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Engel der Verdammten (German Edition)

Engel der Verdammten (German Edition)

Titel: Engel der Verdammten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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hoch.
    »Das kommt darauf an, was Ihnen wichtig ist«, erwiderte Tariq beinahe sanft. »Alle Frauen, die ich vermittle, sind fleißig und gehorsam und stellen keine Ansprüche.«
    »Das ist doch das Wichtigste«, unterbrach ihn die Frau schnell.
    »Ja, sicher«, gab Tariq zu, »doch es gibt Kunden, die lieber ein junges, hübsches Mädchen um sich haben als, sagen wir, eine Frau, die das harte Leben bereits gezeichnet hat. Das Leben in ihren Heimatländern ist kein Zuckerschlecken.«
    »Ja, ja«, bestätigte die Frau und nickte heftig mit dem Kopf. »Davon habe ich gelesen. Man fühlt sich geradezu verpflichtet, solch armen Geschöpfen Zuflucht zu gewähren.«
    Tariq merkte, wie ihm die Kinnlade herunterklappte. Meinte sie das etwa ernst? Sie sah ihn geradezu unschuldig aus ihren wässrig blauen Augen an. Er fasste sich rasch und nickte zustimmend.
    »Was wäre denn die Untergrenze?«, meldete sich der Mann wieder zu Wort.
    Tariq überlegte und musterte die beiden. Die Kunst war es, die Schmerzgrenze seines Handelspartners zu erahnen. Man durfte sie nicht verschrecken, doch natürlich hatte er nichts zu verschenken.
    »Dreitausend«, sagte er nach kurzem Zögern.
    »Was?«, rief der Mann und sprang von seinem Stuhl auf, doch seine Frau fasste ihn am Arm und zog ihn wieder auf seinen Platz.
    »Und was wäre das für eine Frau?«
    »Sie stammt aus Rumänien und spricht kaum deutsch, aber das wird kein Problem sein. Sie wird Ihre Anweisungen schon verstehen.«
    »Ist sie tüchtig?«, bohrte die Frau weiter.
    »Und absolut zuverlässig«, versicherte Tariq.
    »Dreitausend!«, wiederholte der Mann, doch Tariq schwieg und sah die Frau an, hinter deren Stirn es arbeitete. Er war sich seines Sieges bereits sicher.
    »Bedenken Sie, was Sie an laufenden Kosten einsparen. Diese Frauen sind sehr genügsam«, sagte er leise, und nun erhellte sich auch die Miene des Besuchers.
    »Das ist richtig«, sagte er und streckte seine Hand aus, um das Geschäft zu besiegeln.
    »Sie heißt Mirona«, sagte Tariq. »Ich werde sie Ihnen morgen Abend vorbeibringen. Wenn Sie bis dahin bitte das Geld besorgen könnten?«
    Herr und Frau Diemann nickten, schenkten ihm noch ein Lächeln und verließen dann die kleine Wohnung.
    Tariq wartete ein paar Minuten, bevor er nach Jacke und Wagenschlüssel griff und hinauseilte. Er hatte heute noch einen zweiten Termin, der ihm ebenfalls ein paar Tausender einbringen würde.
    Nicht einmal eine Stunde später parkte Kommissar Ohlendorf vor Dr. Reißenbergers Haus in Harvestehude. Eine Mauer, über die eine dauergrüne Hecke ragte, versperrte ihnen die Sicht auf Garten und Haus, und auch das Tor war zu hoch, um darübersehen zu können. Sabine besah sich das Tor genauer. Die beiden Flügel zur Zufahrt wurden elektrisch bedient und konnten nicht einfach aufgeschoben werden. Die schmale Tür daneben konnte dagegen auch mit einem Schlüssel geöffnet werden. Ehe der Hauptkommissar protestieren konnte, hatte sie eine Plastikkarte seitlich durch den Schlitz gezogen und das einfache Schloss des Tors entriegelt.
    »Sabine, was machst du denn?«, schimpfte Thomas Ohlendorf leise.
    »Ich möchte uns ungern durch die Sprechanlage anmelden. Je weniger Zeit sie haben, sich Gedanken über unseren Besuch zu machen, desto aufschlussreicher wird ihre Reaktion.«
    Dem konnte ihr Vorgesetzter nicht widersprechen, dennoch fühlte er sich verpflichtet, ihre ungesetzliche Vorgehensweise zu rügen.
    »Das ist Hausfriedensbruch!«
    »Aber die Tür war doch nur angelehnt«, widersprach Sabine mit einem unschuldigen Ausdruck.
    »Ich glaube, ich sollte mir merken, wie skrupellos du lügen kannst«, knirschte er. »Wer weiß, was du mir schon alles aufgetischt hast.«
    »Ich belüge doch meinen Chef nicht«, widersprach Sabine mit dem gleichen Ausdruck.
    Er stieß ein kurzes Lachen aus. »Also dann los!« Sie gingen hinein, und Thomas ließ die Tür hinter sich zufallen.
    Die beiden Kripobeamten folgten der Auffahrt, an deren Ende ein schwarzes Auto parkte. Es war ein aufgemotzter 7er- BMW , allerdings nicht der neusten Serie, wie der Hauptkommissar bemerkte.
    Sabine betrachtete das Haus, das sie zum ersten Mal bei Tageslicht sah. Dies hier war eine teure Wohngegend, dennoch zeichnete sich das Einfamilienhaus nicht durch irgendwelche architektonischen Besonderheiten aus. Es war recht groß, aber vom Stil her eher unauffällig. Daneben schloss sich eine Doppelgarage an, deren Tor herabgelassen war. Zu beiden Seiten der Auffahrt lagen

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