Engel der Verdammten (German Edition)
worden? Was konnte das anderes bedeuten, als dass sich das Opfer vorher dort aufgehalten hatte?
Plötzlich fiel ihr etwas ein. Der schwarze BMW ! Er war nicht mehr da gewesen, als die Spurensicherung eintraf. Wann war er weggefahren, und warum hatten sie es nicht bemerkt? Verflucht! Es war also doch noch jemand im Haus gewesen, der sich unbemerkt aus dem Staub gemacht hatte.
Kapitel 9
Yulia
Es war gegen Mitternacht, als es bei den Diemanns klingelte. Tariq hatte seinen schwarzen 7er- BMW auf der Straße direkt vor dem Tor geparkt. Er war stolz auf seinen Wagen. Nun gut, es war nicht die neuste Serie, dafür war es ein Schnäppchen gewesen, und er hatte den Wagen mit ein paar schönen Extras aufpeppen lassen. Allerdings nicht zu auffällig. Das war immer eine Gratwanderung in seiner Branche. Man musste zeigen, wer man war, und sich Respekt verschaffen, allerdings durfte man nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Die Diemanns erschienen in der Tür und durchquerten den schmalen Vorgarten. Auf dem Gesicht der Frau spiegelte sich nervöse Anspannung, als Tariq die hintere Tür öffnete, die er mit einer Kindersicherung ausgestattet hatte, auch wenn das in diesem Fall eine unnötige Vorsichtsmaßnahme war.
»Steig aus«, sagte er barsch. Die Frau gehorchte. Mit gesenktem Blick tappte sie hinter ihm her. Sie blieb am Fuß der Treppe stehen, während Tariq die Diemanns begrüßte.
»Das ist Mirona«, stellte er die Frau vor.
»Sie ist schon recht alt«, stellte Herr Diemann ein wenig enttäuscht fest. Tariq wusste, dass er damit verbraucht meinte und unansehnlich, doch was dachte er für dreitausend zu bekommen? Tariq spürte Ärger in sich aufsteigen.
»Sie sagten doch, Ihnen läge vor allem daran, eine tüchtige Hilfe für den Haushalt zu bekommen. Wenn Sie gern etwas Jüngeres möchten, ist das kein Problem, aber unter achttausend kommen wir da dann nicht zurecht.«
»Nein, nein, das ist schon gut«, lenkte Frau Diemann ein. »Komm herein, Mirona. Ich zeige dir erst dein Zimmer, dann sage ich dir, was du hier im Haus zu tun hast.«
»Sie müssen streng mit ihr sein und konsequent!«, sagte Tariq. »Sie hat gelernt zu gehorchen, und sie weiß, dass sie bestraft wird, wenn sie etwas falsch macht. Sie wird Ihnen keine Probleme bereiten, dennoch muss man wachsam bleiben und jeden Widerstand im Keim ersticken, wenn Sie nicht irgendwann in Schwierigkeiten geraten wollen.«
Frau Diemann nickte und führte Mirona in den Keller hinunter, wo sie zwischen Waschküche und Heizungskeller in einer kleinen Kammer ein Feldbett aufgestellt hatte. Die Tür war wie die anderen Kellertüren aus Stahl, der Schlüssel steckte außen. Als die Dame des Hauses mit Mirona zurückkehrte, zog Tariq sie am Arm grob zu sich. Er sagte einige Sätze auf Rumänisch. Mirona traten Tränen in die Augen, und sie nickte. Dann, ganz plötzlich, schlug er ihr hart ins Gesicht und überschüttete sie noch einmal mit einem Schwall von Drohungen. Mirona kniete vor ihm nieder und drückte ihre Wange an sein Knie.
So unvermittelt, wie er sie geschlagen hatte, wandelte sich seine drohende Miene in ein versöhnliches Lächeln, und er tätschelte der Frau, deren Alter schwer zu schätzen war, das ungepflegte Haar.
Die Diemanns wirkten verunsichert. Die Szene stieß sie ab und faszinierte sie gleichermaßen. Tariq wusste, der Same war gelegt. Wenn die Menschen begannen, über einen anderen Kontrolle auszuüben, und zum ersten Mal den Rausch absoluter Macht verspürten, war das wie eine Droge, der man sich nicht mehr entziehen konnte. Dies war seine Versicherung. Schließlich konnte es nicht in seinem Interesse sein, dass seine Handelsware bald schon in einer Polizeidienststelle oder bei einer der Hilfsorganisationen auftauchte.
»Was haben Sie zu ihr gesagt?«, erkundigte sich Frau Diemann fast ein wenig schüchtern.
»Ich habe sie nur daran erinnert, dass ich weiß, wo ihre kleine Schwester wohnt, und dass ich nur meinen Bruder anrufen muss, sollte ich Ersatz für sie brauchen.«
Dann verabschiedete sich Tariq und fuhr mit seinem BMW davon, in der Hoffnung, nie wieder von den Diemanns oder von Mirona zu hören – zumindest nicht so wie im Fall der Wolfs oder, noch schlimmer, der Reißenbergers! Ein einziger Albtraum, und wer musste es ausbaden und alles wieder richten? Er, Tariq, der Retter, der Unerschrockene, der Erfüller aller Wünsche.
Bei diesem Gedanken stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Ja, in dieser Rolle gefiel er sich. Er
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