Engel der Verdammten (German Edition)
gepflegte Blumenbeete. Rechter Hand war das Wohnzimmer mit der Terrasse auf der Südseite, die auf den Rasen hinausführte. Auf der Rückseite befand sich, wie Sabine bereits von ihrem ersten Besuch her wusste, die Küche, aus der eine Hintertür zum Garten führte.
Sie drückte auf die Klingel und hoffte, dass man ihnen gleich öffnen und nicht erst über eine Sprechanlage nach ihrem Anliegen fragen würde. Zumindest war jemand zu Hause. Sie konnten Schritte auf einem Steinfußboden hören, dann knackte etwas und eine männliche Stimme fragte: »Ja, bitte? Wer ist da?«
Sie konnten das Echo der Frage vom Tor her hören. Sabine klopfte mit den Fingerknöcheln gegen das Milchglas.
»Dr. Reißenberger?«, rief sie. »Kriminalpolizei. Wir würden gerne kurz mit Ihnen sprechen.«
Drinnen war es für einen Moment still. Überlegte er, was er jetzt tun sollte? Offenbar entschloss er sich zu öffnen, nicht jedoch ohne all sein Missfallen in seine Stimme zu legen.
»Wer sind Sie und was wollen Sie? Und wie kommen Sie hier herein?«
»Entschuldigen Sie, das Tor war nur angelehnt«, behauptete Sabine dreist. »Mein Name ist Berner, Oberkommissarin Berner vom LKA , und das ist Hauptkommissar Ohlendorf. Dürfen wir reinkommen?«
»Kommissare vom LKA «, wiederholte der Mann ein wenig zu laut für Sabines Geschmack. »Was wollen Sie hier? Worum geht es?«
»Es geht um eine Mordermittlung«, fügte Thomas Ohlendorf mit seiner finsteren Miene hinzu, die beinahe jeden einschüchterte.
»Was hat das mit uns zu tun?«, beharrte der Hausherr, noch immer nicht bereit, sie hereinzulassen.
»Das erklären wir Ihnen am besten in aller Ruhe«, mischte sich Sabine wieder ein und registrierte im Stillen, dass er nicht fragte, wer ermordet worden sei. Vermutlich, weil er sehr genau wusste, wem vor wenigen Tagen in seiner Küche die Kehle durchgeschnitten worden war.
Nun erklang das klackernde Geräusch von Stöckelschuhen. Frau Reißenberger kam in Sicht. Sabine hätte nicht sagen können, was für eine Art Frau sie erwartet hatte, jedenfalls war die Dame trotz ihrer Schminke eher unscheinbar, klein und ein wenig untersetzt. Sie hatte braunes Haar, das bereits von grauen Strähnen durchsetzt war. Den Doktor konnte man dagegen mit seiner großen, breitschultrigen Gestalt und dem kurzen angegrauten Haar durchaus als stattlich bezeichnen.
»Habe ich richtig gehört? Kriminalpolizei?«, fragte die kleine Frau, deren Stimme erstaunlich energisch klang.
Ihr Mann nickte. Sie tauschten einen Blick, den Sabine nicht recht deuten konnte.
»Dann bitte die Herrschaften doch herein«, schlug Frau Reißenberger vor und bat, ihre Ausweise sehen zu dürfen. Hatte hier die Frau die Hosen an?
Sie führte die beiden Kripobeamten ins Wohnzimmer und bat sie, Platz zu nehmen. »Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«
Hauptkommissar Ohlendorf nahm dankend an und deutete auf die beiden halbvollen Tassen auf dem Tisch. »Wir haben Sie bei Ihrem Kaffee gestört?«
Frau Reißenberger winkte mit einem etwas gekünstelten Lachen ab. »Aber das macht doch nichts.«
Sie eilte davon, ohne zu fragen, weshalb die Kripo sie an einem Samstagmittag in ihrem Haus aufsuchte. Herr Reißenberger nahm auf einem Sessel Platz und verschränkte die Hände in seinem Schoß. »Nun, worum geht es?«
Sabine überließ es ihrem Vorgesetzten zu antworten und sah sich stattdessen im Wohnzimmer um. Es wirkte nicht mehr so sauber und ordentlich wie in der Nacht ihres ersten Besuchs. Außer den beiden Kaffeetassen stand auch noch ein leeres Glas auf einem Beistelltisch, daneben eine Teetasse, die bis auf einen dunklen Rest ebenfalls leer war.
»Es geht um eine Morduntersuchung«, begann der Hauptkommissar.
»Was für ein Mord?«, hakte Dr. Reißenberger nach, und Sabine hatte das Gefühl, seine Tonlage habe sich ein wenig erhöht.
»Einer Frau wurde die Kehle durchgeschnitten«, fügte Thomas Ohlendorf hinzu, den Blick eindringlich auf sein Gegenüber gerichtet.
Was war das in seiner Miene? Verschiedene Gefühle huschten vorüber, ohne dass sie sie deuten konnte. War er überrascht gewesen? Dann plötzlich nickte Dr. Reißenberger.
»Die Frau, die man im Park gefunden hat? Aber was hat das mit uns zu tun?«
Gut pariert, dachte Sabine.
Frau Reißenberger kehrte mit zwei gefüllten Kaffeetassen zurück und stellte sie vor den beiden Kripobeamten auf den Tisch. Thomas Ohlendorf nippte an dem Gebräu und wiederholte das Spiel.
»Eine ermordete Frau?«, wiederholte Frau
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