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Engel der Verdammten (German Edition)

Engel der Verdammten (German Edition)

Titel: Engel der Verdammten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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unauffällig wie die Haussklaven, die sich die Menschen zu ihrem Vergnügen halten? Dass ich nicht lache. Wir sind Raubtiere, Peter. Keine Menschen. Keine Opfer. Wir sind gnadenlose Geschöpfe der Nacht. Ich kenne unsere wahren Begierden. Komm, mein Geliebter, lass uns zusammen auf die Jagd gehen … Oder lass mich zumindest mein Werk vollenden!«
    »Nein«, gab er ruhig und kalt zurück.
    »Nein?«
    Sie blitzte ihn noch einmal an, und Sabine fragte sich, was sie wohl vorhaben könnte, da flog Aletta mit einem riesigen Satz auf sie zu, packte sie an beiden Armen und riss sie vom Bett. Sabine hörte das Glas der Scheibe klirren, die um sie zerbarst. Sie hörte einen Schrei des Entsetzens.
    War es ihr eigener?
    Dann verschwand der Boden unter ihren Füßen und sie fiel. Es war nur ein Wimpernschlag, doch sie konnte deutlich sehen, wie sie mit dem Kopf voraus auf den Asphalt unter sich zuraste.
    Das ist das Ende, dachte sie noch, doch der Aufprall war nicht so hart, wie sie erwartet hatte. Sie starrte in Peters Augen. Sein Gesicht war so nah, als er ihren Körper gegen den seinen presste.
    »Habe ich das nicht alles schon einmal erlebt?«, stieß er hervor und drückte sie noch einmal an sich. »Ich habe mich damals richtig entschieden. Und heute auch.«
    Er blinzelte und sah sie an, als käme er von einer Reise aus einer fernen Welt zurück. »Ist mit dir alles in Ordnung? Hast du dich verletzt?«
    Er ließ sie los. Sabine bewegte vorsichtig Arme und Beine. Es schien nichts gebrochen, und sie hatte sich seltsamerweise auch keine Schnittwunden zugezogen, auch wenn sie sicher einige blaue Flecken davontragen würde.
    »Alles gut. Danke, dass du dich so entschieden hast. Du hast mir das Leben gerettet.«
    »Ich lasse mich nicht gern erpressen«, knurrte er grimmig und schien sich in Luft aufzulösen. Das war nicht ganz die Antwort, die sie hören wollte, aber immerhin lebte sie noch und lag nicht zerschmettert auf dem Straßenpflaster.
    Sie sah den grünlichen Nebel die Wand hinaufkriechen. Es war noch nicht zu Ende. Sabine eilte um das Haus herum, wo sie vor der Eingangstür beinahe mit jemandem zusammenstieß. Für einen Moment dachte Sabine, es wäre Aletta, doch dann erkannte sie Melanie Schmitz.
    »Ah, Frau Schmitz! Was für ein Zufall, Sie hier zu treffen.«
    Melanie schreckte auf und sah sie fragend an.
    »Kann ich Ihnen helfen?« Sie zog die Stirn in Falten und überlegte vermutlich, woher sie die Frau vor der Tür ihres Puffs kannte. Männer gingen hier ein und aus, aber Frauen? Plötzlich machte es klick, und ihre Miene veränderte sich schlagartig. Sie verbarg den Schlüssel, den sie bereits in der Hand hatte, in ihrer Jackentasche und wich einen Schritt zurück.
    »Oh, Frau Kommissarin, was für ein Zufall. Was führt Sie auf den Kiez?«
    »Das Gleiche wie Sie! Ich wollte sehen, ob in Ihrer Wohnung oben alles in Ordnung ist.«
    »Unsere Wohnung? Aber nein, Sie irren sich«, versuchte sie sich rauszureden. »Wir wohnen in Barmbek, das wissen Sie doch.«
    »Ja, das weiß ich«, gab Sabine zurück. »Ich meine ja auch das Bordell hier, das Sie illegal betreiben. Also wenn Sie jetzt bitte die Tür aufschließen würden!«
    Sie wich noch einen Schritt zurück, doch Sabine griff in ihre Jackentasche.
    »Sie gestatten?« Sie nahm den Schlüssel und öffnete die Tür.
    »Das dürfen Sie nicht«, protestierte Melanie halbherzig.
    »Ich denke schon.« Sabine ergriff ihren Arm und nötigte sie, ihr zu folgen.
    In der Wohnung herrschte Chaos. Nun standen auch die anderen Zimmertüren offen. Frauen drängten sich auf dem Flur. Manche trugen noch T-Shirts und Leggins, andere hatten sich schon für ihre Arbeit umgezogen und geschminkt. Peter von Borgo stand über die Frau im ersten Zimmer gebeugt, die von Aletta in den Hals gebissen worden war. Eine weitere stark blutende Wunde hatte sie als Abschiedsgeschenk zurückgelassen.
    »Sie ist weg«, sagte er.
    »Ist es schlimm?«, erkundigte sich Sabine, während sie die Tür hinter Melanie Schmitz zuschob, die sich mit einem Ausdruck des Entsetzens umsah.
    »Sie ist nicht bei Bewusstsein. Wir müssen die Blutung stoppen.«
    Sie sah, wie er gequält schluckte. Das war nicht einfach für ihn. Sicher hätte er das hervorsprudelnde Blut lieber getrunken, als ein Handtuch auf die Wunde zu pressen. Die andere Frau saß apathisch auf dem Bett, den Deckenzipfel auf ihre ebenfalls noch blutende Wunde gedrückt. Eine weitere Frau, kaum älter als sie, hatte den Arm um sie gelegt und sprach

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