der Kuss sie vertrieben? Ich wollte nicht länger an sie denken, ich wollte sie einfach vergessen. Sie war nicht real!
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Kerri van Arden
Chassedy
Patricia:
Nach unserem ersten Treffen im Tanzlokal hatten wir uns für das Wochenende in einem indischen Restaurant verabredet. Exotische Musik drang an meine Ohren. Das orientalische Flair war atemberaubend. Sogar die Kellner trugen traditionelle Gewänder, als sie uns die Speisekarten brachten. Schweigend saßen wir uns gegenüber. Ich blickte in seine blauen Augen. Er war anders als die Männer, die ich zuvor kennen gelernt hatte. Zärtlich, tiefgründig, sensibel – alles, was ich mir von einem Mann jemals erhofft hatte. Ich begriff nicht, warum ich nicht schon früher erkannt hatte, was für ein liebenswerter Mensch er war. Irgendwie hatte er es geschafft, mir die Augen zu öffnen. Nein, nicht nur mir, sondern allen. Auch die anderen behandelten ihn nun mit Respekt. Sogar Colin sah zu ihm auf. Josh schien wie verwandelt. Lag es vielleicht an seiner Freundin? Ja, ich musste unwillkürlich an sie denken. Liebte er sie? Wenn ja, warum ging er dann mit mir aus? Mein Gefühl sagte mir, dass ich diejenige war, die er begehrte. Doch ich musste Gewissheit haben, ich musste wissen, auf was ich mich einließ. Zu viel stand für mich auf dem Spiel.
„Ist es zwischen Chassedy und dir aus?“, fragte ich mit einem heftig pochendem Herzen.
Joshua sah mich erstaunt an. Hatte er mit dieser Frage etwa nicht gerechnet? Sekunden vollkommener Stille vergingen, dann schenkte er mir ein Lächeln, welches mich gleichermaßen beruhigte
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